15. Februar 2016

Druschky: „In Essen zu spielen ist eine Ehre!“

Neuzugang Druschky war besonders heiß auf die ersten Schritte im Stadion Essen. Nach einer intensiven Vorbereitung sollte gegen die U21 des 1. FC Köln der erste Pflichtspielauftritt des 22-jährigen Stürmers folgen. Wenige Tage vorher dann der Schock: Ein Knöchelbruch machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Mindestens sechs Wochen muss die rot-weisse Nummer 34 aussetzen. "Ich kann es nicht ändern und gebe jetzt alles, um schnellstmöglich wieder auf dem Platz zu stehen", blickt Druschky nach vorne.

Kai wer? Da staunten sie nicht schlecht, als RWE plötzlich einen Oberliga-Torjäger aus dem Hut zauberte. Kai Druschky – so heißt er richtig, kommt vom FC International Leipzig an die Hafenstraße. Sein letzter Verein sowie seine Geburtsstadt Berlin haben ihm bei unserer Mannschaft schnell einen einprägsamen Spitznamen beschert: „Ossi“. Das nimmt der 22-Jährige seinen neuen Kollegen nicht krumm. „Ich bin ein einfacher Junge“, sagt er lachend.

Und überhaupt: Ganz gleich, wie weit entfernt von der Ruhrmetropole der gelernte Mittelstürmer das Licht der Welt erblickte – die Strahlkraft von Rot-Weiss Essen reichte bis in die Bundeshauptstadt und auch nach Sachsen. „In Essen zu spielen, ist einfach eine Ehre“, sagt Druschky. Für ihn gab es nach der Anfrage des Deutschen Meisters von 1955 nur eine Frage: „Wann soll ich zum Probetraining kommen?“

Und der Rat, bestehend aus Freunden, Familie und Freundin, hatte schnell eine Entscheidung getroffen: Druschky sollte den angebotenen Vertrag bis zum Sommer 2017 unterschreiben. Der „Anhang“ bleibt vorerst in der Heimat. Weil Druschky über die Saison hinaus an Essen gebunden ist, wird seine Freundin nach Abschluss ihres Studiums ebenfalls ins Ruhrgebiet ziehen. Bis dahin kann sich der neue Hoffnungsträger in der Offensive ganz auf seine neue Aufgabe konzentrieren. Denn Heimweh verspürt er nicht.

Druschky beschreibt seinen Spielstil als unkonventionell

Ebenso knapp und unkompliziert, wie er seine Entscheidung für den Traditionsverein getroffen hat, beschreibt sich der 22-Jährige selbst: „Ich bin ein Arbeiter. Ich werde immer kämpfen. Ein technisch filigranes Spiel braucht keiner von mir zu erwarten.“ Unkonventionell sei sein Spielstil, er suche den schnellen Abschluss und renne nicht blindlings gegen drei Gegenspieler ins Dribbling. Der gebürtige Berliner macht es kurz: „Ich reiße mir immer den A… auf.“

In Essen werden sie es gern hören. Jemand mit diesen Tugenden ist an der Hafenstraße 97a immer willkommen. Das hat ihm auch die Mannschaft schnell zu verstehen gegeben. Der gute Eindruck, den Druschky vom Probetraining mitgenommen hatte, festigte sich im Trainingslager in Belek. Eine lange Eingewöhnungsphase brauchte er mit seinen neuen Teamkollegen scheinbar überhaupt nicht. „In der ganzen Zeit habe ich mich nicht eine
Sekunde als Außenseiter gefühlt. Es ist so, als ob ich schon ein Jahr hier spielen würde“, klingt die Aufnahme durch die Mannschaft nach einem Musterbeispiel für schnelle Integration.

Wechsel in einer turbulenten und ungemütlichen Phase

Kaum in Essen angekommen, beginnt für den elffachen Torschützen in der NOFV-Oberliga Süd der harte Alltag in der Regionalliga West. Es fällt nicht schwer zu sagen, dass der Zeitpunkt seines Wechsels in eine Phase fällt, die durchaus als turbulent und ungemütlich
zu bezeichnen ist. Völlig klar: Dass RWE mit anderen Ambitionen in die Saison 2015/16 gestartet ist, weiß auch Druschky. „Ich bin von der Mannschaft überzeugt“, sagt er ohne große Umschweife und fügt an: „Wir sind alle mit guter Stimmung aus dem Trainingslager zurück gekommen und jetzt bereit, die Dinge anzugehen.“ An ihm jedenfalls soll es in seinen Augen nicht liegen. „Ich werde im Training jeden Tag alles geben und versuchen, der Mannschaft zu helfen.“

Umgekehrt hat er schon eine Menge guter Ratschläge aus dem Kollegenkreis bekommen. Zum Beispiel wie es sein wird, wenn er zum ersten Mal ins Stadion Essen einläuft. Die Atmosphäre dort – davon hat er schon gehört. Auch das hat sich bis in Deutschlands Osten herumgesprochen. Aber dort haben sie ja auch einen Verein, der nicht gerade durch sein schweigsames Publikum bekannt geworden ist. Und mit dem verbindet Druschky nahezu seine ganze fußballerische Ausbildung. Von der U 14 bis zur U 23 durchlief er alle Stationen von Union Berlin. In der A-Jugend spielte er jeweils in der Bundesliga. „Ich weiß, dass man an der Hafenstraße auch solche Abende hat wie an der alten Försterei“, kribbelt es bei ihm schon vor seinem ersten Heimspiel für RWE.

Nicht zu lange in den sozialen Netzwerken aufhalten

Dort werden seine Torjäger-Qualitäten gefragt sein. In zwölf Spielen für Inter Leipzig gelangen ihm elf Treffer. Die beste Empfehlung für eine höhere Aufgabe. Doch Druschky weiß, dass es nach Bekanntgabe seiner Verpflichtung nicht nur positive Reaktionen gab. In den sozialen Netzwerken hielt er sich deshalb gar nicht länger als notwendig auf. Wenngleich er gar keine Bedenken hatte, dass ihn die Meinung zu seiner Verpflichtung großartig beeinflussen könnte. „Andreas Winkler und mein Berater haben mir gute Tipps gegeben, wie ich damit umgehen soll“, sagt er.

Für ihn kommt der nächste Schritt gerade recht. Zweimal hat er es in der vierthöchsten Spielklasse versucht – bisher passten die Umstände für ihn nicht. „Jetzt ist die Zeit reif für die Regionalliga“, gibt er sich selbstbewusst. Mit der Ansage wird eine Frage in der Westkurve wohl nicht mehr zu hören sein: „Kai wer?“