20. April 2012

Milk and Honey and Verl

Ein Rückblick auf das Dallas-Märchen

Etwas mehr als eine Woche ist es nun her, dass unsere U17, inklusive Trainer- und Betreuerstab sowie mir, wieder heimischen Boden unter den Füßen verspürten. Nach zehn Tagen Sonnenschein, empfand ich die angesagten acht Grad Außentemperatur am Zielort Frankfurter Flughafen als unwürdigen Empfang, doch nur einen Tag später sollten uns 6.000 begeisternde Fans im Georg-Melches-Stadion bejubeln. Ein Rückblick auf Dallas.

Da sitze ich nun auf der Geschäftsstelle und träume von meinem geliebten Whirlpool. Der Blick aus dem Fenster zeigt mir einen kaum gefüllten Parkplatz und unser herrliches VIP-Zelt. Auch über ein kaum zu beschreibendes Spiel unserer U17-Junioren kann ich heute nicht berichten. Dafür wurde am Mittwoch die Sonnenbrille gegen einen Regenschirm eingetauscht, statt durch die Skyline von Dallas fuhr ich durch das Ruhrgebiet nach Verl. Zweifelsohne, der Alltag hat mich eingeholt. 

An einem der vielen Abende in Dallas unterhielt ich mich bis in den frühen Morgen mit „Dino“, dem Vater unseres Stürmers Konstantinos Koukladas. Vor vielen Jahren ist er nach Kalifornien ausgewandert und so kam es dazu, dass wir beide über Gott und die Welt plauderten und dazu gehörte natürlich auch der Dallas-Cup. „Vergiss niemals, Amerika ist das Land in dem „milk and honey“ fließt", hörte ich ihn immer wieder paraphrasieren. „Alles ist möglich, glaub es mir.“ Ich versprach ihm im Falle eines Turniersieges diesen Satz mit einzubinden und noch bevor ich den Siegerpokal zum ersten Mal bestaunen konnte, sah ich „Dino“ mit dem Worten „milk and honey“ auf mich zu rennen. 

Das Amerika in der Tat das Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist, habe ich nicht nur einmal in meinen täglichen Berichten erwähnt. Der ganze Trip war ein einziges Abenteuer und ein Erlebnis für jeden Einzelnen. Die Temperaturen waren so hoch, dass wir dem Sonnenbrand kaum davon laufen konnten. Wir haben die beste Basketballmannschaft der Welt siegen sehen und den deutschen Wunderspieler Dirk Nowitzki persönlich getroffen. Ein Tornado hat uns aufgesucht und wir haben es ihm gleich getan und sind in das Finale gestürmt, um dort den absoluten Titelfavoriten und Titelverteidiger Tigres de la UANL zu schlagen. Am Flughafen wurden „Die Dallas-Cup-Gewinner“ angekündigt und mit Applaus der Reisenden empfangen. Wieder zurück in der Heimat hieß es „Congrats U17 – well done“. So viele Impressionen in so kurzer Zeit prasselten wie der Regen im siegreichen Finale des Turniers auf unseren Nachwuchs nieder, dass es ein paar Tage gebraucht hat, um sich wieder mental auf die bevorstehenden Pflichtspiele der Bundesliga-West einzustellen. 

Abwehrspieler Tim Wellers benötigte ganze drei Tage, um sich von den Reisestrapazen zu erholen. Nach nur einem Einsatz in der laufenden U17-Bundesliga-Saison spielte er im Halbfinale sowie im Finale von Beginn an und konnte mit tollen Leistungen überzeugen. „Das Finale und die Momente nach dem Abpfiff werde ich nie vergessen. Bei einem solchen Event mal selber mitgespielt zu haben ist einfach etwas Besonderes.“ Doch zu lange darf nicht mehr geträumt werden, denn mit den Spielen gegen den Reviernachbarn FC Schalke 04 und den Junioren von Preußen Münster stehen unserer U17 noch echte Härtetests bevor.

RWE-Trainer Marco Rudnik weiß die Erfahrung im Ausland zu schätzen, lenkt aber die Konzentration langsam auf den bevorstehenden Wettkampfmodus. „Wir sind mit dem Ziel nach Amerika gereist, den Pokal für unsere Vitrine mit nach Hause zunehmen. Nun steht er dort und wir sind darüber auch sehr glücklich, doch darauf können wir uns nicht ausruhen. Wir haben noch fünf Spiele bis zum Ende der Saison und wollen so viele Punkte wie möglich holen. Dafür stehen wir von Spiel zu Spiel auf dem Platz.“ 

Können die Jungs an die vergangenen Leistungen anknüpfen, wird niemand daran zweifeln, dass am Ende der Saison genügend Punkte auf dem Kontostand zu finden sind.