14. Mai 2021

Schlafplatz Olympiastadion

Volle Hütte! Das Olympiastadion am Endspieltag. (Fotos: privat)
Volle Hütte! Das Olympiastadion am Endspieltag. (Fotos: privat)

Die Geschichte eines einzigartigen Schlafplatzes beim DFB-Pokal-Finale 1994.

Einer der größten Tage der Hafenstraßen-Vereinsgeschichte – und jeder Rot-Weisse hat eine andere Perspektive. Zum 27. Mal jährt sich derzeit das DFB-Pokal-Finale gegen Werder Bremen, in das die Essener als Überraschungsteam aus der 2. Bundesliga einzogen. Am 14. Mai 1994 tränkten Essener aus Nah und Fern die Hauptstadt in Vereinsfarben. Einer von ihnen war Michael Sölkner. Der RWE-Fan und seine Entourage hatten nach eigener Erzählung den wohl exklusivsten Schlafplatz in der Hauptstadt:

„Mein Cousin Rainer, einige Freunde von ihm und ich, wir machten uns mit meinem alten Golf auf nach Berlin zum sehnlichst erwarteten Finale. Wir hatten natürlich die Spiele bis zum Endspiel genau verfolgt und Torhüter Frank Kurth war seinerzeit mein Held. Der gehaltene Elfmeter im Viertelfinale gegen Carl Zeiss Jena machte ihn endgültig für mich zum Aushängeschild.

Das Spiel war lange vorbei (und leider 1:3 verloren, Anm. der Red.), doch die Fangesänge „Immer wieder, immer wieder RWE“ wollten nicht nachlassen. Irgendwann gingen die Ordner durch die Reihen des Berliner Olympiastadions und wollten die letzten Fans behutsam aus der Arena bitten. So erreichte auch unsere kleine Essener Fangruppe ein netter Herr, der uns freundlich und mitfühlend zum Gehen bat. Umso ungläubiger schaut er uns an als wir meinten: ‚Sorry, wir wohnen hier!‘

Ein Kumpel aus unserer Gruppe hatte […] Verbindungen zum Hausmeister des Berliner Olympiastadions und wir staunten nicht schlecht, dass innerhalb des Stadions die Möglichkeit bestand, in einer Art Jugendherbergszimmer zu übernachten. Gut erinnern kann ich mich noch an die fantastische Stimmung vor und nach dem Finale – Freudentaumel auf dem Ku’damm, Arm in Arm mit den siegreichen Bremer Fans. Das ganze Wochenende war eine einzige Feier, trotz der schmerzhaften Niederlage.
Wer sich aber als stiller Beobachter das Ganze angesehen hatte, hätte auch meinen können, der RWE wäre letztendlich als Sieger vom Platz gegangen.“