21. Januar 2015
Die Kobra trifft nach drei Minuten
Jürgen Wegmann feierte 1982 sein Profidebüt bei RWE gegen Fortuna Köln.
Rot-Weiss Essen gegen Fortuna Köln. Da werden bei einem Bergeborbecker Jungen sicher ganz besondere Erinnerungen wach. Jürgen Wegmann, der später wegen seiner Torgefährlichkeit die Kobra genannt wurde, machte am 6. März 1982 in der neuen eingleisigen 2. Bundesliga sein erstes Pflichtspiel für die 1. Mannschaft.
Und bereits in der 3. Minute gelang dem 17jährigen Debütanten das 1:0. RWE gewann mit 4:1. Jürgen Wegmann kam in der weiteren Restsaison noch auf zehn Einsätze und insgesamt vier Treffer. RWE schaffte im ersten Zweitligajahr mit einem ausgeglichen Punktekonto den 11. Tabellenplatz, Fortuna Köln war einen Platz besser. In der Saison 1982/83 konnten die Rot-Weissen nur knapp den Abstieg vermeiden, Jürgen Wegmann entwickelte sich mit 16 Treffern aber zum besten Essener Stürmer. Ein Talent, hinter dem nach Horst Hrubesch (1978) und Frank Mill (1981) zahlreiche Bundesligavereine ihre Fühler ausstreckten. Vorstandsmitglied Rittig erklärte Ende August 1983: „Da kann man mich beim Wort nehmen. So lange Wegmann bei uns unter Vertrag steht – und das ist bis 1985 -, wird er nicht verkauft.“
In der Winterpause zum BVB
Die mal wieder finanziell prekäre Lage sollte diese Worte als Lüge strafen. Kurz vor Jahresende musste das Stürmertalent verkauft werden, um wirtschaftlich überleben zu können. Borussia Dortmund bedankte sich im Dezember 1983 mit 1 Million DM für das Essener Weihnachtsgeschenk, das in den kommenden Jahren auch noch für Schalke 04 und den FC Bayern München auf Torjagd gehen sollte. Der mit zwölf Treffern in der Saison 1983/84 bis dahin erfolgreichste Essener Torschütze wurde in der Rückrunde schmerzlich vermisst. RWE rutschte auf den 17. Tabellenplatz ab und musste den bitteren Weg in die 3. Liga, die damalige Oberliga Nordrhein antreten.
Für Borussia Dortmund sollte der Essener Stürmer in seiner zweiten Saison von ganz besonderer Bedeutung werden – in einem ganz besonderen Spiel gegen Fortuna Köln.
Nach einer katastrophalen Saisonleistung musste der BVB als Tabellen-Sechzehnter der Spielzeit 1985/86 im Mai 1986 in den Relegationsspielen gegen den Dritten der 2. Bundesliga Fortuna Köln antreten. Die Domstädter gewannen das Hinspiel mit 2:0. Im Rückspiel war der BVB im heimischen Westfalenstadion eigentlich schon abgestiegen, als Jürgen Wegmann in der Schlussminute doch noch das 3:1 gelang. Das bedeutete nach dem damaligen Reglement wegen Tor- und Punktegleichheit ein Entscheidungsspiel auf neutralem Platz. Im Düsseldorfer Rheinstadion gewann der BVB mit 8:0, Jürgen Wegmann erzielte einen Treffer zum 6:0-Zwischenstand..
Ein Stern auf dem Walk of Fame
Borussia Dortmund ehrte zum 100jährigen Vereinsjubiläum 2009 Wegmann deshalb mit einem Stern auf dem Walk of Fame des BVB und das, obwohl die Kobra nach dem Klassenerhalt zum Revierrivalen Schalke 04 wechselte.
Immer wieder schilderte Jürgen Wegmann die letzten Sekunden vor diesem so wichtigen Treffer. „Ich hab gebissen, war fertig, aber ich wusste: Jetzt geht’s um alles“, erklärte die „Kobra“ Wegmann den Druck, der auf ihm lastete – nicht zuletzt, weil zuvor sein Wechsel zum FC Schalke bekannt gegeben worden war, was die BVB-Anhänger mit „Judas-Rufen“ kommentiert hatten. „Ich wusste, wenn du das nicht bringst, brauchst du nicht mehr wiederkommen“ erinnert sich Jürgen Wegmann. Er hat es gebracht und sich damit seinen Platz auf der Ruhmesmeile zur 100-jährigen Vereinsgeschichte des BVB an der Hohen Straße 43 wahrlich verdient.“ schrieben damals die Ruhrnachrichten.
In der Saison 1987/88 spielte die Kobra in der 1. Hauptrunde mit dem FC Bayern München (1:3) an der Hafenstraße. Für Rot-Weiss Essen schnürte Wegmann in der Saison 1993/94 in fünf Zweitligaspielen und zwei Pokalspielen noch einmal die Schuhe. Er wurde jede Mal eingewechselt und traf im Achtelfinale zum 4:2 gegen den MSV Duisburg und im Viertelfinale zum 4:3 im Elfmeterschießen in Jena, das RWE mit 6:5 gewann.
Text: Georg Schrepper