4. Januar 2017

„Wer sich in der U19 empfiehlt, wird seine Chance bekommen“

Direktor Sport Senioren Jürgen Lucas im Interview über das vergangene und das anstehende rot-weisse Fußballjahr.

Nur für wenige Rot-Weisse war das Jahr 2016 wohl ereignisreicher als für Jürgen Lucas. Als Chef-Trainer der U19, Trainer der 1. Mannschaft und Direktor Sport Senioren war der gebürtige Essener für seinen Herzensverein gleich in drei verschiedenen Rollen tätig. Der 47-Jährige im Interview über Vergangenes und Anstehendes rund um die Hafenstraße.

Hallo Jürgen und ein frohes Neues Jahr! Fangen wir aber erst einmal mit dem vergangenen Jahr an: Insbesondere für dich war 2016 sehr ereignisreich. Die enorm erfolgreiche Saison als Trainer der U19, der nervenaufreibende Abstiegskampf und der Sieg im Niederrheinpokal im Trainerteam mit Sven Demandt mit der 1. Mannschaft und schließlich der neue Job als Direktor Sport Senioren und Platz 4 in der Regionalliga West zum Jahreswechsel. Wie bewertest du das Jahr für dich persönlich?

JL: Wenn man das so hört, klingt das doch gar nicht so schlecht (lacht). Nein, ernsthaft: Das Fazit fällt für mich persönlich tatsächlich positiv aus. Die Zeit mit der U19 war außergewöhnlich, da sind die Jungs gegen die große Konkurrenz der Bundesligisten der Region wirklich über sich hinaus gewachsen. Der Abstiegskampf war dann sicherlich hart, aber im Endeffekt haben wir ihn ja erfolgreich bestritten. Und in meiner neuen Rolle freue ich mich, nun mit der 1. Mannschaft daran zu arbeiten, dass es wieder aufwärts geht mit unserem RWE. Isoliert betrachtet ist der vierte Platz da nach dem Abschneiden im letzten Jahr sicherlich in Ordnung, allerdings ist der Abstand zu den ersten drei Mannschaften da definitiv zu groß. Wir wollen in den verbleibenden Spielen unser Auftreten verbessern und mehr Dominanz und Überzeugung ausstrahlen. Das hat in der Hinrunde an der ein oder anderen Stelle gefehlt und daran werden wir arbeiten.
 
Positive Erscheinungen waren insbesondere Timo Becker und Nico Lucas aus der letztjährigen U19, die zuletzt sogar wiederholt in der Startelf standen. Wie siehst du deren Entwicklung?

JL: Das ist natürlich absolut positiv. Beide haben sich Sven im Training und über Kurzeinsätze empfohlen und ihre Chance genutzt. Das freut uns sehr, schließlich ist es unser Ziel, langfristig mehr Spieler aus der RWE-Jugend in die 1. Mannschaft zu integrieren. Timo und Nico machen aktuell vor, wie es gehen kann.
 
Kommen wir zum Jahr 2017. Angesichts der Nachrichten bezüglich der Abgänge von Kwadwo und Ivan  wirkt es nicht so, als hättest du erholsame Tage hinter dir…

JL: Doch, das hatte ich schon. Es stimmt, dass ich zwischendurch einige Dinge regeln musste, aber da möchte ich mich mal nicht beschweren. Mein Job macht mir schließlich Spaß. Ich hatte zwischendurch auch genug Luft, mich ein bisschen zu erholen und Zeit mit der Familie zu verbringen.
 
Wird sich denn bezüglich Neuzugängen noch etwas tun?

JL: Wir werden nur jemanden dazu holen, der unseren Kader über die laufende Saison hinaus qualitativ verbessert. Ziel ist es, uns in der Spitze zu verstärken, nicht in der Breite. Das ist allerdings in der Winterpause nicht einfach, weil wir nicht bereit sind, die freigewordenen Ressourcen in Ablösesummen für Spieler zu stecken, die uns im Sommer ablösefrei verstärken können. Wir halten immer die Augen offen und sind mit einigen Kandidaten in guten Gesprächen. Aber wie gesagt: Die Qualität ist ausschlaggebend. Wir werden niemanden holen, der uns nicht weiterbringt, nur um etwas gemacht zu haben.
 
… bei der Kadergröße ist das ja auch nicht zwingend nötig…

JL: …ganz genau, da sind wir im Ligavergleich sicherlich verhältnismäßig breit aufgestellt. Wir hatten in der Hinrunde einige Langzeitverletzte zu beklagen, die bereits wieder fit sind oder zumindest auf absehbare Zeit fit werden. In der Rückrunde wird es sogar noch etwas enger auf dem Platz, da wir nach und nach auch Spieler aus der U19 ins Training der 1. Mannschaft integrieren. Wer sich dort empfiehlt, wird seine Chance bekommen. Da haben Sven und ich durch unsere eigenen Spielbeobachtungen und natürlich ganz speziell über die Doppelrolle von Erle (Wolters) als Chef-Trainer der U19 und Co-Trainer der 1. Mannschaft einen guten Einblick. Aber natürlich haben wir auch dort den Abstiegskampf in der Junioren-Bundesliga im Blick und werden mit Fingerspitzengefühl vorgehen.
 
Bis zum ersten Pflichtspiel gegen Viktoria Köln dauert es noch bis zum 18. Februar. Was für eine Restrunde erwartest du? Kommt man noch einmal oben ran?

JL: Das wird sehr schwierig. Viktoria Köln, Gladbach II und Dortmund II haben schon eine große Qualität und in der Hinrunde auch sehr konstant gepunktet. Dass alle drei Mannschaften einbrechen, ist schon sehr unwahrscheinlich. Daher schauen wir auf uns und unsere Leistung. Dort möchten wir uns weiter verbessern. Wenn uns das gelingt, kommen auch die Punkte von ganz alleine. Welcher Tabellenplatz dann am Ende dabei herauskommt, wird man sehen.