25. September 2023

Siggi Dahms: Ein Leben für Rot-Weiss Essen!

Jugend-Trainer, -Leiter und Ehrenratsmitglied: Ein Portrait zum 100. Geburtstag.

Siggi Dahms: Ein Leben für Rot-Weiss Essen! – Rot-Weiss Essen

Seit 2021 gibt es die Georg-Melches-Verdienstmedaille. Ein Kuratorium bestehend aus dem Ehrenamtsbeauftragten und je einem Vertreter des Vorstands, Aufsichtsrats, Ehrenrats, Wahlausschusses, der Fan- und Förderabteilung und der Essener Chancen ehrt damit Personen, „die hervorragenden Verdienste rund um den Verein vorzuweisen haben.“ Einer, der diese Medaille zu seinen Lebzeiten sicher verdient hätte, ist Siegfried „Siggi“ Dahms.

Siegfried Dahms wurde im Februar 1949 mit 25 Jahren Vereinsmitglied bei Rot-Weiss Essen. Eine Zeit, die noch vom Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg geprägt war. Die Vereinsmitglieder hatten sich unmittelbar nach Kriegsende verpflichtet, die zerstörte Stadionanlage an der Hafenstraße wieder spielfähig zu machen. Nach dem Aufstieg 1948 in die Oberliga West, der damals höchsten deutschen Spielklasse, erfolgte dann bis 1957 der Ausbau zu einer der modernsten Stadionanlagen in Deutschland. Gleichzeitig begann das goldene Zeitalter von Rot-Weiss Essen mit zwei Westdeutschen Meisterschaften, dem DFB-Pokalsieg 1953 und der Deutschen Meisterschaft 1955. Insgesamt acht RWE-Spieler trugen in den 1950er Jahren auch das Nationaltrikot. Doch Siegfried Dahms widmete sich bei allen rot-weissen Erfolgen vor allem der Jugendarbeit.

Jugendleiter und Jugendtrainer für mehr als ein Vierteljahrhundert

Über sechs Jahrzehnte war Siggi Dahms RWE-Mitglied, 25 Jahre davon als Jugendleiter und Jugendtrainer und wurde so zu einem der markantesten Gesichter von Rot-Weiss Essen. Alle großen RWE-Idole kannten Siggi Dahms. Ob ein Bierchen mit „Boss“ Rahn in der Friesenstube oder ein kurzer Plausch mit Ente Lippens: Sein Leben war immer eng mit RWE verknüpft und ist es bis zuletzt geblieben.

Zu seinem 90. Geburtstag wurde 2013 das Warmgebäude an der Seumannstraße, in dem sich die Jugend-Geschäftsstelle und Umkleidekabinen befinden, in „Siggi-Dahms-Haus“ umbenannt. „Somit bekommt Siggi das Denkmal, das ihm zusteht und er bleibt seiner RWE-Jugend ewig erhalten,“ schrieb damals die RWE-Führung. Im gleichen Jahr wurde Siggi Dahms auch in den Kreis der Ehrenmitglieder aufgenommen.

Ansprechpartner für junge Spieler, Vermittler im Verein

Als Jugendtrainer haben viele Nachwuchskicker natürlich auch versucht, ihn auf die Probe zu stellen. Ohne Erfolg. Man denke an Manni Burgsmüller, dem Siggi einst einen Satz entlocken konnte, den viele spätere Trainer auch gerne vom schlitzohrigen Torjäger gehört hätten: „Bei dir tanze ich nicht mehr aus der Reihe“, versprach Burgsmüller einst, als Siggi Dahms seinen Leistungsträger aus disziplinarischen Gründen nicht mit zu einem Turnier nach Tottenham nehmen wollte.

Noch viele weitere Talente formte er – später auch als Leiter der Jugendabteilung – zum Bundesligaspieler. Gleichzeitig war Siegfried Dahms eine enge Bezugsperson für junge Spieler. Man denke an Frank Mill, Mario Basler oder Jürgen Wegmann: Sie alle wuchsen unter Siegfried Dahms in ihre Stollenschuhe. Seine Erfahrung und Souveränität waren daher auch gefragt, als es in den 1990er Jahren um die Neubesetzung des Ehrenrates ging. Weit über 20 Jahre vermittelte er bis zu seinem Tod als Mitglied des Gremiums zwischen Vorstand und Mitgliedern. Viele Spieler wie Verantwortliche sah er Kommen und Gehen, er selbst aber blieb und gehörte zum Verein von der Hafenstraße wie seine rot-weissen Farben.

Ein besonderer Mensch für RWE

Das Ehrenmitglied ließ sich bis zuletzt keine Trainingseinheit im Nachwuchsleistungszentrum an der Seumannstraße entgehen, kein Auswärtsspiel seiner Rot-Weissen war ihm zu weit. Wo die RWE-Jugend war, da war auch Siggi Dahms! Sein Platz war immer in unmittelbarer Nähe des Spielfeldrands. Im Georg-Melches-Stadion saß Siggi Dahms nicht auf der Haupttribüne, sondern verfolgte bis ins hohe Alter die Spiele seiner Rot-Weissen im Stehen am Zaun vor der Tribüne, hinter dem sich das Spielgeschehen auf dem grünen Rasen abspielte. Immer nah dran an seinen Jungs. Und so besuchten ihn auch noch zahlreiche Jugendspieler an seinen letzten Lebenstagen am Krankenbett im Marienhospital.

Siggi Dahms starb am 1. Februar 2015, dem 108. Gründungstag von RWE, in Folge einer heimtückischen Krankheit im Alter von 91 Jahren. Erst einen Tag zuvor war er in ein Pflegeheim umgezogen. „Siggi war ein besonderer Mensch, ich habe viel von ihm über RWE gelernt. Er war ein Rot-Weisser durch und durch. Ich kenne niemanden, der sein Leben Rot-Weiss so gewidmet hat wie er. Im Ehrenrat blieb er stets ein Anwalt der Jugend, sein Wort hatte im Verein Gewicht. Siggi war wohl derjenige, der die meisten Senioren- und vor allem Jugendspiele unserer Rot-Weissen überhaupt gesehen hat“, würdigte der damalige Vorstandsvorsitzende Michael Welling das rot-weisse Urgestein.

Ein Text von Georg Schrepper.