2. Januar 2017

Breilmanns Wiese: „Eigengewächse machen uns stolz“

Andreas Winkler, Leiter der RWE-Nachwuchsabteilung, zieht seine Halbjahres-Bilanz.

Andreas Winkler ist einer der dienstältesten Rot-Weissen. Vor knapp 17Jahren war der heute 47-Jährige als Spieler vom damaligen Oberligisten 1. FC Magdeburg an die Hafenstraße gewechselt. Nach einem Kreuzbandriss musste der dreifache Familienvater seine aktive Karriere beenden, wurde danach in die RWE-Jugendarbeit eingebunden. Bereits ab 2003 arbeitete Winkler als Leiter der Nachwuchsabteilung von Rot-Weiss. Vor vier Jahren erwarb er an der Hennes-Weisweiler-Akademie des DFB in Hennef die Fußballlehrer-Lizenz. Mit Beginn der Saison 2015/2016 übernahm Andreas Winkler die Position des Sportdirektors des Gesamtvereins. Seit dieser Saison ist er als „Direktor Sport Entwicklung“ nun wieder in erster Linie für die RWE-Nachwuchsabteilung zuständig. Zum Jahresbeginn zieht Andreas Winkler im Interview seine Hinrundenbilanz.

Sowohl die U19 als auch die U17 überwintern in der West-Staffel der Junioren-Bundesliga auf einem Nicht-Abstiegsplatz. Wie fällt Deine Halbjahres-Bilanz für die beiden ältesten Leistungsmannschaften der Nachwuchsabteilung aus?

AW: Wie es bereits im Vorfeld zu erwarten war, kämpfen beide Mannschaften darum, sich in der Liga zu halten. Bei der U19 hatte der komplette 97er-Jahrgang mit insgesamt elf Stammspielern die Mannschaft verlassen. Zu Saisonbeginn standen allein sechs Jungjahrgänge in der Startelf, was schon sehr ungewöhnlich ist. Auch mit der U17 sind wir mit einer komplett runderneuten Mannschaft ins Rennen gegangen. Einige aus der U16 wurden hochgezogen. Die Hälfte der Mannschaft wurde aus Spielern von umliegenden Vereinen geholt.

Wie wichtig ist es, dass RWE mit beiden Teams dauerhaft in der höchsten deutschen Spielklasse vertreten ist?

AW: Ziel unserer Ausbildung ist es, Spieler für die erste Mannschaft hervorzubringen und außerdem die U15- und U16-Spieler für den Verein zu begeistern. In den beiden Bundesligen, in denen von 14 Mannschaften jeweils drei Vereine absteigen, ist es extrem schwierig, sich dauerhaft zu behaupten. Mehr als die Hälfte aller Vereine befindet sich eigentlich permanent im Abstiegskampf. Für die U19 stehen gleich zu Beginn der Rückrunde mit den Begegnungen gegen den Wuppertaler SV und anschließend bei Rot-Weiß Oberhausen zwei ganz wichtige Spiele auf dem Programm.

Mit Nico Lucas und Timo Becker haben zwei Eigengewächse den Sprung in die erste Mannschaft geschafft. Ist das der Weg, den RWE gehen will?

AW: Es macht uns stolz, wenn sich Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in der ersten Mannschaft durchsetzen. Es ist Ausdruck der guten Arbeit, die wir im RWE-Jugendbereich leisten und bestätigen unser Förderkonzept. Ebenso stolz macht uns aber auch, wenn ehemalige RWE-Spieler wie beispielsweise die Torhüter Moritz Nicolas bei Borussia Mönchengladbach und Florian Kraft beim VfL Bochum permanent oder zu einem großen Teil mit den Profis trainieren. Auch wenn das Ziel natürlich weiterhin ist, dass unsere Fans die Eigengewächse an der Hafenstraße zu sehen bekommen.

Werden im Winter Neuzugänge für die U19 oder U 17 für die „Mission Klassenverbleib“ verpflichtet?

AW: Bei der U17 wird Durim Berisha neu dabei sein, der bereits seit sechs Wochen mittrainiert und ab sofort spielberechtigt ist. Der Abwehrspieler war zuletzt für unseren Nachbarn in Gelsenkirchen am Ball. Bei der U19 wird uns Torhüter Maximilian Lange verlassen. Wir halten Augen und Ohren auf, sind auf der Suche nach einem adäquaten Ersatz, um auch den Konkurrenzkampf weiter zu beleben.

Wie schätzt Du die Arbeit von U19-Trainer Carsten Wolters und U17-Trainer Antonios Kotziampassis ein?

AW: Beide machen einen richtig guten Job. Carsten Wolters kennt sich in der Liga bestens aus und auch die Doppelbelastung als Co-Trainer der ersten Mannschaft bekommt er gut hin. Er strahlt Souveränität aus und kommt bei den Jungs gut an. Nach vier Niederlagen zum Saisonstart hat er Ruhe bewiesen und sich mit der Mannschaft Stück für Stück unten herausgearbeitet. „Toni“ Kotziampassis hat schon über viele Jahre seine Qualität im Jugendbereich bewiesen. Er hat einen verschworenen Haufen geformt, der für jeden Gegner unangenehm zu spielen ist.

Was muss besser werden, damit beide RWE-Teams auch im nächsten Jahr weiter in der Bundesliga zu sehen sind?

AW: Die U17 muss die einfachen Fehler abstellen, die immer wieder zu Gegentoren geführt haben. Aus einigen Partien, in denen wir dem Gegner „gefühlt“ überlegen waren, wurden zu wenig Punkte geholt. Bei der U19 wünsche ich mir, dass die Truppe es in der Rückrunde schafft, ihr Spiel über 90 Minuten durchzuziehen. Die Mannschaft hat sich bei dem einen oder anderen Rückschlag zu schnell aus dem Konzept bringen lassen. Nach der Winterpause sollen die Jungs möglichst schon so etwas wie effektiven Männerfußball spielen.

Wie gut klappt die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen U19-Trainer Jürgen Lucas, der bei RWE die Rolle als „Direktor Sport Senioren“ übernommen hat?

AW: Obwohl wir uns vielleicht nicht täglich über den Weg laufen, findet selbstverständlich ein regelmäßiger Austausch statt. Gerade Jürgen Lucas weiß zu schätzen, welche Arbeit im Nachwuchsbereich geleistet wird.

Wagen wir auch mal abseits des Sportlichen einen kleinen Ausblick an der Seumannstraße: Was tut sich 2017 sonst noch rund um das Nachwuchsleistungszentrum?

AW: Wir arbeiten Schritt für Schritt und im Rahmen unserer Möglichkeiten daran, die Voraussetzungen für Spieler, Trainer und natürlich auch für die Eltern unserer Spieler zu verbessern. 2017 wird beispielsweise ein Begegnungszentrum entstehen, in dem sich Eltern auch bei schlechtem Wetter aufhalten, ihren Kindern beim Training zuschauen und ins Gespräch kommen können. Dank der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gewinnen wir dadurch eine zusätzliche Räumlichkeit, die auch für die Hausaufgabenbetreuung unserer Spieler genutzt werden wird. Ansonsten hoffen wir natürlich mittelfristig darauf, dass der Ascheplatz auf dem NLZ-Gelände zu einem Kunst- oder Naturrasenplatz wird.

Zusätzlich habt ihr euer Angebot für fußballinteressierten Nachwuchs aus Essen ausgeweitet…

AW: …ganz genau! Wir bieten weiterhin unsere Fußballferiencamps an, zu denen wir in der Ferienzeit regelmäßig fast 100 Kinder an der Seumannstraße begrüßen. Außerdem beginnt im Januar auch unsere Torwartschule, an der jeder ambitionierte Nachwuchstorhüter von unseren ausgebildeten Torwarttrainern profitieren kann. Gerade in der Torwartausbildung waren wir in der Vergangenheit sehr erfolgreich.

Klingt alles in allem nach einer abwechslungsreichen Aufgabe. Wie kann man sich denn Deinen Tagesablauf vorstellen?

AW: Das ist immer unterschiedlich und hängt vielfach von meinen Terminen ab, für die ich zwischen der Hafenstraße und der Seumannstraße pendele. Was regelmäßig stattfindet, sind Gespräche mit den hauptamtlichen Mitarbeitern und Trainern im NLZ über die eigenen Spieler, über mögliche Zugänge und natürlich auch die Leistungen der einzelnen Mannschaften. Auch der Austausch mit der Geschäftsstelle an der Hafenstraße findet regelmäßig statt. Nachmittags und abends wird dann gesichtet. Entweder an der Seumannstraße oder auf anderen Sportanlagen der Umgebung.