16. Dezember 2014

Grebe: „Heimspiele sind einfach der Wahnsinn!“

Sommerneuzugang Daniel Grebe spricht über seine ersten Monate im RWE-Trikot.

Spricht man mit Daniel Grebe, dann merkt man sofort: Er hat sein Herz auf der Zunge. Offen gibt er zu, dass der 27-Jährige seinen Weggang aus Siegen zunächst bedauerte: „Es war eine geile Zeit, die ich nicht missen möchte.“ Und dennoch ist Grebe heute  mehr als glücklich, seine Zelte bei Rot-Weiss Essen aufgeschlagen zu haben: „Besonders die Heimspiele sind einfach der Wahnsinn!“ Nach einigen Schwierigkeiten hat sich Grebe im Mittelfeld festgespielt und stellt fest: „Wenn ich meine Leistung bringe, dann kann ich ein Leader sein.“

Zu Beginn der Vorbereitung präsentierte sich an der Hafenstraße ein fast komplett neuer Kader. Viele neue, unverbrauchte Gesichter tummelten sich auf dem Trainingsplatz. Eines von ihnen war nach fußballerischen Standards im besten Fußballer Alter – und dennoch: Daniel Grebe ist mit seinen 27 Jahren tatsächlich der viertälteste Spieler im Kader. Dass nicht nur dieser Fakt, sondern auch andere Erfahrungen in seiner fußballerischen Laufbahn ihn als potentiellen Führungsspieler erscheinen lassen, liegt besonders an drei Stationen in seiner Karriere.

Begonnen hat alles bei den „Bambinis“, wie Grebe erklärt, „bei Borussia Wuppertal.“ Lange hielt der Mittelfeldspieler der Borussia die Treue, bevor er in der U14 zum 1. FC Köln wechselte – ein nachhaltiger und wichtiger Schritt: „Es hat mich schon für mein Leben geprägt, besonders was Disziplin angeht. Der Verein hat mich, das kann man schon so sagen, von der Straße weggehalten.“ Schnell wurde Grebe Jugendnationalspieler, unterschrieb einen Sieben-Jahres-Vertrag(!) und durchlief zahlreiche Juniorenteams der Geißböcke.

„Es war ein prägendes Erlebnis“

Die beiden größten Highlights seiner Karriere erlebte der 1,70 Meter große Mittelfeldakteur allerdings nicht beim FC, sondern beim – im Vergleich – kleinen Klub Germania Windeck. Zweimal spielte Grebe mit Windeck im DFB-Pokal und durfte zwei echte Kracher erleben: Mit dem FC Schalke 04 und Bayern München kamen zwei Pralinen des deutschen Fußballs ins Rhein-Energie-Stadion, der Ausweichheimstätte der Windecker im Pokal. „Schalke war schon ein geiles Los, da hatten wir 17.000 Zuschauer“, sagt Grebe immer noch strahlend, „das war schon cool. Leider waren wir zu ängstlich und haben kein gutes Spiel gemacht. Dass wir verlieren, war eigentlich klar, aber die Leistung stimmte dennoch nicht.“ Wesentlich zufriedener blickt der Mittelfelddenker an das Spiel gegen die „Bazis“ zurück: „Gegen die Bayern war es echt Weltklasse. Vor 40.000 Zuschauern haben wir zwar auch 4:0 verloren, aber wir haben gut mitgehalten und das war ein prägendes Erlebnis.“

Trotz dieser deftigen Niederlagen sagt Grebe, dass die beiden Partien für ihn immer eine besondere Rolle spielen werden: „Natürlich will man das immer wieder haben, vor so vielen Zuschauern zu spielen. Deshalb gefällt es mir auch hier in Essen so gut.“ Sein Credo: Schöne Erinnerungen, aber den Blick nach vorne nicht vergessen.

Mit aller Macht zu RWE

So verschlug es den zentralen Mittelfeldspieler nach drei erfolgreichen Jahren bei den Sportfreunden Siegen an die Hafenstraße. „Ich habe mich ganz bewusst für RWE entschieden. Ich besitze sportlichen Ehrgeiz und will in einem ambitionierten Klub spielen“, macht Grebe deutlich, „Außerdem ist es ja kein Geheimnis, wie geil es ist, hier zu spielen. Ich habe früher schon ein paar Mal im alten Georg-Melches-Stadion gespielt und auch da war die Stimmung schon der Wahnsinn!“ Neben der einzigartigen Atmosphäre waren jedoch auch zwei andere Personalien ausschlaggebend für seine Entscheidung, sich dem Traditionsverein von der Hafenstraße anzuschließen: „Die Gespräche mit Dr. Harttgen und Marc Fascher waren sehr überzeugend, sodass ich nicht anders konnte und wollte, als mit aller Macht zu Rot-Weiss zu wechseln.“

Gut so, lässt sich nach einem knappen halben Jahr konstatieren. Auch, wenn es nicht in seinen ersten Monaten nicht immer perfekt lief. Nach der Derby-Niederlage gegen Kray musste Grebe fünf Spiele lang mit der Ersatzbank vorliebnehmen. „Nach dem Kray-Spiel war es mehr als verständlich, dass der Trainer vier, fünf Positionen verändert. Tim Treude hat für mich gespielt und das immer sehr ordentlich gemacht. So ist es dann im Fußball“, erklärt Grebe. Resignation? Fehlanzeige: „Ich habe im Training immer weiter Gas gegeben und werde dafür jetzt belohnt. Ich habe mich aber genauso gefreut, wenn wir gewonnen haben und ich nicht gespielt habe. Im Vordergrund steht der Mannschaftserfolg und dafür haben wir auch diesen breiten Kader.“

Dennoch war es – so ungewöhnlich es klingen mag – eine neue Situation für den 27-jährigen Vollblutfußballer: „Das hatte ich in meiner Karriere vorher so noch nicht. Ich habe mit dem Trainer das Gespräch gesucht und wir haben über die Fehler gesprochen. Das habe ich professionell angenommen.“ Und wie es dann so ist im Fußball, feierte Grebe sein Startelfcomeback nicht gegen irgendeinen Gegner. „Gegen Siegen wollte ich es dem Trainer dann unbedingt zeigen, dass er sich auf mich verlassen kann. Seitdem läuft es eigentlich ganz gut. Es liegt an mir selber, ob ich spiele oder nicht.“

Das fußballspielende Kampfschwein

Doch was macht den Fußballer Daniel Grebe überhaupt aus? Nur ungern spricht der 27-Jährige aus seiner Sicht über seine eigenen fußballerischen Qualitäten. „Ich fordere den Ball, will am Spiel teilnehmen und nicht nur nebenher laufen. Am liebsten möchte ich an jedem Angriff beteiligt sein und die Bälle verteilen. Ich kann aber auch als Kampfschwein auftreten und meine Laufstärke nutzen – eigentlich bin ich ein Kampfschwein, das auch Fußball spielen kann“, schmunzelt Grebe, und fügt hinzu: „Wenn ich meine Leistung bringe, dann kann ich ein Leader sein.“

Diese Einstellung wird auch in den verbleibenden Saisonspielen dringend von Nöten sein. „Die Tabelle ist so eng, da müssen wir von Spiel zu Spiel denken“, so Grebe.