28. August 2021

„Bekommen nichts geschenkt“

RWE-Chef-Trainer Christian Neidhart vor Traditionsduell und Top-Spiel gegen Fortuna Köln

"Bekommen nichts geschenkt" – Rot-Weiss Essen
“Gute Chancen, die drei Punkte an der Hafenstraße zu behalten.“ (Foto: Endberg)

Eine turbulente erste englische Woche in dieser Saison der Regionalliga West endet für Rot-Weiss Essen mit dem heutigen Traditionsduell und Top-Spiel gegen Fortuna Köln. Neun Tage nach der missglückten Heimpremiere gegen den SV Straelen (1:4) und nur vier Tage nach dem wichtigen 1:0-Derbysieg beim Wuppertaler SV stehen sich an der Hafenstraße erneut zwei Spitzenmannschaften der Liga gegenüber. Im aktuellen Interview nimmt der RWE-Cheftrainer Christian Neidhart ausführlich Stellung.

Hallo Christian! Mit dem 1:0-Auswärtssieg beim Wuppertaler SV hat sich Rot-Weiss Essen eindrucksvoll zurückgemeldet. Wie wichtig war die Reaktion des Teams nach der Heimniederlage gegen den SV Straelen?
Sehr wichtig natürlich. Gerade in der Defensive, in der wir gegen Straelen einige Schwächen gezeigt hatten, standen wir in Wuppertal über die gesamten 90 Minuten sehr stabil, haben kaum etwas zugelassen. Das war die Basis für den Sieg.

Welchen Anteil hatte Neuzugang José-Enrique Rios Alonso, der erstmals in der Startelf stand, an dieser Stabilität?
Er hat es definitiv gut gemacht und mit seiner Leistung sicherlich auch Argumente für weitere Einsätze geliefert. Ich muss allerdings auch sagen, dass wir als gesamtes Team wesentlich kompakter waren und besser verteidigt haben, als es noch gegen Straelen der Fall war. Das lag ganz sicher nicht nur an einem Spieler, sondern an der ganzen Mannschaft.

Ebenfalls neu in der Anfangsformation war Oguzhan Kefkir, der die ersten beiden Saisonspiele wegen seiner Rotsperre verpasst hatte. Wie schwer war es während der Vorbereitung für ihn, die Motivation trotz seiner Zwangspause stets hochzuhalten?
Zunächst einmal hatte er es sich durch seine unnötige Aktion am letzten Spieltag in Wegberg-Beeck selbst zuzuschreiben, dass die Vorbereitung für ihn acht statt sechs Wochen lang war. Dennoch hat „Ötzi“ im Training immer Gas gegeben und sich gezeigt. Als er jetzt in Wuppertal seine Chance bekommen hat, war er ebenfalls sofort da, war hochmotiviert und hatte viele gute Aktionen. Dass er auch an der Entstehung unseres Treffers beteiligt war, kam nicht von ungefähr.

Stichwort Treffer: Unmittelbar nach der Partie hattest Du die Chancenverwertung bemängelt. Was war das Problem?
Wir hatten in der zweiten Halbzeit mindestens vier bis fünf hochkarätige Chancen, um zumindest mal das 2:0 nachzulegen. Das ist uns nicht gelungen, so dass es bis zum Abpfiff unnötig spannend blieb. Dabei haben wir unsere Konter eigentlich sehr gut vorgetragen – bis zum letzten Pass. Nur der Abschluss hat dann nicht gestimmt. Da hätte ich mir schon gewünscht, dass wir früher für klare Verhältnisse sorgen, auch wenn es natürlich für ein 1:0 ebenfalls drei Punkte gibt. Im Fußball kann es aber immer mal passieren, dass plötzlich ein Ball durchrutscht und Du plötzlich mit einem 1:1 vom Platz gehst. An der letzten Konsequenz müssen und werden wir arbeiten.

Bei Flügelstürmer Kevin Holzweiler reichte es nach seiner Augenverletzung noch nicht für einen Platz im Aufgebot. Wie sieht es für die Partie gegen Fortuna Köln aus?
Am Tag nach dem Wuppertal-Spiel hat Kevin erstmals wieder mit dem Team trainiert und hatte offensichtlich keine gravierenden Probleme mehr. Ich gehe davon aus, dass er zumindest eine Alternative für den Kader sein wird.

Gibt es sonst personelle Probleme?
Innenverteidiger Daniel Heber war in Wuppertal in der Schlussphase umgeknickt, klagte am nächsten Tag über einen angeschwollenen Knöchel. Zum Glück ist nichts kaputt. Wir hoffen, dass er gegen Fortuna Köln wieder zur Verfügung steht.

Die ersten drei Spieltage sind in der Regionalliga West absolviert. Gab es aus Deiner Sicht große Überraschungen?
Die größte Überraschung ist sicher die Tabellenführung des SV Straelen, an der die Partie gegen uns ja auch ihren Anteil hat. Sonst entsprachen viele Ergebnisse den Erwartungen. Die Mannschaften, die Ambitionen nach oben haben, sind bereits im vorderen Bereich der Tabelle zu finden. Grundsätzlich ist es allerdings noch zu früh, schon jetzt eine Prognose für den weiteren Saisonverlauf abzugeben. Darüber könnten wir sprechen, wenn bereits zehn bis 15 Spieltage hinter uns liegen.

Der heutige Gegner Fortuna Köln steht nach drei Partien bei sieben von neun möglichen Punkten. Gehört das Team zu den Aufstiegsfavoriten?
Ich habe die Kölner auf jeden Fall auch schon vor Saisonbeginn zu den Titelaspiranten gezählt. Das ergibt sich aus dem guten Abschneiden in der letzten Saison, aus einer recht offensiven Transferpolitik und aus den eigenen Aussagen von Trainer Alexander Ende, der einen Platz unter den ersten drei Mannschaften anstrebt.

Wie wichtig sind gerade die Duelle mit den direkten Konkurrenten?
Auch diese Spiele wollen wir natürlich so erfolgreich wie möglich bestreiten. Es wird mit Sicherheit kein einfaches Spiel und wir werden auch gegen die Fortuna nichts geschenkt bekommen. Wenn es uns aber gelingt, an die Leistung von Wuppertal anzuknüpfen und dann auch unsere Chancen noch besser zu nutzen, dann haben wir sicherlich gute Chancen, die drei Punkte an der Hafenstraße zu behalten.