26. September 2015

Für starke Leistung nicht belohnt

RWE und der SC Verl trennen sich 1:1.

Rot-Weiss Essen hat am 11. Spieltag der Regionalliga West einen Auswärtsdreier beim SC Verl um Sekunden verpasst. In der Nachspielzeit köpfte Al Ghaddioui mit dem Schlusspfiff den Ausgleich für den Sportclub, der damit in der laufenden Saison weiterhin im eigenen Stadion ungeschlagen bleibt. Kevin Behrens (72.) hatte die Rot-Weissen, die den Spielverlauf über 90 Minuten weitestgehend dominierten, in Front gebracht. "Es ist natürlich bitter, wenn man mit der letzten Sekunde so noch ein Gegentor bekommt. Aber wir müssen den Punkt jetzt mitnehmen und uns auf die nächsten Aufgaben fokussieren", resümierte Chef-Trainer Jan Siewert nach dem Abpfiff. Sein Gegenüber, Andreas Golombek, zeigte sich angesichts des Resultates zufrieden: „Wir sind heute sicherlich glücklicher mit dem Punkt als die Essener“, gab der Verler Linienchef zu Protokoll.

Dass die Rot-Weissen für das Unterfangen „Auswärtsdreier“ eine hohe Hürde beim Verler Sportclub zu überspringen hatten, verdeutlichte ein Blick in die Statistik. Von den letzten 14 Partien konnte der RWE an der Poststraße nur fünf für sich entscheiden. Dazu waren die Ostwestfalen nach 10 Spielen in der laufenden Saison auf heimischem Untergrund noch ungeschlagen. Zwei Siege (gegen die Aufsteiger TuS Erndtebrück und die SSVg Velbert) sowie drei Unentschieden (gegen Tabellenführer SV Rödinghausen, den FC Kray und im Lokalderby gegen den SC Wiedenbrück) standen für die Golombek-Elf dato daheim zu Buche.

RWE-Cheftrainer Jan Siewert schickte zunächst eine im Vergleich zur Partie am Dienstag gegen die Düsseldorfer Fortuna auf vier Positionen veränderte Startelf ins Rennen. Im Tor bekam Robin Heller eine Bewährungschance. Neben Philipp Zeiger rückte Leon Binder, der am Dienstag noch im defensiven Mittelfeld agierte, in die Innenverteidigung. Vor dem Duo übernahmen Kasim Rabihic und Benjamin Baier (für Kapitän Moritz Fritz, der aufgrund einer Kapselverletzung im Knie nicht zur Verfügung stand) die zentralen Rollen im Mittelfeld. An ihren Seiten agierten wie zuletzt Kevin Grund und Cebio Soukou. Für Vojno Jesic (Muskelfaseriss) kehrte zudem der wiedergenesene Marcel Platzek zurück in die Startformation. Gemeinsam mit Kevin Behrens bildete Platzek die Doppelspitze im Angriff der Essener.

Die Elf von der Hafenstraße war es nach dem Anpfiff dann auch, die in der Anfangsphase gleich die Kontrolle über das Spiel übernahmen und sich in der Hälfte der passiven Gastgeber festsetzen. Strafraumszenen blieben allerdings zunächst Mangelware. Bis zur 22. Minute, als Cokkosans Flanke bierdeckelgenau den Kopf Platzeks fand, dieser jedoch aus elf Metern SCV-Schlussmann Lange nicht überwinden konnte. Eine Kopie dieser Gelegenheit erlebten die 924 Zuschauer im Stadion an der Poststraße vier Minuten später. Dieses Mal war es Kevin Behrens, der Cokkosans Flanke serviert, aber nicht verarbeiten konnte, ehe Lange zur Stelle war. Erneut vier Minuten später hatte Kasim Rabihic die nächste Gelegenheit zur rot-weissen Führung auf dem Fuß. Sein Versuch aus gut 20 Metern zischte knapp über den Verler Kasten (28.). Da Soukous Abschluss aus der zweiten Reihe ebenfalls über das Gehäuse flog (31.), ging es torlos in die Kabinen.

Auch nach dem Seitenwechsel bot sich den Augenzeugen des Duells ein identisches Bild des Spiels, das sich auf dem Rasen abspielte. RWE blieb die spielerisch dominante Mannschaft, während sich der SCV auf Kontersituation beschränkte, dabei aber stets in der konzentriert und sicher stehenden Defensive der Bergeborbecker ihre Meister fanden. Auf der Gegenseite erspielten sich die Roten weiterhin Chance um Chance. Doch weder Behrens (57.), Grund (58.), Zeiger (64., per Kopf nach einer Ecke Grunds) noch Baier (66., per Volleyabnahme aus knapp 30 Metern) konnten das Leder im gegnerischen Tor unterbringen.

Die vermeintliche Erlösung aus Sicht aller, die es mit dem Verein von der Hafenstraße halten, folgte dann in der 72. Spielminute. Wieder setzten sich die „Roten“ auf dem linken Flügel durch, wo Kevin Grund mustergültig Kevin Behrens bediente, der aus acht Metern wuchtig in die Maschen einköpfte – 1:0!

Dann begann die Schlussviertelstunde, die es in sich haben sollte. Der SC Verl warf nun alles nach vorne, wodurch sich den Essenern ihrerseits Freiräume für Konterchancen ergaben. So schickte Soukou Platzek steil, der im Sechzehnmeterraum des SCV schließlich von Böhmer-Schulte elfmeterverdächtig zu Fall gebracht wurde, doch der Pfiff von Schiedsrichter Sauer blieb aus (82.). Nachdem Behrens daraufhin bei einem der weiteren Entlastungsangriffe am Strafraumeck von Schmidt gefoult wurde, zirkelte Grund die Kugel an die Unterkante der Latte, die von dort Zentimeter vor der Torlinie auf den Boden klatschte (88.). In der Nachspielzeit sah Kasim Rabihic nach einem taktischen Foul noch die Ampelkarte (92.), bevor Ghaddioui mit dem letzten Angriff des Spiels per Kopf den Spielstand egalisierte (95.).

Für Rot-Weiss Essen geht es nun am kommenden Freitag, 2. Oktober, mit dem Heimspiel gegen den FC Viktoria Köln weiter. Anstoß der Partie an der Hafenstraße ist 19.30 Uhr.