14. August 2023

20. Todestag von Helmut Rahn

RWE-Legende ist unvergessen.

20. Todestag von Helmut Rahn – Rot-Weiss Essen
Helmut Rahn im RWE-Trikot. (Fotos: Archiv)

Vor 20 Jahren starb am 14. August 2003 Helmut Rahn, der wohl bekannteste und erfolgreichste RWE-Spieler. Die Rahn-Tribüne mit den Blöcken R(ahn)1 – R(ahn)5 und eine fast mannsgroße Skulptur vor der WAZ-Westkurve erinnern im und am Stadion an der Hafenstraße an den Boss. Im Oktober 2018 erhielt der Bereich vor der rot-weissen Stehtribüne offiziell den Namen Helmut-Rahn-Platz, an dem seit 2022 nun auch ein Straßenschild steht. Seit 2014 steht die unmittelbar nach seinem Tod entstandene Skulptur vor dem Stadion an der Hafenstraße und das an einer ganz besonderen Stelle. Schaut man sich alte Luftbilder an, stellt man fest, dass sich der Standort genau im Mittelkreis des alten Georg-Melches-Stadions befindet. Doch der Weg dorthin umfasste einige Stationen.

Helmut-Rahn-Skulptur

Wenige Tage nach seinem Tod meldete die Bild am Sonntag, dass sie eine lebensgroße Bronzestatue in Auftrag gegeben habe. Am 11. Juli 2004 wurde das Werk der Hamburger Bildhauerin Inka Uzoma dann im Georg-Melches-Stadion feierlich enthüllt. Ihren ersten Platz fand die fast mannsgroße Plastik zwischen Haupttribüne und der ehemaligen Westkurve, wo sie bis Ende 2009 stand. Dann ging Helmut Rahn auf Reisen. Die Statue wurde 2010 in der Ausstellung „Helden – von der Sehnsucht nach dem Besonderen“ des LWL-Industriemuseums Henrichshütte Hattingen gezeigt. Als die Ausstellung zu Ende ging, stellte sich die Frage nach einem neuen Standort. Sie konnte wegen des geplanten Neubaus des Stadions nicht weiter am alten Platz stehen. Einen neuen Standort fand man auf „Breilmanns Wiese“, dem ehemaligen Namen des Nachwuchsleistungszentrum an der Altenessener Seumannstraße. Dort sollte sie den RWE-Nachwuchskickern Ansporn sein. Als das neue Stadion fertig war und der 60. Jahrestag vom 3:2 Weltmeistersieg in Bern näher rückte, wurde die Statue wieder zurück an die Hafenstraße geholt.

Seit dem 4. Juli 2014 steht sie nun vor dem Eingang zur Stehtribüne der WAZ-Westkurve. Am 4. Juli 2014 wurde die Rahn-Statue im Beisein der Essener Stadtspitze und der Familie Rahn feierlich ein zweites Mal enthüllt. Nun steht Helmut Rahn nicht weit entfernt von dem Ort, wo früher der Anstoßkreis des alten Georg-Melches-Stadion war. Für das Spiel müsste er sich zwar eigentlich umdrehen, aber ansonsten steht er genau dort, wo der anstoßende Spieler den Ball bis zur Regelreform innerhalb des Mittelkreises nach vorne spielen musste. Das tat er zumeist nach leicht halbrechts. Seit Oktober 2018 heißt der Platz auf der gesamten Breite der Westtribüne offiziell Helmut-Rahn-Platz.

20. Todestag von Helmut Rahn – Rot-Weiss Essen
 Der Helmut Rahn-Platz vor der WAZ-Westkurve.

Weltmeister Helmut Rahn

Damit wird der wohl wichtigste und zugleich auch einer der bescheidensten Essener Fußballer geehrt. Seine beiden Tore im Weltmeisterschaftsfinale von Bern am 4. Juli 1954 zum 3:2-Sieg gegen den haushohen Favoriten Ungarn haben Helmut Rahn (1929-2003) berühmt gemacht.

Unvergessen die Radioreportage von Herbert Zimmermann, die auch heute noch mit Schwarz-Weiß-Bildern unterlegt wird: „Schäfer, nach innen geflankt – Kopfball – abgewehrt – aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt – Tooor!!! Tooor!!! Tooor!! Tooor!“

In leichter Abwandlung heißt es auf drei Autobahnbrücken der A40 zwischen Essen-Frohnhausen und Stadtmitte: „Rahn müsste schießen… – Rahn schießt! – Tor! Tor! Tor!“

Der ehemalige DFB-Präsident Gerhard Meyer-Vorfelder sagte 2003 auf der Trauerfeier für Helmut Rahn: „Dieses Ereignis hatte einer ganzen Nation ihr Selbstwertgefühl und ein Stück Selbstachtung wiedergegeben und sie zurückgeführt in die Völkergemeinschaft. (…) Deshalb wird diese WM 1954 auch oftmals als die eigentliche Geburtsstunde der BRD bezeichnet.“

Peer Steinbrück als damaliger SPD-Ministerpräsident ergänzte: „Sein Tor veränderte die Republik, war Balsam für gestörte Seelen und gab ihr ein Stück Selbstvertrauen zurück. Für die Entwicklung der BRD wurde das Grundgesetz, die DM und die Weltmeisterschaft 1954 zu Symbolen, die Identität stifteten. (…) Das Wunder von Bern ergänzte auf dem sportlichen Sektor das Wirtschaftswunder, die Menschen konnten sich in der Einstellung der Mannschaft und ihrem kollektiven Willen zur Gemeinschaftsleistung wiederfinden. Das Rezept dazu war einfach und Helmut Rahn hatte es nach dem 3:2 Erfolg den Journalisten erklärt: „So ist das im Fußball: drauf mit dem Fuß und dann hinein mit dem Ball, wenn die Chance da ist. Ich wusste beide Male, dass der Ball im Netz landen würde.“

Helmut Rahn, WM-Teilnehmer von 1954 und 1958, absolvierte insgesamt 40 Spiele für die deutsche Nationalmannschaft und erzielte dabei 21 Tore.

Vereinsbilanz

Doch Helmut Rahn war nicht nur im Weltmeisterschaftsfinale erfolgreich. Insgesamt gewann er dreimal die Westdeutsche Meisterschaft (davon einmal mit dem 1. FC Köln 1960), wurde DFB-Pokalsieger, Deutscher Meister und zweimal deutscher Vize-Meister mit dem 1. FC Köln (1960) und dem Meidericher SV (1964).

Seine erfolgreichste Zeit hatte er zwischen 1951 und 1959 bei Rot-Weiss Essen. Hier bildete der Rechtsaußen mit August Gottschalk und Berni Termath in der Oberliga-Saison 1951/52 ein Sturmtrio, dass 59 von 78 Toren schoss, zwei Jahre später erzielte die Sturmreihe verstärkt durch Franz „Penny“ Islacker und Willi Vordenbäumen sogar 66 von 75 Treffer. Mit Rot-Weiss Essen wurde Rahn 1952 Westdeutscher Meister, 1953 Deutscher Pokalsieger, 1954 Westdeutscher Vizemeister, 1955 Westdeutscher Meister und Deutscher Meister und erzielte zwischen 1951 und 1959 in 216 Pflichtspielen 99 Tore.

Junge des Reviers

Seine Bedeutung für RWE erkannten die Verantwortlichen schon früh. Die Festschrift zur westdeutschen Meisterschaft 1955 schrieb über ihn: „Wer von Rot-Weiss Essen spricht, spricht auch von Rahn. Helmut ist nun mal ein Pfiffikus im Leben und auf dem grünen Rasen. Sein Temperament und sein Witz sind in Bergeborbeck sprichwörtlich.“

Und der bereits zitierte NRW-Ministerpräsident Steinbrück charakterisierte ihn ein halbes Jahrhundert später mit den Worten: „Helmut Rahn wurde das Attribut Boss zuerkannt. (…) Er wird in dem Bewusstsein seiner Nation unvergesslich bleiben.“ (…) Rahn war und blieb ein Sohn des Reviers, wo sich niemand lange Kopfzerbrechen um die Bedeutung des deutschen Dativs macht, er auch nicht. Rahn stand für den Charakter und die Kraft des Reviers, mit einem eigenen Kopf, verwurzelt, aufgeschlossen, bescheiden, kollegial, pfiffig, temperamentvoll, wenn man ihn brauchte, war er immer da Sein Erfolg machte ihn nicht überheblich. Er folgte nicht dem Lockruf des großen Geldes.“

Bei allem Auf und Ab galt für ihn die einfache Formel: „Ich hatte Erfolg, ich habe die Welt kennen gelernt, ich hatte Spaß an meinem Sport, vermisse nichts, möchte nicht tauschen.“

Und so grüßt der Boss und Weltmeister als Kind des Ruhrgebiets und Aushängeschild von RWE die Fans an jedem Spieltag vor der Westtribüne und so mancher Fan macht dort ein Selfie mit ihm und stößt symbolisch mit einem Stauder auf ihn und mit ihm an.

Weitere Erinnerungsorte in Essen, die seinen Namen tragen, sind die Helmut-Rahn-Realschule an der Wickenburg sowie die Helmut-Rahn-Sportanlage an der Raumerstraße.

Ein Beitrag von RWE-Vereinshistoriker Georg Schrepper.