16. August 2022

„Bin ein hart arbeitender Angreifer!“

Ron Berlinski war vor drei Jahren noch in der 6. Liga am Ball.

"Bin ein hart arbeitender Angreifer!" – Rot-Weiss Essen
Berlinski: „Nie den Glauben verloren, es in den Profifußball zu schaffen.“ (Foto: Endberg)

Er war der erste Neue für die noch junge Saison 2022/2023: Ron Berlinski. Für den Angreifer, der sich schon einige Zeit vor dem Aufstieg zu RWE bekannte, war es in den zurückliegenden Jahren steil nach oben gegangen. Über die DJK TuS Hordel und den RSV Meinerzhagen schaffte es der gebürtige Bochumer vor einem Jahr zum SC Verl und damit erstmals in die 3. Liga, ehe er sich jetzt den Rot-Weissen anschloss. Im Interview spricht Berlinski über seinen Liga-Aufstieg und seine Beweggründe, an die Hafenstraße zu wechseln.

Hallo Ron! Vor etwas mehr als drei Jahren warst du noch in der Westfalenliga und damit in der sechsthöchsten deutschen Spielklasse am Ball. Jetzt befindest du dich schon in deiner zweiten Drittliga-Saison. Mal ehrlich: Musst du dich ab und zu noch kneifen?
Ron Berlinski: Das ist in der Tat ein absoluter Traum. Auch wenn mein Weg in die 3. Liga eher ungewöhnlich war, habe ich allerdings auch zuvor nie den Glauben daran verloren, es eines Tages in den Profifußball schaffen zu können. Jetzt will ich in Essen an meine erste Drittliga-Saison – und dabei vor allem an den erfolgreichen Endspurt mit dem SC Verl – anknüpfen und meine Leistungen noch weiter festigen.

Ist es vielleicht sogar von Vorteil, dass du dich über verschiedene Ligen nach oben arbeiten musstest?
Ich hatte im Alter von 16 Jahren eine Ausbildung zum Nutzfahrzeug-Mechatroniker begonnen. Mir war es einfach wichtig, abseits vom Fußball abgesichert zu sein. In der Westfalenliga konnte ich den Sport und meine Ausbildung gut verbinden. Ich hätte auch zum 30. Juni die Option gehabt, nach meinem Jahr in Verl zu meinem vorherigen Arbeitgeber zurückzukehren. Dieses Sicherheitsnetz hat mir sehr geholfen und war ein riesiger Vorteil. Dadurch fühle ich mich im Kopf frei und kann mich auf meine Leistung konzentrieren. Die unteren Ligen haben natürlich auch meine Spielweise geprägt. Ich bin ein hart arbeitender Angreifer. Ich habe schon jeden Spielbelag gesehen. (lacht)

Dein Wechsel an die Hafenstraße stand bereits vor dem Aufstieg in die 3. Liga fest. Was hatte dich davon überzeugt, unabhängig von der Spielklasse deine Zusage zu geben?
Es war nicht das erste Mal, dass RWE zu mir Kontakt aufgenommen hatte. Das zweite Mal war es dann sogar zu einem Zeitpunkt, als es für mich persönlich beim SC Verl noch nicht so gut lief. Dass die Vereinsverantwortlichen auch in einer solchen Situation an mich geglaubt haben, hatte mich beeindruckt. Ich hatte einfach direkt ein gutes Gefühl.

Wie hattest du aus der Ferne das Aufstiegsrennen in der Regionalliga West verfolgt?
Es ist menschlich, in ruhigen Momenten einen Blick auf die Ergebnisse zu werfen. Der Fokus lag aber verständlicherweise sonst ganz auf dem Klassenverbleib mit dem SC Verl. Als wir uns rechnerisch mit dem Sportclub gerettet haben, war RWE auch der Aufstieg nicht mehr zu nehmen. Das war dann also ein rundum perfekter Samstag.

"Bin ein hart arbeitender Angreifer!" – Rot-Weiss Essen
Berlinski (r.) sticht vor allem durch Angriffspressing hervor. (Foto: Endberg)

Du hast es angesprochen, dein erstes Jahr in der 3. Liga mit dem SC Verl war sehr intensiv, der Klassenverbleib stand erst am letzten Spieltag fest. Welche Erfahrungen nimmst du daraus mit?
Konstanz ist ein ganz wichtiger Faktor in der 3. Liga. Man muss immer zu 100 Prozent seine Leistung abrufen. Die sportliche Situation kann sich sonst unfassbar schnell verändern. Das gilt nicht nur für Mannschaften, sondern auch für einzelne Spieler. So kam ich erst im Saisonendspurt regelmäßig zum Einsatz, stand dann mehrmals hintereinander in der Startelf und kam auf sieben Treffer in den letzten sieben Spielen. In Phasen, in denen es nicht so läuft, muss man fokussiert bleiben. Harte Maloche zahlt sich immer aus. Vielleicht nicht immer heute oder morgen, irgendwann aber auf jeden Fall.

Wie konntest du in der Sommerpause entspannen?
Nach der Saison ging es zunächst mit meinen ehemaligen Mitspielern vom SC Verl nach Mallorca, um den Klassenverbleib zu feiern. Nach der Rückkehr in die Heimat war ich dann bei meiner Familie in Bochum. Da hatte ich genug Zeit, um alles sacken zu lassen und mich mal ausnahmsweise zwei, drei Wochen lang nicht mit Fußball zu beschäftigen.

"Bin ein hart arbeitender Angreifer!" – Rot-Weiss Essen
Vor zweieinhalb Jahren noch, war Berlinski Amateurspieler beim RSV Meinerzhagen – hier im Januar 2020 im Testspiel-Zweikampf mit Abwehrspieler Jose-Junior Matuwila (l.). (Foto: Endberg)

Setzt du Dir nach Deiner starken Quote im Saisonendspurt eine bestimmte Tormarke als Ziel?
Ich will am liebsten jedes Spiel bestreiten und der Mannschaft helfen. Das mache ich nicht an einer bestimmten Anzahl an Toren fest. Ich bin ein Stürmer, der viel unterwegs ist und aggressiv gegen den Ball arbeitet.

Für die Position im Sturmzentrum ist Simon Engelmann dein Hauptkonkurrent. Wie versteht Ihr Euch?
Simon ist ein super Typ. Ich kann von ihm einiges lernen. Seine Ruhe im Strafraum ist bemerkenswert. Wenn er da zum Abschluss kommt, klingelt es eigentlich immer. Zwischen uns herrscht ein gesunder Konkurrenzkampf, bei dem wir dem jeweils anderen den Erfolg gönnen. Von unserer Spielweise her können wir uns auch gut ergänzen, wie das Derby gezeigt hat

Dieses Interview erschien bereits in der „kurzen fuffzehn“ Ausgabe 02 zum Spiel gegen Viktoria Köln.

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