8. Oktober 2021

Nächster Gegner: Dickes Fell benötigt

KFC Uerdingen schafft vor RWE-Duell ersten Dreier der Saison.

Ex-KFC-Uerdingen-Spieler Ricardo Rodriguez kämpft gegen RWE-Verteidiger Daniel Heber um den Ball.
Letztes Duell 2019: RWE-Abwehrmann Daniel Heber (mi.) im Zweikampf mit Ex-KFCler Ricardo Rodriguez (l., heute FC Zürich). (Foto: Endberg)

Die Fans des Traditionsvereins KFC Uerdingen 05 benötigen seit geraumer Zeit vor allem eines: Ein ziemlich dickes Fell. Die Situation auf und neben dem Platz dürfte vielen Anhängern der Krefelder reihenweise Sorgenfalten auf die Stirn getrieben haben. Bis zum 2:0-Erfolg gegen den direkten Konkurrenten Sportfreunde Lotte am  Mittwoch, gelang nicht ein einziger Sieg aus neun Spielen. Für Rot-Weiss Essen, die mit 600 Zuschauern anreisen, steht im Rahmen des 11. Spieltages (Samstag, 9. Oktober, 14.00 Uhr) das Traditionsduell beim KFC an, der seine Liga-Heimspiele aktuell im Stadion des Niederrhein-Oberligisten SSVg Velbert austrägt.

Barini macht Voronov stolz

Die Freude dürfte bei Quadie Barini und seinen Teamkollegen groß gewesen sein: Der 30-Jährige, vom VfR Aalen nach Westfalen gewechselt, setzte mit seinem Tor zum 2:0 den entscheidenden Hieb gegen die Sportfreunde Lotte. Mit seinem zweiten Saisontreffer erleichterte der Linksaußen, der zuletzt als Kapitän des KFC aufgelaufen war, auch seinen Trainer Dmitiri Voronov:  „Ich habe es selbst noch nicht ganz realisiert. Wir haben so viel für diese drei Punkte gearbeitet. Der Sieg gehört nicht nur uns, sondern allen, die das Ganze hier möglich gemacht haben“, gibt der 36-Jährige nach dem Spiel gegenüber „Reviersport“ zu Protokoll.

Drittliga-Erfahrung für Stadtteilklub

Am Spieltag selbst gab der KFC Uerdingen die Neuverpflichtung eines Mittelfeldmanns bekannt, der schon gegen RWE debütieren könnte. Mit dem 23-jährigen Luca Jensen, zuvor seit der Kinderzeit beim 1. FC Kaiserslauten, erhält der Stadtteilklub Drittliga-Erfahrung (Drei Einsätze), die beim Rot-Weiss-Duell bitter benötigt wird. Jesse Sierck und Tom Fladung fallen rotgesperrt aus, Niklas Schubert laboriert an einer Schulterverletzung, Keeper Justion Ospelt plagen Knieprobleme. Die Ausfallliste der Blau-Roten ist lang, zumal die englische Woche die KFC-Fitness herausgefordert haben dürfte

Das bisher letzte Aufeinandertreffen zwischen Essen und dem KFC Uerdingen liegt derweil schon eine Weile zurück. Im Niederrheinpokal kam es 2019 zum Doppel-Duell an der Hafenstraße: Erst entschied der KFC ein Halbfinale im April für sich (0:2), fünf Monate später schlug Essen das damalig höherklassige Team mit klangvollen Namen in der 2. Runde (2:1) und bereitete so den Weg für den Titelgewinn. Das letzte Ligaspiel ist noch länger her: Im März 2018 trennten sich die beiden ehemaligen Bundesligisten 2:2. Am Ende der Saison stieg Uerdingen zum zweiten Mal in Folge auf und war fortan drittklassig.

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Profi-Projekt stockte trotzt Weltmeister-Verpflichtung

Für den russischen Investor und damaligen Präsidenten Mikhail Ponomarev sollte auch die 3. Liga nur Durchgangsstation auf dem Weg zu den großen „Geldtöpfen“ im deutschen Profifußball sein. Doch das „Projekt“ stockte in der dritthöchsten Spielklasse. Ponomarev setzte auf dem angestrebten Weg in Richtung 2. Bundesliga vor allem auf prominente Spielernamen wie 2014-Weltmeister Kevin Großkreutz oder Maximilian Beister, um nur zwei von zahlreichen Ex-Bundesligaprofis zu nennen. Den Erfolg kaufte der KFC-Uerdingen-Boss damit allerdings nicht ein. Die Folge: Trainer kamen und gingen – teilweise in schneller Folge.

Kevin Großkreutz im Stadion Essen.
Weltmeisterliche Unterstützung: Auch Kevin Großkreutz spielte schon für den KFC Uerdingen.

Durch die sportlichen Rückschläge und die fehlende damalige Entscheidung der Stadt Krefeld, das Grotenburg-Stadion zu sanieren (der KFC wich für Heimspiele unter anderem nach Duisburg, Düsseldorf und Lotte aus), begann der Rückzug von Ponomarev, der im Winter 2020 vollzogen wurde.

Aufgeben kam aber für den KFC Uerdingen nicht infrage. Ein neuer Vorstand wurde gebildet, mit „heißer Nadel“ an der Zugehörigkeit zur Regionalliga West gebastelt. Um einen erneuten Insolvenzantrag (der voraussichtlich neun Punkte Abzug bedeutet), diesmal für den Gesamtverein (e.V.), kam Uerdingen nicht herum. Erst spät konnten so die Pflöcke bei den Finanzbehörden eingeschlagen werden, um überhaupt erst einmal wieder Verträge unterzeichnen zu können. Von Normalität war der KFC also noch weit entfernt. Auf die sportlichen Planungen hatte das Hin und Her großen Einfluss. Erst ab Anfang August konnten die ersten Spieler ihre Kontrakte unterzeichnen. Gleiches galt für die Sportliche Leitung um Patrick Schneider und Trainer Dmitry Voronov.

Mit der neu und eilig zusammengestellten Mannschaft waren die ersten Saisonspiele für den KFC kein Zuckerschlecken. Vier Niederlagen setzte es zu Beginn, darunter das 0:6 in Oberhausen zum Auftakt und ein 2:8 bei der U21 des 1. FC Köln. Der erste Punktgewinn gelang am 5. Spieltag mit dem 0:0 gegen Alemannia Aachen. Seitdem kamen einige achtbare Ergebnisse hinzu. Dennoch hängt der KFC vorerst ganz unten drin. Gepaart mit dem Punktabzug, gegen den die Krefelder allerdings Berufung eingelegt haben, ist es sehr wahrscheinlich, dass es für den KFC bis zum Ende darum gehen wird, die nötigen Punkte für den Klassenverbleib einzufahren – und so ein erneutes Abrutschen in die Oberliga zu verhindern.