Duell der dfb-pokalsieger

RWE gegen HSV: Klassiker in Runde eins.

Kurze Fuffzehn Kompakt Seite 1 – Rot-Weiss Essen
Dabrowski freut sich auf ein „absolutes Highlight“. (Foto: Endberg)

In der ersten Runde des DFB-Pokals kommt es im Stadion an der Hafenstraße direkt zu einem Duell zweier früherer Titelträger: Rot-Weiss Essen, Pokalsieger von 1953, trifft am Sonntag, 13 Uhr, auf den Hamburger SV, der den „Pott“ bislang dreimal (1963, 1976 und 1987) gewann. Nicht nur die RWE-Fans fiebern diesem Höhepunkt schon seit Wochen entgegen, das Duell der beiden Traditionsklubs wird vor voller Hütte über die Bühne gehen.

„Das wird ein absolutes Highlight, auf das wir uns alle sehr freuen“, sagt auch RWE-Trainer Christoph Dabrowski (45), der sich gegen den einstigen Bundesliga-Dino und aktuellen Tabellendritten der 2. Bundesliga trotz des Klassenunterschieds einiges ausrechnet. „Klar, die Rollen sind verteilt, der HSV geht als Favorit in das Spiel“, erklärt „Dabro“, fügt aber gleich hinzu: „Im Pokalwettbewerb ist alles möglich, entsprechend werden wir unsere Chance suchen. Dafür benötigen wir einen Sahnetag und das nötige Quäntchen Glück. Wir müssen eine gute Stabilität auf den Platz bringen und die Offensivpower des Gegners möglichst bremsen. In der Defensive ist der HSV durchaus verwundbar.“

Was im DFB-Pokal möglich ist, hatten die Rot-Weissen schließlich zuletzt erst in der Saison 2020/2021 – damals noch als Regionalligist – eindrucksvoll gezeigt. Nach Siegen gegen Arminia Bielefeld (1:0), Fortuna Düsseldorf (3:2) und Bayer 04 Leverkusen (2:1 nach Verlängerung) war bekanntlich erst im Viertelfinale Endstadion (0:3 gegen Holstein Kiel). Von einer ähnlichen „Pokalreise“ träumen die RWE-Anhänger auch diesmal. Qualifiziert für den bundesweiten Pokalwettbewerb hatte sich RWE vor gut zwei Monaten durch den insgesamt zehnten Titelgewinn im Niederrheinpokal (2:0 im Finale gegen Rot-Weiß Oberhausen). Es war der letzte RWE-Auftritt der abgelaufenen Spielzeit 2022/2023.

Nach dem ersten Pflichtspiel der neuen Saison gab es für Rot-Weiss Essen zwar viel Lob, aber keine Punkte. Das Eröffnungsspiel der 3. Liga beim Halleschen FC ging 1:2 (0:2) verloren. Zwei individuelle Fehler bei den Gegentoren (Ballverlust von Thomas Eisfeld vor dem 0:1, mangelhafte Zuordnung beim Eckball vor dem 0:2) sowie vor allem fehlende Effektivität beim Verwerten zahlreicher Großchancen verhinderten mindestens einen Punktgewinn, wenn nicht sogar einen Sieg zum Saisonstart.

RWE-Trainer Dabrowski sah ein „brutales und bitteres Ergebnis für uns“, hatte aber auch allen Grund, die positiven Aspekte der gezeigten Leistung hervorzuheben. „Man hat deutlich gesehen, dass wir schon in vielen Bereichen einen Schritt nach vorne gemacht und uns gesteigert haben“, so der Ex-Bundesligaprofi. „Umso ärgerlicher ist es, dass wir uns für unseren großen Aufwand nicht belohnt haben.“ So bewies das Team nach dem Rückstand Moral. Außerdem war auffällig, dass auch durch die nach knapp 70 Minuten eingewechselten Spieler (Felix Götze, Cedric Harenbrock und Ron Berlinski) sofort noch einmal neuer Schwung ins Spiel kam und sich alle nahtlos einfügten.

Im defensiven Mittelfeld war Vinko Sapina (28/bislang SC Verl) mit seiner Robustheit und seinem Durchsetzungsvermögen, aber auch seiner Spielstärke sofort die zentrale Figur im RWE-Spiel, leitete auch den einzigen Treffer und zahlreiche weitere gefährliche Aktionen ein. Außenstürmer Marvin Obuz (21) gelang zwar längst nicht alles. Aber auch die Leihgabe vom 1. FC Köln deutete nicht nur mit seiner Maßflanke zum Anschlusstor durch einen Kopfball-Aufsetzer von Isaiah Young (25) an, dass er die erhoffte Verstärkung werden kann. Mittelstürmer Moussa Doumbouya (25) schließlich bewegte sich sehr gut in den Räumen und war stets torgefährlich. Nur der krönende Abschluss blieb ihm bei einigen guten Chancen ebenso versagt wie dem erst in der Schlussphase eingewechselten Leonardo Vonic (20/1. FC Nürnberg II), der es sogar mit einem Fallrückzieher probierte.

Unter dem Strich tankte RWE trotz der Niederlage in Halle Selbstvertrauen für den Pokal-Hit gegen den HSV, den langjährigen Verein von Essens Torhüter Jakob Golz und seines Vaters Richard. Co-Trainer Lars Fleischer (28) nahm die „Rothosen“ nach dem spektakulären 5:3-Auftakterfolg in der 2. Bundesliga gegen den FC Schalke 04 zuletzt auch noch einmal beim 2:2 in Karlsruhe unter die Lupe, um bestens vorbereitet zu sein.

Insgesamt standen sich beide Klubs in bislang vier Pokalrunden gegenüber. RWE setzte sich 1953 auf dem Weg zum Titel 6:1 gegen den HSV durch. In der Saison 1972/1973 behielten die Hamburger nach dem damals gültigen Modus mit Hin- und Rückspiel knapp die Oberhand (3:5/5:0 nach Verlängerung). Außerdem gab es noch zwei Achtelfinal-Duelle in den Spielzeiten 1988/1989 (3:1 für den HSV in Hamburg) und zuletzt 2007/2008 (0:3 aus RWE-Sicht an der Hafenstraße. Mehr als 15 Jahre später kommt es jetzt zum erneuten Aufeinandertreffen.