27. Juni 2011

Mitglieder beschließt Fortsetzung des Vereins

Der Verein Rot-Weiss Essen wird nach dem Abschluss des Insolvenzverfahrens am 30. Juni fortgesetzt. Das beschlossen die 369 stimmberechtigten Mitglieder auf der Mitgliederversammlung am Sonntag im Essener Cinemaxx. Markus Wehler, der den Insolvenzverwalter Dr. Frank Kebekus vertrat, skizzierte den Insolvenzplan, dessen Annahme in der Gläubigerversammlung vom 17. Mai Vorrausetzung für den Fortsetzungsbeschluss war. So werden die Gläubiger mindestens mit einer Quote von sechs Prozent ihrer anerkannten Forderungen bedacht, abhängig vom Umgang mit einer weiteren Forderung könnte sich die Quote noch erhöhen. Auch wenn der Verein damit am 1. Juli wieder voll handlungsfähig und schuldenfrei ist, betonte Wehler jedoch, dass umsichtiges und konservatives Wirtschaften Grundvoraussetzung sei, um RWE nie wieder in eine solche Situation wie im letzten Sommer geraten zu lassen.

Um künftig auch in kritischen Situationen handlungsfähig zu bleiben, stimmten die Mitglieder einer Korrektur der Vereinssatzung zu. Neben allgemeinen semantischen Änderungen wurden etwa auch die Wiederbesetzungsprocedere der Gremien verändert und wurde auch ein Passus aufgenommen, der ein eindeutiges Zeichen gegen jede Form von Diskriminierung darstellt. Eine weitere bedeutende Änderung ist die Regelung zur Besetzung des Vorstands und dem Umfang der zustimmungspflichtigen Geschäfte. Um beschlussfähig zu sein, genügt künftig ein Vorstandsmitglied, wobei auf Verlangen des Aufsichtsrats weitere Vorstandsmitglieder benannt werden müssen. Zuvor waren drei nötig. Um einer „Alleinherrschaft“ vorzubeugen, muss sich der Vorstand jedoch künftig in vielen Fragen enger mit dem Aufsichtsrat abstimmen. So zählen etwa nun auch Spielerverträge mit einer Laufzeit von über einem Jahr zu den zustimmungspflichtigen Geschäften.

Neben der Entlastung des alten und aktuellen Vorstands sowie des alten und aktuellen Aufsichtsrats, die jeweils mit großer Mehrheit beschlossen wurden, stand am Sonntag die Bilanz der abgelaufenen Saison im Fokus des Interesses. Sportlich überstrahlen Aufstieg, Meisterschaft und Niederrhein-Pokalsieg der Ersten Mannschaft natürlich alles andere. Gleichwohl gab es mit dem verpassten Aufstieg der U19 und dem Abstieg der U23 auch weniger Erfreuliches zu bilanzieren. Dr. Michael Welling betonte aber, dass diese Misserfolge nicht zuletzt als Begleitumstände des Insolvenzverfahrens zu verbuchen seien.

Wirtschaftlich konnte RWE unter den gegebenen Umständen ein gutes Ergebnis erzielen und wird voraussichtlich 137.000 Euro Gewinn einfahren – eine notwendige Voraussetzung zur Beendigung des Insolvenzverfahrens. Der Abschluss dieses Verfahrens weckt zudem auch bei Sponsoren wieder gesteigertes Interesse an Rot-Weiss Essen, weshalb der Verein in der kommenden Saison mit einer deutlichen Steigerung bei den Sponsoringerlöse plant.Als Gesamtetat wird in der kommenden Regionalliga-Spielzeit mit 3,28 Millionen Euro geplant (gegenüber 2,6 Millionen prognostiziertem Umsatz in der abgelaufenen NRW-Liga-Saison). Auf die Erste Mannschaft fallen davon – im Erfolgsfall, also eingedenk möglicher Prämien – 741.000 Euro. In der letzten Regionalliga-Saison belief sich dieser Posten noch auf 1,9 Millionen Euro. Auch dies macht deutlich, dass der Verein trotz der sportlich und wirtschaftlich erfolgreichen letzten Saison sich finanziell noch keine großen Sprünge leisten kann. Die sportliche Zielsetzung für die kommende Saison ist daher vor allem als „Ankommen in der Regionalliga“ definiert und für die Fans gilt es, den „Abschied aus Ruinen“ zu zelebrieren.