1. Februar 2013

Georg Melches – Gründer, Mäzen, Visionär

Anlässlich des 106. Geburtstags von Rot-Weiss Essen widmen wir uns einem Mann, der den Verein wie kein zweiter geprägt hat.

Die Geschichte Rot-Weiss Essens ist zwangsläufig mit einem Namen verknüpft: Georg Melches. Obwohl nie Vorsitzender der Rot-Weissen, war er Zeit seines Lebens die wichtigste Person für den Verein. Seiner Leidenschaft für den RWE ist es zu verdanken, dass der Verein nicht nur zwei Weltkriege überlebte, sondern auch heute noch jedem Fußballfan in Deutschland ein Begriff ist.

Als Sohn des Betriebsführers der Zeche Emil Emscher, Heinrich Melches, wurde Georg Melches im Jahre 1893 im Essener Stadtteil Begeborbeck geboren. Sehr früh begann „Schorsch“, wie er von seinen engen Freunden genannt wurde, seine sich für Sport zu interessieren und vertrieb sich seine Freizeit vor allem auf dem im Fürstenberger Busch, wo er gemeinsam mit seinen Freunden, den Älteren bei den ersten Versuchen zusah, den Ball mit dem Fuß in eine Richtung zu befördern. Angesteckt durch das unkoordinierte Balltreten der Erwachsenen begann „Schorsch“ Melches, sich in der Folgezeit mit Freunden auf Breilmanns Wiese zum Fußballspielen zu treffen. Gespielt wurde allerdings nicht mit einem Ball, sondern mit allem, was auch nur im Ansatz rund und durch einem Tritt ins Rollen zu bringen war.

Ein Ball und seine Folgen

Als Melches zum Weihnachtsfest 1906 von seinem Vater einen echten Fußball geschenkt bekam, fassten er und seine Freunde kurz darauf den Entschluss, einen eigenen Fußballverein zu gründen und setzten diese Idee schließlich am 1.Februar 1907 in die Tat um: Der SV Vogelheim war geboren. Mit gerade einmal 13 Jahren war Melches Spieler, Spielausschuss, Vorstand und Platzwart des SV Vogelheim und steckte ab sofort all seine Energie in den neugeborenen Essener Fußballverein.

Nach Melches‘ Rückkehr aus dem 1.Weltkrieg, dem 28 Vereinsmitglieder zum Opfer fielen, begann der mittlerweile 26-Jährige ein Praktikum in der Zeche Emil Emscher und arbeitete sich schnell vom Praktikanten zum Direktor der Didier-Werke hoch. Das Wiesbadener Unternehmen war führend im Koksofenbau und hatte im Ruhrgebiet dementsprechend seinen größten Absatzmarkt. Der Erfolg des Unternehmens brachte auch Melches großen Wohlstand, der etwas damit anzufangen wusste: Er investierte in seine Herzensangelegenheit Rot-Weiss Essen.

Vorzeigeverein RWE

Durch seinen Einsatz und seine Investitionen stachen die Rot-Weissen längst aus der breiten Essener Fußballszene heraus und begrüßten neben zahlreichen Zuschauern auch immer größere Gegner. Zum Eröffnungsspiel des neuen Sportplatzes an der Hafenstraße gegen den FC Schalke 04 kamen im Jahr 1939 über 25.000 Fans, die sich über eine kleinere Holztribüne sowie einen großen Stehplatzbereiche verteilten. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war Rot-Weiss von einer Gruppe bolzender Kumpels zu einem der professionellsten Fußballvereine Deutschlands geworden und verdankte diesen Werdegang besonders seinem Gründer, Mäzen und Visionär Georg Melches.

Die größte Herausforderung sollte Melches allerdings noch bevorstehen. Der 2.Weltkrieg legte das Stadion an der Hafenstraße in Schutt und Asche und somit stand auch der aufstrebende RWE vor dem Ruin. Doch in seiner unnachahmlichen Art organisierte Melches auch die Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten in einer großangelegten Gemeinschaftsaktion und hatte somit wiedermal einen großen Anteil am Überleben seiner Rot-Weissen.

Sein unermüdlicher Einsatz sollte belohnt werden. Nachdem Melches mit Fritz Herkenrath, Helmut Rahn und Franz Islacker große Namen an die Hafenstraße gelotst hatte, zählte Rot-Weiss Essen endgültig zu den Topklubs Deutschlands und spielte regelmäßig um die Deutsche Meisterschaft sowie den Deutschen Pokal mit. 1953 konnte Melches‘ RWE mit dem Deutschen Pokal den ersten großen Pott in die Höhe strecken und ließ 1955 mit der Deutschen Meisterschaft gleich den nächsten folgen.

Prägende Figur

Anstatt sich aber auf den großen Erfolgen auszuruhen dachte der rot-weisse Gönner schon in die Zukunft. Im Folgejahr der Meisterschaft ließ Melches eine hochmoderne Tribüne bauen, auf der ab 1956 über 4.500 RWE-Fans platzfinden sollten und die noch bis ins Jahr 2012 an der Hafenstraße als Tribüne genutzt wurde. Das Besondere an dem Bauwerk: Nicht nur der Platz auf, sondern auch in der Tribüne wurde genutzt. So verfügte das damals hochmoderne Stadion an der Hafenstraße über Duschen, Umkleiden, eine eigene Gesundheitsanlage mit Sauna sowie einer eigenen Turnhalle in der Haupttribüne – zu dieser Zeit ein absolutes Novum im deutschen Fußball. Ein weiteres Novum war die Flutlichtanlage, die – damals unvorstellbar – Spiele nach Sonnenuntergang ermöglichte.

Es lassen sich noch viele weitere revolutionäre Hinterlassenschaften der Ära Melches hinzufügen, die die Zukunft des RWE, aber auch die Zukunft des Deutschen Profifußballs insgesamt für immer prägen sollten. Als Melches am 24. März 1963 verstarb, verlor der Verein Rot-Weiss Essen an diesem Tag seinen Gründer, Mäzen und Visionär. Trotz seines Todes ist RWE aufgrund seiner Tradition und Geschichte auf ewig eng mit dem Namen Georg Melches verbunden.