31. Mai 2017

RWE-Team III ist „eine starke Mannschaft“

Konnte das tatsächlich gut gehen? Im Jahr 2013 gründeten Prof. Dr. Eggers Stiftung und Essener Chancen die Inklusionsmannschaft Rot-Weiss Essen Team III. In der „Dritten“ kicken Spieler aus dem Umfeld sozialer Träger gemeinsam mit Freizeitfußballern. Gegen alle Widerstände startet das RWE-Perspektivteam so stark wie nie in die fünfte Spielzeit.

„Als wir das Projekt begonnen haben, hat keiner geglaubt, dass wir auch nur ein halbes Jahr durchhalten“, erinnert sich Tani Capitain, Geschäftsführer der Essener Chancen, an die Anfänge der Dritten. Einige Spieler kommen mit individuellen Schwierigkeiten aus dem Umfeld sozialer Träger wie Eggers-Stiftung, Haus Bruderhilfe oder Jugendberufshilfe Essen. Manche blicken beispielsweise auf Konflikte mit der Justiz zurück, andere haben Suchterfahrungen, wieder andere kämpfen mit psychosomatischen Beschwerden.
Das Team III gibt den jungen RWE-Kickern Struktur im Alltag: Zweimal die Woche ist Training, einmal die Woche Spieltag. So lernen sie Regelmäßigkeit, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit und werden auf ihrem Weg in Gesellschaft und Beruf unterstützt.

Riesige Entwicklung

„Die Mannschaft ist so stark und so gefestigt geworden“, berichtet Benjamin de Biasi, Trainer von Rot-Weiss Essen Team III, deshalb nicht allein mit Blick auf die Tabelle stolz. In der vergangenen Saison stand die „Dritte“ von Rot-Weiss auf Rang elf, trotz vieler Verletzungen ist das Team diesmal auf Platz acht geklettert. Dass es sportlich läuft, liegt nicht nur an Training oder Taktik, sondern vor allem am unglaublichen Zusammenhalt, der sich über die Jahre in der Mannschaft entwickelt hat.
Waren sich die verschiedenen Charaktere zu Beginn sogar untereinander nicht grün, sind sie inzwischen eine richtige Familie geworden. Fuhren manche Spieler früher bei jeder Kleinigkeit aus der Haut, sind sie dank Deeskalationstrainings nun viel ruhiger. Das macht sich bemerkbar: Eine gute Weile hatte die Dritte den ersten Platz der Fairnesstabelle, als eines der wenigen Teams ging‘s nicht wegen roter Karten zum Schiedsgericht des Fußballkreises Essen. „Ich ziehe meinen Hut vor der Arbeit des Betreuerstabs, das ist der helle Wahnsinn“, kommentiert Essener-Chancen-Geschäftsführer Capitain die Fortschritte der Inklusionself.
Die Arbeit auf dem Platz kriegt jeder mit, das Engagement außerhalb nur wenige: „Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht etwas mit meinen Jungs klären muss“, erklärt Team-III-Trainer de Biasi. Wenn nach Feierabend das Telefon klingelt, hilft er mit guten Ratschlägen oder hört einfach zu.

Gelungenes Abschiedsspiel

Am Sonntag ging die Saison 2016/2017 mit der Partie gegen TuS Holsterhausen zu Ende, de Biasi feierte dabei seinen Abschied als Spieler. Fünf Buden steuerte der 39-Jährige zum 7:1-Sieg gegen die befreundete Mannschaft bei: „Ich laufe nicht mehr viel, aber stehe richtig, wenn‘s ums Tore schießen geht“, zwinkert de Biasi. Nur dreimal schnürte er in dieser Saison die Stollenschuhe, insgesamt neun Treffer gehen auf sein Konto. „Benni ist eigentlich ein Chancentod, also ist es gut, dass er jetzt nicht mehr auf dem Platz steht“, feixt Geschäftsführer Capitain, „außerdem kann er nun voll und ganz in seiner Rolle als Erzieher, Trainer und Vorbild aufblühen.“
Während es für viele Vereine schon in die Sommerpause geht, wird an der Seumannstraße weitertrainiert. Am 19. Juli findet auf der Altenessener Anlage wieder der Eggers-Cup statt, bevor die Mannschaft gemeinsam in die Spielzeit 2017/2018 startet, sind dann zwei, drei Wochen Ruhe angesagt.