18. August 2017

„Viel Qualität und einwandfreier Charakter“

RWE-Cheftrainer Sven Demandt vor dem Heimspiel gegen die U 21 des 1. FC Köln

RWE-Cheftrainer Sven Demandt (52) ist gebürtiger Kölner. Für den „Effzeh“ war der langjährige Profi aber nie am Ball. Sein Weg führte über den TuS Höhenhaus, Fortuna Düsseldorf, Bayer 04 Leverkusen, Hertha BSC und den FSV Mainz 05 bis zum FC Viktoria Köln, bei dem er seine aktive Laufbahn in der Heimatstadt beendete. Duelle mit den „Geißböcken“ gab es jedoch sowohl während seiner Profi- als auch während seiner Trainerkarriere reichlich. Sonntag ist es mal wieder so weit. Mit Rot-Weiss Essen empfängt Sven Demandt die U 21 des Bundesligisten 1. FC Köln an der Hafenstraße. Das Ziel ist klar: Der erste Heimsieg der neuen Saison soll eingefahren werden. Vor dem Duell nimmt der RWE-Chef-Trainer im ausführlichen Interview mit der „kurzen fuffzehn“ Stellung.

Hallo Sven! Beim 1:2 gegen Borussia Mönchengladbach war RWE – im Gegensatz zu den meisten anderen Viertligisten in der ersten Runde – ganz nah dran, einen Bundesligisten im DFB-Pokal auszuschalten. Wie fällt Dein Fazit aus?

Sven Demandt: Zunächst einmal geht es im DFB-Pokal um das Weiterkommen. Da waren wir in der Tat nah dran, haben es aber letztlich nicht geschafft. Das war schon schade, zumal die beiden späten Gegentreffer für uns auch recht unglücklich zustande gekommen sind. Allerdings wurde der Druck des Gegners ab der 60. Minute schon sehr groß. Unter dem Strich haben wir den Gladbachern, die sich in dieser Saison wieder für einen europäischen Wettbewerb qualifizieren wollen, alles abverlangt. Wenn Borussia-Trainer Dieter Hecking nach diesem Spiel von einer sehr guten Leistung seiner Mannschaft spricht, dann sagt das auch schon viel über unsere Leistung aus.

Wie wichtig war es Dir, dass die Mannschaft nach dem Derby gegen den Wuppertaler SV eine solche Reaktion zeigt?

SD: Es war schon wichtig, nach dem missglückten Auftritt gegen den WSV ein solches Spiel abzuliefern. Trotz der Niederlage wurde die Mannschaft von den Fans gefeiert, das war ein gutes Zeichen.

Auf das sehr gute Spiel in Dortmund folgte die schwache Leistung gegen Wuppertal. Gegen Gladbach zeigte die Mannschaft dann wieder ihr anderes Gesicht. Wie kommt es zu solchen Schwankungen?

SD: Eines vorweg: Klar ist, dass jetzt nicht jedem guten wieder ein schlechtes Spiel folgen darf. Wir werden hart daran arbeiten, Konstanz zu zeigen. Ich muss aber auch sagen, dass es unter meiner Regie solche extremen Ausschläge noch nicht gegeben hat. Wir hatten vielmehr im Laufe der vergangenen Saison schon eine gewisse Stabilität und Konstanz hinbekommen. Daran wollen wir wieder anknüpfen.

Einige Fans hatten den Eindruck, die Mannschaft habe gegen den WSV nicht alles gegeben. Wie siehst Du das?

SD: Zugegeben: Es sah vielleicht phasenweise wirklich so aus. Ich weiß aber, dass es nicht so ist. Unsere Mannschaft besitzt nicht nur jede Menge Qualität, sondern auch einen einwandfreien Charakter. Die Jungs wissen ganz genau, dass ihnen auch mal ein schlechtes Spiel verziehen wird, wenn sie alles geben.

Im Vergleich zum WSV-Spiel hattest Du die Anfangsformation auf zwei Positionen verändert. So kam Timo Bauer erstmals in dieser Saison von Beginn an zum Zug. Wie bewertest Du seine Leistung?

SD: Timo hatte verletzungsbedingt fast die komplette Vorbereitung verpasst, war erst kurz vor dem ersten Ligaspiel wieder in das Training eingestiegen. Deshalb war er für die ersten Partien noch keine Option für die Startelf. Inzwischen hat Timo seinen Rückstand aufgeholt und schon im Training angedeutet, dass er sich in guter Verfassung befindet. Das hat er gegen Gladbach auf jeden Fall bestätigt.

Auf der linken Abwehrseite kam erstmals Hervenogi Unzola zum Zuge und konnte das Vertrauen ebenfalls rechtfertigen, oder?

SD: So habe ich es auch gesehen. Hervenogi ist inzwischen richtig in Essen angekommen, hat ein Klasse-Spiel abgeliefert. Er hat eindrucksvoll gezeigt, dass er eine Bereicherung werden kann.

Sind die gelungenen Umstellungen auch ein Beleg dafür, dass Du als Trainer jetzt über mehr Alternativen verfügst?

SD: Wir sind in der Breite definitiv besser aufgestellt als in der Vorsaison, können so auch besser auf Verletzungen, Formschwankungen oder auf den jeweiligen Gegner reagieren.

Die U 21 des 1. FC Köln hatte eine starke Rückserie gespielt, ist jetzt aber mit zwei Niederlagen schlecht gestartet!

SD: Moment! Die Kölner haben – genau wie wir – gerade einmal zwei Punktspiele bestritten. Davon ging die Partie beim ambitionierten KFC Uerdingen 05 erst in der 89. Minute verloren. Deshalb gleich alles in Frage zu stellen, wäre ganz bestimmt nicht angebracht. Klar ist, dass sie versuchen werden, bei uns zu punkten. Wir werden alles tun, um das zu verhindern.

Rechnest Du damit, dass einige Profis für die „kleinen Geißböcke“ auflaufen werden?

SD: Das könnte schon sein. Zwar spielt auch die Kölner Bundesliga-Mannschaft am Sonntag in Mönchengladbach. Dennoch ist es denkbar, dass der eine oder andere Spieler aus dem erweiterten Lizenzkader gegen uns zum Einsatz kommt. Außerdem wird Roman Prokoph, der in der letzten Saison noch 20 Tore für den FC erzielt hatte und zu Saisonbeginn mit einem Muskelfaserriss ausgefallen war, wohl erstmals wieder dabei sein. Er ist als routinierter Stürmer ein sehr wichtiger Mann für das Team. Aber unabhängig davon mit welcher Besetzung die Kölner auflaufen: Es ist unsere Aufgabe und unser Anspruch, das Heimspiel für uns zu entscheiden.