26. September 2016

RWE-Jugendtrainer made in Japan

Dutzende Briefe an den DFB – und keine Antwort! Grund genug für den Japaner Masataka Fukuoka, einfach die nächste Maschine nach Deutschland zu nehmen. Sein Ziel: Fußballtrainer werden! Seit 2009 coacht der mittlerweile 40-Jährige Jugendmannschaften von Rot-Weiss Essen, seit vergangenem Jahr unterstützt er Kinder der Gesamtschule Nord im Rahmen des Projekts „Fußball trifft Kultur“ von LitCam GmbH und Essener Chancen.

Rudi Völler, Karl-Heinz Rummenigge, Franz Beckenbauer: „Ich dachte damals, das seien die besten Fußballer der Welt“, schmunzelt RWE-Jugendtrainer Masataka Fukuoka. Sein Grundschullehrer war großer Fan des deutschen Fußballs, von Kindesbeinen an wollte Fukuoka deshalb Trainer werden. Jahre später las er dann in der Zeitung, dass es in Deutschland eine Schule extra für Fußballlehrer gab. An der Universität belegte er deshalb Deutsch als zweite Fremdsprache, zusammen mit seinem Dozenten schrieb er einen Brief nach dem anderen an den DFB: keine Antwort. „Dann muss ich eben nach Deutschland fliegen!“ Gesagt, getan!
Hier angekommen lernte Fukuoka zunächst anderthalb Jahre die Sprache, danach studierte er an der Sporthochschule Köln. Einige Zeit arbeitete er dann in Düren an einer japanischen Fußballschule zusammen mit Guido Buchwald, doch die Betreuungstätigkeit reichte ihm nicht. 2012 lernt Fukuoka bei einem Lehrgang Andi Winkler kennen, Leiter des RWE-Nachwuchsleistungszentrums an der Altenessener Seumannstraße. Mittlerweile ist der Japaner offiziell Cheftrainer der U9 und U14, assistiert bei der U15.

Fußball und Förderung im Wechselspiel
An der Vogelheimer Gesamtschule Nord hat Fukuoka seit dem letzten Jahr eine weitere Aufgabe: Er unterstützt das Projekt „Fußball trifft Kultur“ von LitCam GmbH und Essener Chancen, welches vom rot-weissen Partner ifm electronic vor Ort finanziert wird. 26 Kinder der Gesamtschule Nord haben zweimal in der Woche die Gelegenheit, sprachlichen Förderunterricht, Fußball und kulturelle Aktivitäten in einer kompakten Kombination zu erleben. „Der Clou von Fußball trifft Kultur ist, dass die Kinder vor Ort, im direkten Wechselspiel ihre Motivation für die Leidenschaft Fußball auf den Unterricht übertragen können“, erklärt Prof. Dr. Michael Welling, 1. Vorsitzender Rot-Weiss Essen und Essener Chancen. So kennt beispielsweise jeder der 26 die Abseitsregel, auch wenn nicht alle wissen, wie sich das Wort überhaupt schreibt – aber genau daran wird ja jetzt gearbeitet.

Kinder werden reifer
Während eine Gruppe büffelt, kickt die andere in der Turnhalle oder auf dem Sportplatz das Leder. Hinterher wird gewechselt. „Am Anfang war alles noch sehr chaotisch“, berichtet Fukuoka, „doch die Kinder haben sich gut entwickelt, sind viel reifer geworden. Das hat mich sehr gefreut!“ Zusätzlich zu Unterricht und Fußball stehen verschiedene kulturelle Events auf dem Plan. Der Schwerpunkt Ernährung wird auf einem Bauernhof vorgestellt, im November geht’s ins DFB-Fußballmuseum.
Wie seine Schützlinge möchte Fukuoka sich ebenfalls weiterentwickeln. Bei Niklas Cox und Eileen Esser vom Essener-Chancen-Projekt „Lernort Seumannstraße“ paukt er dreimal die Woche für seine A-Lizenz, will sein Deutsch weiter perfektionieren. Vielleicht steht schon im nächsten Jahr die Prüfung an.