30. Oktober 2023

Pokalsieger, Meister, Europapokal-Torschütze!

Zum 100. Geburtstag von Fritz Abromeit.

Fritz Abromeit
Fritz Abromeit: In seiner Fußballerkarriere trug er 15 Jahre das RWE-Trikot. (Fotos: Archiv Schrepper)

Fritz Abromeit gehörte eher zu den stillen Stars des Goldenen Zeitalters von Rot-Weiss Essen in den 1950er-Jahren. Dabei hatte er bis auf das Finale um die Deutsche Meisterschaft 1955 an fast allen wichtigen Spielen teilgenommen, auch wenn nicht als Stammspieler. Mit seinem Tor zum 1:0 im entscheidenden Aufstiegsspiel gegen die Duisburger Spielvereinigung (2:0) legte Abromeit am 13. Juni 1948 sogar den sportlichen Grundstein zur erfolgreichsten RWE-Zeit der Historie. Zudem bleibt der Angreifer, der all seine Karrierejahre an der Hafenstraße verbrachte, bis heute einziger RWE-Europapokal-Torschütze. Am 30. Oktober wäre der Meisterspieler 100 Jahre alt geworden.

Von der Jugend bis zu den Alten Herren ein Rot-Weisser

Fritz Abromeit, geboren am 30. Oktober 1923, wurde mit 16 Jahren Vereinsmitglied und spielte von 1942 bis zum Ende seiner Karriere 1957 in der 1. Mannschaft. Das RWE-Eigengewächs war ein effektiver Mannschaftsspieler in der halblinken Position und schoss in wichtigen Spielen entscheidende Tore. Fritz Abromeit, der hauptberuflich auf der Kokerei „Emil-Emscher“ arbeitete, verkörperte als einer der letzten Spieler die Bergbautradition des Vereins.

Neben den Partien in der Oberliga West, der Endrunde zur deutschen Meisterschaft, dem DFB-Pokalendspiel und den beiden Europapokalspielen, kommt Abromeit auf zahlreiche Freundschafts-, Reserve-, Jugend- und Alte-Herren-Spiele für die Rot-Weissen. Auch wenn er in seinen neun Jahren in der Oberliga West nur 67 Einsätze absolvierte, war er doch bis auf das Finale im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft in so gut wie allen wichtigen Duellen dabei: Immerhin schoss er so, sieben weitere Pflichtspiele zugezählt, 36 Tore!

Torschütze zum Oberliga-Aufstieg

Sein Debüt im Seniorenbereich gab Fritz Abromeit bereits vor den Oberliga-Zeiten am 20. Dezember 1942 in der Auswärtspartie beim VfL Benrath (9. Spieltag, Gauliga Niederrhein). Hier gelangen ihm auf Anhieb drei Tore. Diese Trefferquote überbot er wenig später beim 8:0-Auswärtssieg gegen Rot-Weiss Oberhausen, wo er sogar fünf Treffer erzielte.

Sein wohl wichtigstes Tor schoss er aber mit dem 1:0 im Entscheidungsspiel um den Aufstieg in die Oberliga West gegen die Duisburger SpV am 13. Juni 1948. Der Treffer wurde zum Schlüssel für den 2:0-Aufstiegserfolg. Rot-Weiss Essen gehörte fortan der ein Jahr zuvor gegründete Oberliga West an – der damals höchsten deutschen Spielklasse.

In der ersten Saison (1948/49) kam Fritz Abromeit immerhin 17-mal zum Einsatz, schoss 13 Tore und stand in der rot-weissen Elf, die in Braunschweig gegen den 1. FC St. Pauli das erste Spiel in einer Endrunde zur deutschen Meisterschaft bestritt. Die Kiezkicker siegten 1:4 aus rot-weisser Perspektive.

1949/50 kommt Fritz Abromeit zwar nur auf sieben Ligaeinsätze, spielte dafür aber bei der erneuten Teilnahme an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaften in beiden Partien gegen den 1. FC Kaiserslautern mit. Vor 26.000 Zuschauern in Karlsruhe gab es zunächst ein 2:2-Unentschieden nach Verlängerung. Im Wiederholungsspiel in Köln vor 22.500 Zuschauern verlor Rot-Weiss Essen schließlich knapp 2:3.

DFB-Pokalsieger trotz starker Konkurrenz in der rot-weissen Sturmreihe

Die meisten Oberliga-Einsätze brachte Fritz Abromeit in der Saison 1950/51 auf das Spielfeld, als er in 20 Partien insgesamt 12 Tore schoss. Lediglich ein Oberliga-Spiel und ein DM-Endrundenspiel bestritt er in der Saison 1951/52.

Fünf Oberliga-Spiele absolvierte er in der Saison 1952/53, um dann aber im Finale am 1. Mai 1953 gegen Alemannia Aachen aufzulaufen. Hier bildete er mit Helmut Rahn, Franz Islacker, August Gottschalk und Bernhard Termath die Sturmreihe. RWE gewann 2:1 und war somit der erste DFB-Pokal-Sieger nach dem Zweiten Weltkrieg.

Einen weiteren Höhepunkt seiner Laufbahn erlebte Fritz Abromeit im Anschluss an die Saison 1953/54. Er nahm an der achteinhalbwöchigen Süd- und Mittelamerikareise teil, bei der sich RWE laut der Essener Allgemeinen Zeitung den Ruf erspielte, „ein ausgezeichneter Botschafter für den deutschen Sport“ zu sein. Ein Höhepunkt der Reise war der Empfang beim argentinischen Staatspräsidenten Juan Perón, dem die rot-weisse Delegation eine Grubenlampe als Gastgeschenk überreichte.

Pokalsieger, Meister, Europapokal-Torschütze! – Rot-Weiss Essen
Die Teilnehmer der Südamerikareise 1954 (v. li. n. re.): Hinten Wewers, Rahn, Wientjes, Islacker, Vordenbäumen, Göbel, Delegationsleiter Drees; Vorne Gottschalk, Jahnel, Herkenrath, Schaffner, Abromeit

Im Meisterschaftsjahr 1954/55 wurde Abromeit ebenfalls nur in einem Oberligaspiel eingesetzt. In den sieben Spielen der Endrunde kam er gar nicht zum Zuge. Dafür erzielte der Rot-Weisse durch und durch am 12. Oktober 1955 das bis heute einzige Europapokaltor in der RWE-Geschichte beim 1:1 gegen Hibernian Edinburgh. Es war die Erstaustragung des Europapokals der Landesmeister 1955/56, der heutigen Champions League.

Außerdem absolvierte Fritz Abromeit zahlreiche Spiele im Ligabetrieb der Reservemannschaften. Diese als Unterbau für Vertragsmannschaften gedachte Liga bildete für Nachwuchs- und Reservespieler mit den komplett identischen Vereinen die Oberliga West ab. Nach der Saison 1956/57, in der Abromeit noch einmal fünf Spiele (1 Tor) in der Oberliga West absolviert hatte, beendete er seine langjährige Laufbahn. Es folgten noch einige Partien in der rot-weissen Alt-Herren-Mannschaft.

Seine nur sporadischen Einsätze ab 1951 in der Vertragsmannschaft erklären sich durch die zu starke Konkurrenz im rot-weissen Sturm mit den Neuerwerbungen Helmut Rahn, Penny Islacker, Johannes „Fred“ Röhrig und Willi Vordenbäumen. Doch all seine Trainer wussten: Auf Fritz Abromeit ist jederzeit Verlass!

Fritz Abromeit verbrachte seine gesamte Karriere bei Rot-Weiss Essen. Bis zu seinem Tod am 4. Oktober 2004 im Alter von 80 Jahren war er insgesamt 64 Jahre Mitglied bei RWE. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Borbecker Matthäusfriedhof in Sichtweite zur Ruhestätte von Georg Melches.

Ein Beitrag von Vereinshistoriker Georg Schrepper.

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