12. Mai 2022

„Saison mit dem Aufstieg krönen!“

RWE-Torhüter Jakob Golz vor Partie gegen RW Ahlen.

Nur vier Gegentore bei acht Einsätzen: Dass Rot-Weiss Essen vor dem Saisonfinale am Samstag (ab 14.00 Uhr, live im Stream) gegen Rot Weiss Ahlen im Fernduell mit dem SC Preußen Münster (gleichzeitig gegen die U21 des 1. FC Köln) die um zwei Treffer bessere Tordifferenz aufweisen kann, liegt auch an Schlussmann Jakob Golz. Der 23-Jährige ist seit Anfang April wieder die Nummer eins an der Hafenstraße.Im Interview spricht der Sohn des langjährigen Bundesliga-Torhüters Richard Golz über das „Endspiel“ um den Aufstieg in die 3. Liga.

Hi Jakob! Zum Saisonabschluss gegen Rot Weiss Ahlen geht es vor vollem Haus um den Aufstieg in die 3. Liga. RWE hat den Gewinn der Meisterschaft in der eigenen Hand. Wie macht sich bemerkbar, dass ein besonderes Spiel bevorsteht?
Golz: Jedem ist der Charakter eines Endspiels bewusst. Diese Situation haben wir uns mit einem hohen Aufwand erarbeitet. Die Mannschaft und das Umfeld fiebern dem Saisonfinale entgegen. Wir können etwas ganz Großes erreichen.

Das Stadion wird erstmals seit langer Zeit so gut wie ausverkauft sein. Wie groß ist die Vorfreude?
Golz: Unsere bislang größte Kulisse in dieser Saison waren die 12.500 Zuschauer beim 1:1 in der Hinrunde gegen Rot-Weiß Oberhausen. Dass es jetzt noch mehr sein werden und ich dabei sogar im Tor stehen werden darf, ist eine super Sache.

Nachdem Preußen Münster in Wiedenbrück nicht gewinnen konnte, habt Ihr Euch durch ein 3:0 gegen den SV Rödinghausen in die bessere Ausgangslage gebracht. Was war aus deiner Sicht ausschlaggebend?
Golz: Wir waren von der ersten Minute an bissig, haben schon früh Druck ausgeübt. Das schnelle Führungstor hat uns in die Karten gespielt. Im Vergleich zu einigen vorherigen Partien waren wir diesmal auch in der Lage, das zweite Tor nachzulegen. Mit dem dritten Treffer nach der Pause konnte wir unseren kleinen Vorteil beim Torverhältnis noch ein wenig ausbauen.

In der Schlussphase hattest Du mehrfach den möglichen Anschlusstreffer verhindert. War Dir in diesen Momenten bewusst, dass eine solche Aktion am Ende sogar entscheidend sein könnte?
Golz: Ich habe mich in erster Linie gefreut, dass ich der Mannschaft helfen konnte. Jedes erzielte und verhinderte Tor ist das Ergebnis unserer Teamarbeit. Wir haben alles Nötige getan, um uns auch beim Torverhältnis in eine gute Ausgangsposition zu bringen.

Habt Ihr Euch auch ein wenig den Frust über das Pokal-Aus in Wuppertal von der Seele gespielt?
Golz: Ganz klar, wir waren nach der Niederlage beim Wuppertaler SV enttäuscht. Jeder hätte sich auf das Endspiel am Finaltag der Amateure und die mögliche Teilnahme am DFB-Pokal sehr gefreut. Daher wollten wir in der Liga dafür auch ein wenig Wiedergutmachung betreiben. Und ich denke, dass uns das auch ganz gut gelungen ist.

Die Woche war alles andere gewöhnlich. Wie habt Ihr die Trennung von Trainer Christian Neidhart aufgenommen?
Golz: Trainerentlassungen sind nie schön. Wir haben in der folgenden Partie aber auf dem Platz überzeugt und damit gezeigt, dass wir das gut verdaut haben. Sportdirektor Jörn Nowak und U19-Trainer Vincent Wagner kennen das Team gut. Ihnen war wichtig, dass wir schnell den Fokus auf das nächste Spiel legen. Das hat gut funktioniert.

Seit Anfang April stehst Du bei RWE wieder regelmäßig zwischen den Pfosten. Wie schwer war es, auf den Punkt da zu sein?
Golz: Als Nummer zwei ist es schwierig, Spielpraxis zu sammeln. Da ist die Situation beim Torhüter eine besondere. Die Einsätze im Niederrheinpokal haben dabei ein wenig geholfen, lagen terminlich aber teilweise weit auseinander. Ich hatte schon im Vorfeld gehofft, die Chance zu bekommen. Als es dann soweit war, befanden wir uns in einer schwierigen Phase. Durch die englischen Wochen kam ich aber schnell in den Rhythmus. Von Spiel zu Spiel wurde es einfacher. Ich freue mich einfach darüber, dass sich die harte Arbeit ausgezahlt hat und wir die Chance haben, die Saison mit dem Aufstieg zu krönen.

Dein Vater Richard Golz hat 453 Spiele in der Bundesliga absolviert. Wie wichtig sind Dir seine Ratschläge – vielleicht auch speziell in der aktuellen Situation?
Golz: Wir telefonieren viel nach den Spielen. Als ehemaliger Torhüter hat er auch nach ordentlichen Spielen fast immer eine Kleinigkeit zu meckern. (lacht) Ich nehme mir seine Tipps sehr zu Herzen. Für das Spiel gegen Ahlen hat er mir einfach geraten, mich auf das Saisonfinale zu freuen und es auch ein Stück weit zu genießen.

Hast Du denn noch Erinnerungen an die Profizeit deines Papas?
Golz: Ich habe noch ein paar Bilder aus seiner Zeit bei Hannover 96 im Kopf. Nach den Partien waren wir ab und zu noch auf dem Rasen und haben auf das Tor geschossen. Unter anderem zusammen mit meinem heutigen Mitspieler Niklas Tarnat hatte ich auf der Tribüne die Spiele verfolgt. Unsere Väter waren damals ebenfalls Teamkollegen.

War es vorbestimmt, dass auch Du eines Tages Torhüter sein würdest?
Golz: Ich habe früher auch sehr gerne als Feldspieler gespielt. Bis zur U13 beim Hamburger SV war ich sogar Stürmer. Da unser Torhüter dann aber krank gefehlt hatte, brauchten wir Ersatz. Und ich habe es wohl nicht so schlecht gemacht. (lacht)

Wie würdest Du Deine Spielweise beschreiben?
Golz: Ich bin ein ruhiger Typ und versuche, diese Ruhe auch auf die Mannschaft auszustrahlen. Den Vorderleuten bei der defensiven Organisation zu helfen, gehört natürlich auch dazu. Zu meinen Stärken würde ich Eins-gegen-Eins-Situationen und mein gutes Reaktionsvermögen zählen.

Wie bereitest Du Dich persönlich auf das „Finale“ gegen Ahlen vor?
Golz: Ich habe keine besonderen Rituale oder so etwas. Bevor es auf den Platz geht, stehen im Kraftraum einige Mobilitätsübungen auf dem Programm. Sonst bin ich vor den Spielen immer relativ entspannt und freue mich einfach auf die Begegnungen. Das wird auch gegen Ahlen so sein. Nervös war ich eigentlich nur vor dem Heimspiel gegen die U21 des 1. FC Köln, meinem ersten Saisoneinsatz in der Liga. Aber das hatte sich dann auch recht schnell gelegt.

Worauf wird es Deiner Meinung nach ankommen, um den Aufstieg perfekt zu machen?
Golz: Wir müssen genau da weitermachen, wo wir in der Partie beim SV Rödinghausen aufgehört haben. Das bedeutet: Wir müssen in den Zweikämpfen von Beginn an voll da sein und den Gegner frühzeitig zu Fehlern zwingen. Defensiv gilt es, konzentriert zu sein. Offensiv haben wir die Überzeugung, zu jeder Zeit ein Tor erzielen zu können.

Werdet Ihr über die Zwischenstände aus Münster informiert bzw. wollt Ihr informiert sein?
Golz: Ich weiß nicht, ob die Zwischenstände im Stadion durchgegeben werden. Solange wir in Führung sind, interessiert mich der Zwischenstand aus Münster aber auch nicht wirklich. Wir konzentrieren uns darauf, unsere Aufgabe zu bewältigen. Wenn wir das Spiel gewinnen, haben wir automatisch gute Karten.

Die beiden zurückliegenden Liga-Duelle mit Rot Weiss Ahlen gingen jeweils verloren. Spielt das in den Köpfen eine Rolle?
Golz: Ich denke nicht, dass die Situationen vergleichbar sind. Die beiden Niederlagen waren auswärts. Jetzt spielen wir allerdings zu Hause. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Fans für eine außergewöhnliche Stimmung sorgen und uns antreiben werden.

Mit der Partie geht eine intensive Saison zu Ende. Wirst Du auch in der kommenden Spielzeit bei RWE zwischen den Pfosten stehen?
Golz: Darauf hoffe ich. Im Aufstiegsfall verlängert sich mein Vertrag. Alles Weitere wird man unter Umständen dann nach dem Ahlen-Spiel besprechen. Diesen letzten Schritt in die 3. Liga wollen wir jetzt auch noch gehen.

Wie wirst Du Dich während der Sommerpause erholen?
Golz: Die Planung ist auch ein wenig vom Ausgang des Saisonfinales abhängig. Für den Fall des Aufstiegs würden wir bestimmt noch etwas als Mannschaft unternehmen. Mit Sicherheit werde ich Zeit bei meiner Familie in Hamburg verbringen. Mit meiner Freundin werde ich dann bestimmt auch noch für ein paar Tage wegfahren.