3. Dezember 2014

August Gottschalk – Meisterspieler, Dirigent und Sturmtank

Rot-Weiss Essen trauert um August Gottschalk. Der Kapitän der Meistermannschaft von 1955 ist gestorben.

August Gottschalk, geboren am 14. Dezember 1921 in Essen-Altenessen begann als Achtjähriger bei Preußen 02 mit dem Fußballspiel, wechselte als 17-jähriger zu Rot-Weiss Essen und durfte mit einer Sondergenehmigung in der 1. Mannschaft spielen. Der Aufstieg in die Gauliga Niederrhein 1938 erlebte er mit. 1941 wurde er Soldat, wechselte nach dem Krieg zurück zu Preußen und wurde prompt Stadtmeister. Georg Melches holte ihn in der Saison 1946/1947 wieder an die Hafenstraße.

Die Gottschalk-Elf

Mit August Gottschalk erlebte RWE seinen kometenhaften Aufstieg von der Landesliga 1947/48 bis zur Deutschen Meisterschaft 1955. Er wurde mit RWE zweimal Westdeutscher Meister, nahm dreimal an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft teil, gewann 1953 den DFB-Pokal und war 1954 bei der legendären Süd-, Mittel- und Nordamerikareise dabei. Höhepunkt seiner Karriere war am 26. Juni 1955 der 4:3 Erfolg im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft gegen den 1. FC Kaiserslautern. Der Mannschaftskapitän der „Gottschalk-Elf“, der Name, unter dem RWE in diesen Jahren populär wurde, führte in einem dramatischen Finale eindrucksvoll Regie. Die WAZ kommentierte:

„Bei Rot-Weiss führte August Gottschalk die Spielhandlungen. Um eine Nuance spielte der Mittelstürmer aus Essen klüger, um eine Nuance, die den späteren Sieg mitbestimmte.“
Nach der Meisterschaft 1955 beendete Gottschalk seine Karriere und war noch eine Saison als Spielertrainer für den SV Borbeck aktiv. Auch beruflich blieb er der Ruhrgebietsmetropole weiter fest verbunden. Die von Gottschalk und seiner Frau geführte Sportlerklause am Borbecker Germaniaplatz war die Vereinsgaststätte des SV Borbeck, ab 1967 arbeitete das RWE-Mitglied als Repräsentant der Stauder-Brauerei.

Seine Heimatverbundenheit und Treue zu RWE fasste Gottschalk so zusammen: „In Essen habe ich meine Freunde und Bekannte. Mit Rot-Weiss habe ich die ganze Welt gesehen. Und ohnehin konnte ich es meinem väterlichen Freund Georg Melches, ohne den Rot-Weiss nie so weit gekommen wäre, nicht wehtun, wegzugehen.“

Gottschalk absolvierte für RWE 186 Spiele in der Oberliga West sowie den Endrunden zur Deutschen Meisterschaft und schoss dabei 99 Tore. Seinen Lebensabend verbrachte das RWE-Urgestein im St. Thomas Altenwohn- und Pflegeheim an der Vogelheimer Straße – nur 200 Meter Luftlinie von der Hafenstraße entfernt. Hier hatte er auf der Tribüne im Georg Melches Stadion noch viele Jahre nach seiner Karriere die RWE-Spiele verfolgt.

August Gottschalk starb am 27.11.2014 im Alter von fast 93 Jahren. Welche Bedeutung der RWE-Ehrenspielführer für die Geschichte seines Vereins hat, zeigt auch die Geste, dass eine Tribüne des neuen Stadions nach ihm benannt worden ist.

Georg Schrepper
Uwe Wick