17. Februar 2015
Patrick Huckle: „Man braucht den Stabilisator“
Der Linksverteidiger will mit seiner Erfahrung der Mannschaft helfen.
Patrick Huckle ist herumgekommen, hat bei Preußen Münster, Kickers Offenbach, Waldhof Mannheim und anderen Traditionsvereinen gekickt. Doch geprägt hat ihn sein erster Klub im badischen Land. Beim Karlsruher SC wurde Huckle groß und sammelte wertvolle Erfahrungen. Dabei ist ihm eines im Gedächtnis geblieben: „Den jungen Spielern muss man Halt und Sicherheit geben, und das ist meine Aufgabe.“
Dass Patrick Huckle ursprünglich aus dem Badener Land kommt, ist nicht zu überhören. Sein Dialekt klingt markant durch, genauso wie seine Worte. Geboren und aufgewachsen ist der Linksverteidiger in Karlsruhe, und dort hat der 31-Jährige auch seine ersten fußballerischen Schritte gemacht.
Patrick Huckle erinnert sich: „Ich war schon früh beim Karlsruher SC. Man kam schnell in die professionelle Schiene. Als damals Siebenjähriger bin ich sehr schnell dort hereingewachsen und habe eine gute Grundausbildung genossen. Besonders im taktischen Bereich wurde viel gefordert.“ Nach kurzem Stocken fasst Patrick kurz und bündig zusammen: „Ich bin eigentlich direkt bei einem Bundesligaverein groß geworden.“
Während viele andere Spieler zumindest bis ins Alter von zwölf oder 13 Jahren in kleineren Vereinen kicken, forderte man Patrick Huckle schon in sehr jungen Jahren: „Der Leistungsgedanke ist dort natürlich viel ausgeprägter gewesen, als bei einem Dorfverein. Damit einher geht der Konkurrenzdruck.“ Der Linksverteidiger schaut reflektiert auf diese Zeit zurück und hinterfragt: „Ich weiß nicht, ob es gut ist, in so frühen Jahren so gefordert zu werden. Wenn man Kind ist, dann will man den Spaß am Sport genießen. Es war für mich trotzdem okay.“
Spaß am Spiel nie verloren
Dass der Fußball Patricks große Leidenschaft ist, ist in jeder Sekunde zu spüren. Den Spaß am Spiel ließ er sich durch den Wettkampf nicht nehmen. „Grundsätzlich ist der Spaß am Spiel im Kindesalter vorhanden. Auch die Eltern und Trainer sorgen dafür, dass dieser nicht verloren geht, aber der Leistungsgedanke stand schon stark im Vordergrund. Wir haben viele Turniere gespielt, schon in der E-Jugend in ganz Deutschland oder sogar im Ausland. Man ist in diese Rolle reingewachsen.“ Zu dieser Rolle gehört auch, dass manche Aktivitäten hinter dem Fußball zurückstehen müssen. Während andere in der Pubertät mit Hobbies und ersten Dummheiten die Welt entdecken, musste Patrick Huckle schuften: „Die Belastung ist definitiv höher, als in einem kleineren Verein. Es war schon schwierig, das damals mit der Schule zu vereinbaren, wenn man das ganze Wochenende unterwegs ist. Es entstehen eigentlich auch keine anderen Interessen als der Fußball.“ Wer jetzt denkt, da bereut doch jemand was, der sieht sich getäuscht: „Mir hat es gut getan und ich hatte nicht das Bedürfnis, irgendwas nachzuholen. Es war von klein auf mein Wunsch, Fußballer zu werden.“
Eine echte Fußballerfamilie
Dieser Wunsch kommt nicht von ungefähr. Selten hat der Terminus „familiär vorbelastet“ so gut zugetroffen, wie beim Außenverteidiger: „Auch in meiner Familie sind sie begeisterte Fußballer. Mein kleiner Bruder ist Fußballer, mein Onkel hat beim KSC gespielt, mein Papa war mein allererster Trainer. Da ist man einfach hereingeboren worden.“
Seine Zeit beim KSC endete im Sommer 2002 mit einem Wechsel zum FC Nöttingen. Fast 13 Jahre später hat der 1,71 Meter große Defensivmann das Kapitel Karlsruher SC längst geschlossen: „Eigentlich hänge ich gar nicht mehr am KSC. Das war früher anders. Wenn man zehn Jahre dort spielt, die UEFA-CUP-Zeit mitmacht, aber auch die Abstiege erleben muss, dann berührt das einen schon sehr. Mittlerweile gibt es aber keinen großartigen Kontakt zum Verein mehr und deswegen berührt mich das, was dort geschieht, eigentlich gar nicht mehr.“
Neun Stationen sind seit seinem Abgang aus der Karlsruher A-Jugend passé. Dabei hat Patrick Huckle vor allem an Erfahrung gewonnen: Fast 300 Spiele in diversen Ligen und Pokalen hat er auf dem Buckel. Damit ist Huckle einer der erfahrensten Spieler an der Hafenstraße. Doch nicht nur auf dem Fußballplatz hat der 31-Jährige viele Erkenntnisse sammeln können: „Ganz deutlich wurden die Mentalitätsunterschiede, als ich von Mannheim nach Münster gewechselt bin. Da hat man schon gemerkt, dass die Leute in Münster zwar schon sehr freundliche Menschen sind, aber zunächst einmal sehr zurückhaltend und reserviert. Das ist gar nicht negativ gemeint, aber in Mannheim war es einfach offener und direkter, so wie im Ruhrpott eben auch.“ Die Anlaufphase in Münster hielt Huckle nicht davon ab, gute Bekanntschaften und Freunde dort zu gewinnen, auch wenn es nach zwei Jahren zurück nach Mannheim ging.
Seit dem Sommer gehört Patrick Huckle nun zum rot-weissen Kader, und nimmt allein auf Grund seiner Erfahrung eine Führungsrolle ein, die er gar nicht ablehnen möchte: „Die Erfahrung hilft mir. Als ich jung war, habe ich mich auch an Spielern orientiert, die mehr Erfahrung hatten. Dann weiß man, auf den kann man sich komplett verlassen, da brennt nichts an. So einen Stabilisator braucht man immer. Ich versuche, den Jungs das weiterzugeben.“
Patrick Huckle ist auch deswegen prädestiniert dafür, weil er bei Vereinen wie Offenbach, Münster und Ulm stürmische Zeiten mitgemacht hat. „RWE ist ja kein normaler Regionalliga-Verein, das weiß jeder. Ich habe bei vielen Traditionsvereinen mit einem ähnlichen Umfeld gekickt. Ich denke, dass ich gelernt habe, mit dem Druck umzugehen“, sagt unser Linksverteidiger und erklärt weiter: „Diesen Druck kann man in positive Energie umwandeln, wenn man damit umzugehen weiß. Man hat doch anfangs gesehen, dass Einige bei uns Probleme hatten. Die Aussprache mit den Fans vor dem Wattenscheid-Spiel war sehr, sehr wichtig. Es ist einfach ein gutes Gefühl, wenn zehn-, zwölftausend Fans hinter dir stehen.“