25. Juni 2015

Franz „Penny“ Islacker – mit einem Hechtsprung zur Deutschen Meisterschaft

Franz Islacker, den alle nur „Penny“ riefen, erblickte am 3. Februar 1926 in Essen das Licht der Welt. Seine Karriere begann der Außenläufer und Halbstürmer beim TuS Helene Altenessen. Nach Einführung des Vertragsfußballs wechselte er 1949 zum VfR Mannheim, mit dem er 1950 an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft teilnahm. Penny Islacker spielte anschließend für zwei Jahre beim Rheydter SV.

Georg Melches holte den Essener Jungen zur Saison 1952/53 an die Hafenstraße. Hier bildete Penny Islacker in seiner ersten Spielzeit gemeinsam mit Gottschalk, Rahn und Termath eine Läuferreihe, die die Fußballfachwelt begeisterte. Der Vollblutstürmer schoss auf Anhieb 19 Meisterschaftstore und erzielte weitere vier Treffer im DFB-Pokal. Sein wichtigstes Saisontor war das 1:0 im Pokalendspiel gegen Alemannia Aachen, das Rot-Weiss Essen mit 2:1 gewann.

Ein Jahr später war Penny Islacker dann neben Helmut Rahn der begehrteste Spieler auf der Südamerikareise von RWE. Der argentinische Meister Racing Club Buenos Aires legte ihm ein Angebot über 15.000 Peso pro Monat vor, was etwa 3000 DM entsprach. Eine ungeheure Summe für das Ruhrgebietskind, schließlich durfte man als Vertragsfußballspieler in Deutschland nur die vom DFB festgelegten 320,-DM im Monat verdienen. Doch Islacker blieb seiner Heimatstadt treu und betrieb neben dem Fußball mit seiner Frau Inge in Rüttenscheid die Gaststätte „Zum Penny“.

Trotz seines internationalen Renommee kam er in der deutschen Nationalmannschaft nur zu einem Länderspieleinsatz am 16.10.1954 im Niedersachsenstadion beim 1:3 gegen Frankreich. Der trickreiche und schussgewaltige Stürmer hatte das Pech, im Schatten von Sepp Herbergers Lieblingsspieler Fritz Walter zu stehen.

Ein halbes Jahr nach seinem Länderspieldebüt sollte Penny Islacker allerdings an gleicher Stelle den Höhepunkt seiner Karriere erleben. Sowohl in den Ligaspielen (20 Tore) der Meistersaison 1954/55 als auch in der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft (10 Tore) war der Ausnahmestürmer Essens erfolgreichster Torschütze.

Im Meisterschaftsfinale von Hannover gelangen ihm beim 4:3 Sieg gegen den 1. FC Kaiserslautern gleich drei Tore. Spektakulär das Siegtor mit dem Kopf, das der am linken Knie schwer verletzte Islacker mit einem Hechtsprung ins Lauterer Tor beförderte. Was war
passiert?

In der 70. Minute des Final-Krimis kam es bei einem Zweikampf mit Horst Eckel zu der Blessur am linken Knie. So arg, so brutal, dass er – kaum in der Lage aufzutreten – den Rest des Spiels über den Platz schleichen und immer wieder behandelt werden musste. Eine Auswechslung ließ das Regelwerk damals nicht zu. Dann die 85. Minute vor 80.000 Zuschauern im Niedersachsenstadion. Penny humpelte durch den Lauterer Strafraum und sah Berni Termaths Flanke auf sich zukommen. Doch wie die Lederkugel annehmen, wenn das Knie so höllisch schmerzt? Mannschaftskollege Helmut Rahn beschrieb die nun folgende Szene später so: „Wie ein fliegender Fisch flitzte Islacker durch die Luft und beförderte den Ball mit dem Kopf über die Linie.“ Zum 4:3! Zur Meisterschaft!

So wie ein Jahr zuvor Helmut Rahns Tor zum 3:2 für Deutschland Fußballgeschichte schrieb, ist dieses 4:3 und die damit verbundene Deutsche Meisterschaft ein Schlüssel zum Mythos RWE. Noch auf dem Platz wird Penny Islacker von seinem Mitspieler und Kumpel Helmut Rahn gleichsam geadelt, der den am Knie verletzten Torschützen auf seine Schultern legt und zum Mittelkreis trägt.

Text: Georg Schrepper