9. April 2015

„Ich hatte eine sensationelle Zeit“

Der einstige Kapitän und Publikumsliebling Timo Brauer hat seinen Traum vom Profifußball verwirklicht.

Die Fans von Rot-Weiss Essen haben ihn noch längst nicht vergessen. Knapp 100 Meisterschaftsspiele absolvierte der gebürtige Essener Timo Brauer zwischen 2009 und 2012 für den Klub von der Hafenstraße, ehe er seine Heimat Bergeborbeck verließ, um im Fußballgeschäft Karriere zu machen.

Nun hat der einstige RWE-Kapitän seinen angestrebten Durchbruch endlich geschafft. Seit Beginn der laufenden Saison spielt Brauer für den österreichischen Erstligisten SV Grödig, mit dem er sogar in der Europa League antreten durfte. In dem beschaulichen Vorort von Salzburg, der nicht mehr als knapp 7000 Einwohner zählt, unterschrieb der 24-Jährige einen Zweijahresvertrag. Brauer spricht im Interview über seinen großen Durchbruch, das Leben in Österreich, und seine nach wie vor intakte Beziehung zu RWE.

Timo, Du hast den Sprung in die erste Liga Österreichs geschafft und durftest bereits vier Europapokal-Spiele absolvieren. Du musst nun wunschlos glücklich sein, oder?
Wunschlos glücklich wäre ich, wenn es hier Currywurst-Pommes gäbe. Ich bin echt traurig, dass ich darauf verzichten muss. Da ich nach dem Training häufig zu faul zum Kochen bin, gehe ich meistens lieber außerhalb essen. Currywurst war das Erste, das ich gegessen habe, als ich meine Heimatstadt während der Winterpause besucht habe. Aber grundsätzlich ist für mich natürlich ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich habe vier internationale Spiele bestritten und konnte mir in Grödig auf Anhieb einen Stammplatz erkämpfen. Das ist eine geile Erfahrung, die mir so schnell niemand mehr nehmen wird.

Auch ohne die Currywurst scheint es Dir persönlich gut zu gehen. Wie gefällt Dir bisher das Leben im Ausland?
Mir geht es in der Tat sehr gut. Ich habe hier sehr schnell Anschluss gefunden. Es gibt in meiner Mannschaft noch andere deutsche Spieler, mit denen ich mich gut verstehe. Aber auch mit den anderen Jungs ist es sehr harmonisch. Im Vorfeld habe ich deshalb auch keine Angst gehabt, da ich ein aufgeschlossener Mensch bin. Der Verein ist sehr familiär, ähnlich wie zu meiner Zeit bei Rot-Weiss Essen. Wir hatten direkt am Anfang einen super Mannschaftsabend in Salzburg. Das war für den Einstieg wertvoll. Ich langweile mich abseits des Fußballs zu keinem Zeitpunkt. Anfangs habe ich in einem Hotel gelebt, mittlerweile habe ich eine möblierte Wohnung, die mir der Verein vermittelt hat. Mein Vormieter war ein ehemaliger Spieler. Die Lage ist super und vor allem ist es sehr ruhig. In fünf Gehminuten bin ich schon an unserem Stadion.

„Mein internationales Debüt wird mir immer in Erinnerung bleiben“

Dein bisheriges Highlight waren sicher die Spiele im Europapokal. Welche Gedanken gingen Dir durch den Kopf, als Du in Belgrad und in Chisinau auflaufen durftest?
Die Anreise zu den Spielen war schon etwas Besonderes. Es war für mich schon neu, mit der eigenen Mannschaft per Flugzeug zu einem Spiel zu reisen. Ich habe diese aufregenden Stunden sehr genossen, mein internationales Debüt wird mir immer in Erinnerung bleiben. Leider sind wir in der zweiten Runde gegen Chisinau unglücklich ausgeschieden und haben die Gruppenphase der Europa League knapp verpasst. Wir waren in beiden Spielen die bessere Mannschaft, haben es aber in den entscheidenden Momenten vergeigt. Immerhin blieb uns dadurch die Doppelbelastung erspart. In den ersten 30 Tagen hatten wir neun Spiele. Direkt nach der Vorbereitung war das sehr hart, da ich einer der wenigen war, die immer auf dem Platz standen.

Kommen wir abschließend zu Deiner alten Liebe RWE. Verfolgst Du noch regelmäßig das Geschehen an der Hafenstraße?
Dieser Verein ist für mich immer ein Thema, auch wenn viele Leute, die ich aus meiner Zeit kenne, nicht mehr da sind. Zu Michael Welling pflege ich weiterhin ein ausgezeichnetes Verhältnis. Ich bin gebürtiger Essener und hatte an der Hafenstraße eine sensationelle Zeit. Natürlich verfolge ich regelmäßig das Geschehen und wünsche dem Klub alles Gute.

Timo Brauer ist einer von zahlreichen aktiven und ehemaligen Fußballern, die entweder als gebürtige Essener oder nach ihrer sportlichen Ausbildung in den Jugendmannschaften des Vereins von der Hafenstraße den Sprung in den überregionalen und internationalen Profifußball vollbracht haben. Der 108. Jahrestag des Traditionsvereins am 1. Februar 2015 wurde daher zum Anlass genommen, das Zukunftsprojekt Förder-Club Essener Jungs vorzustellen. Mit diesem möchte Rot-Weiss für und in der Stadt Essen fußballbegeisterten Jugendlichen die besten Rahmenbedingungen für die Verwirklichung ihrer sportlichen und persönlichen Ziele ermöglichen.

Weitere Infos über den FC Essener Jungs gibt es hier.