25. August 2016

„Kein normales Spiel für mich“

Chef-Trainer Sven Demandt vor dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach U 23.

Nach dem unglücklichen Pokal-Aus gegen den Zweitligisten Arminia Bielefeld (6:7 nach Elfmeterschießen) steht für unseren Cheftrainer Sven Demandt in der heutigen Partie gegen seinen früheren Verein Borussia Mönchengladbach U 23 bereits der nächste Höhepunkt auf dem Programm. Für den 51-Jährigen ist die Begegnung mit den „Fohlen“ eine Reise in die eigene Vergangenheit. 2008 war Demandt von Rot-Weiss Essens U 19 zur Borussia gewechselt, übernahm dort zunächst ebenfalls die U 19. Nach zwei Spielzeiten wurde Demandt zur U 23 befördert, stand dort insgesamt 180 Mal an der Seitenlinie und führte die Borussia 2015 zur Meisterschaft in der Regionalliga West. Die RWE-Heimbilanz gegen die Borussia ist stark verbesserungswürdig. Nur einen Sieg konnten die Rot-Weissen in neun Partie einfahren. 2008/2009 holte RWE damals unter Trainer Michael Kulm den letzten Dreier. Unvergessen bleibt die 1:6-Niederlage aus der Saison 2012/2013, bei der Demandt für die Borussia verantwortlich war. Wir sprachen vor dem Anstoß mit ihm.

Der Sprung in die zweite Runde des DFB-Pokals wurde gegen Arminia Bielefeld erst im Elfmeterschießen denkbar knapp verpasst. Wie schwer ist es, eine Mannschaft nach einem solchen Erlebnis aufzurichten?

SD: Wir wissen ganz gut damit umzugehen. Die Mannschaft muss sich nichts vorwerfen lassen, hat alles gegeben und das Spiel bis zum Schluss offengehalten. Ich bin zwar kein Freund von Glück oder Pech. Aber ein Elfmeterschießen ist auch ein Lotterie-Spiel. Die Mannschaft hatte sich einen trainingsfreien Tag verdient, um wieder auf andere Gedanken zu kommen. Wir können schon stolz sein, was wir gegen Bielefeld abgeliefert haben.

Welche positiven Signale nimmst Du für die kommenden Aufgaben mit?

SD: Wenn die Jungs weiter mit dieser Leidenschaft auftreten, werden auch wieder positive Ergebnisse kommen. Schlimmer wäre gewesen, wenn wir sang- und klanglos ausgeschieden wären. Dann hätten wir Grund gehabt, uns etwas vorzuwerfen.

Nach zwei Pokal-Auftritten steht nun wieder der Liga-Alltag auf dem Programm. Wie fällt das Zwischenzeugnis nach vier Spieltagen aus?

SD: Das 0:4 gegen Viktoria Köln hängt uns noch ein wenig nach. Ich denke, wir sind dennoch mehr als ordentlich in die Saison gestartet. Keiner soll glauben, dass wir alles aus dem eigenen Stadion schießen. Aber wir sollten nach den ersten Rückschlägen schon sehen, dass wir zügig wieder in die Spur kommen.

Was gefällt Dir bislang gut, was weniger gut?

SD: Gegen Bielefeld haben wir gezeigt, dass wir auch aus Standardsituationen Tore erzielen können. Wir verteidigen gut und die Leute im Stadion sehen, dass wir uns reinhauen. Weniger gut ist, dass wir bis auf das Spiel in Wiedenbrück nie in Führung gegangen sind. Das sollten wir schleunigst ändern.

Du selbst hast lange Zeit für Borussia Mönchengladbach gearbeitet. Wie groß ist die Vorfreude, heute einige ehemalige Weggefährten zu treffen?

SD: Die Mannschaft, die ich in Gladbach trainiert habe, ist im Kern zusammengeblieben. Thomas Kraus und Moritz Nicolas habe ich selbst noch zur Borussia geholt. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass es ein normales Spiel für mich ist. Selbst die Leute auf der Gladbacher Trainerbank kenne ich durch und durch. Ich werde viele Hände schütteln, aber die Freundschaft muss für 90 Minuten ruhen. Für uns geht es darum, die drei Punkte an der Hafenstraße zu behalten.

Konntest Du die Gladbacher schon persönlich unter die Lupe nehmen?

SD: Ich habe Gladbach im Spiel bei Viktoria Köln beobachtet. Dort ist die Borussia nicht gut ins Spiel gekommen, hätte zur Halbzeit zurückliegen müssen. Im zweiten Durchgang haben sie dann gezeigt, was sie können und nicht unverdient 4:1 gewonnen.

Die Borussia ist einer der Mannschaften, die sich in den letzten Jahren an der Hafenstraße besonders wohl gefühlt haben. Der letzte Heimsieg (3:1) datiert aus der Saison 2008/2009. Was erwartest Du von der heutigen Partie?

SD: An der Hafenstraße anzutreten, macht nicht nur uns, sondern auch dem Gegner Spaß. Das war jedenfalls mit Gladbach immer der Fall. Der damalige 4:0-Erfolg im alten Stadion, aber auch das 6:1 sind schon in Erinnerung geblieben. Wir wissen daher alle, was uns heute gegen die Borussia erwartet. Gladbach ist gerade im Umschaltspiel besonders gefährlich, bringt ungemein viel Tempo mit. Wir sollten schon versuchen, ohne Gegentor zu bleiben.

Wie muss RWE gegen die „Fohlen“ auftreten?

SD: Diese jungen Kerle sollten wir nicht ins Spiel kommen lassen. Wir dürfen unsere eigene Linie dabei nicht aus den Augen verlieren, müssen Gladbach den Spaß am Fußball nehmen.