11. Februar 2015

„Es ist keine Schande gegen den künftigen Westmeister zu verlieren“

In der Meistersaison 1954/55 gab es gegen unseren nächsten Gegner VfL Bochum zwei klare Erfolge. Auch damals spielte RWE zunächst auswärts und gewann mit 3:1. Im Rückspiel gelang dann ein 3:0 Sieg an der Hafenstraße. Auf ebenso viele Treffer hoffen die RWE-Fans beim anstehenden Spiel erneut.

Das erste Auseinandertreffen war am 10.Spieltag (07. November 1954) an der Castroper Straße. Rot-Weiss Essen kam als Spitzenreiter- mit 7 Siegen und 2 Unentschieden zum Tabellenachten der Oberliga West. Da dem VfL in der vorangegangenen Saison ein 4:3-Heimsieg gegen den späteren West-Vizemeister gelungen war, lag eine besondere Spannung über dem Spiel. Konnte es den Bochumern gelingen, dem RWE die erste Saisonniederlage 1954/55 beizubringen?

Entsprechend stürmisch und mit lautstarker Unterstützung begann der VfL sein Heimspiel. Ruhig und abgeklärt dagegen das Spiel der Bergeborbecker, deren internationale Erfahrung der Berichterstatter anschließend hervorhob. Wenige Tage zuvor hatte Rot-Weiss Essen noch ein Freundschaftsspiel bei Tottenham Hotspurs absolviert und war dabei auf den legendären Stanley Matthews getroffen.

Die Bochumer Drangphase war schnell überwunden. Röhrig erzielte für den RWE die 1:0 Halbzeitführung. Der VfL glich nach dem Wechsel zwar aus, Willi Vordenbäumen brachte sein Team nach einer Flanke von Röhrig aber erneut in Führung. Die endgültige Entscheidung erzielte Röhrig dann mit dem 3:1 in der 81. Minute. Kurz vor Spielende verfehlte Penny Islacker mit einem Schuss aus 40 Metern nur knapp das freie Tor.

Der „Kicker“ schrieb nach der Partie: „Der Ball wanderte oft mustergültig durch die Reihen. Röhrigs Tore beeindruckten. Vordenbäumen war wieder einmal ein großer Organisator und übertraf an Wirkung den mit vielen klassischen Soloeinlagen hervortretenden Islacker.“

RWE Spitze – VfL Bochum steigt ab

Beim Rückspiel am 25. Spieltag (26. März 1955) in Essen stand der VfL Bochum dann bereits auf einem Abstiegsplatz. Dennoch begannen die Bochumer das Spiel wieder offensiv, konnten sich in der ersten Halbzeit aber nur zwei echte Torchancen herausspielen, die eine sichere Beute von Fritz Herkenrath wurden. Den Grundstein zum 3:0 Erfolg legte RWE schon früh. Kapitän August Gottschalk schloss in der 9. Minute ein schönes Solo mit dem 1:0 ab. In der 40. Minute verwandelte Penny Islacker, der zuvor im Strafraum festgehalten worden war, den fälligen Elfmeter zur 2:0-Pausenführung. Nach dem Wechsel dann die endgültige Entscheidung. „Helmut Rahn riss durch seine Flankenläufe und seine vorbildlichen Hereingaben die Deckung der Bochumer vollends auf. Das dritte Tor stammte aus einer glänzenden Zusammenarbeit mit Franz Islacker, der diese in blendender Manier mit dem Tor abschloss.“, schwärmte der Berichterstatter.

Der „Fußballsport“ hatte mit einem Druckfehler einen kleinen Trost für den VfL Bochum: „…außerdem ist es gewiss auch keine Schande, gegen den künftigen Weltmeister zu verlieren.“

Trotzdem stiegen die Bochumer als Tabellenletzter ab. RWE wurde 11 Tage nach dem 3:0-Erfolg durch einen 2:1-Sieg im Nachholspiel gegen den Tabellenzweiten SV Sodingen vorzeitig Westmeister. Die Vorbereitung zur Endrunde der deutschen Meisterschaft konnte beginnen.

Text: Georg Schrepper