17. Dezember 2015
Ein Hauch Fernost bei Rot-Weiss Essen
Fußballtrainer in Deutschland werden – davon träumte Masataka Fukuoka schon seit seiner Kindheit. Fasziniert von den Fähigkeiten und Erfolgen deutscher Fußballgrößen wie Beckenbauer, Rummenigge und Völler wanderte er vor 13 Jahren von Japan nach Deutschland aus, um sich zum Fußballlehrer ausbilden zu lassen. Was folgte war ein langer und anstrengender Weg, der ihn vor knapp vier Jahren zu Rot-Weiss Essen führte. Seitdem ist er Trainer im rot-weissen Nachwuchsleistungszentrum „Breilmanns Wiese“. Ein Glücksfall für beide Seiten.
Schon als kleiner Junge war Fukuoka fußballbegeistert und wollte am liebsten jede freie Minute mit einem Ball am Fuß verbringen. Auf den ersten Blick mag dieser Satz gewöhnlich klingen, doch in Japan ist diese ausgeprägte Liebe zum runden Leder alles andere als üblich. Im „Land der aufgehenden Sonne“ ist nämlich Baseball Volkssport Nummer eins. Das in Deutschland eher unpopuläre „Schlagspiel“ elektrisiert in Japan die Massen.
Auch Masataka Fukuoka, geboren und aufgewachsen in der japanischen Großstadt Utsunomiya, spielte anfangs Baseball. „Fast jeder Junge in Japan spielt diese Sportart, aber eigentlich hat mir Fußball schon immer mehr Spaß gemacht“, verrät er. Folgerichtig meldeten ihn seine Eltern auch in einem Fußballverein an, doch das Trainingsniveau ließ zu Wünschen übrig. „Mein damaliger Trainer hatte einen guten Charakter, aber beibringen konnte er uns nicht viel. Wir machten immer nur Laufübungen. Balltechnik wurde überhaupt gar nicht trainiert“, erinnert sich der rot-weisse Nachwuchstrainer mit einem weinenden, aber auch einem lachenden Auge an die Zeit zurück. Denn gerade auf Grund dieser Erfahrungen reifte in ihm der Entschluss, nach Deutschland auszuwandern. Er wollte unbedingt mehr über Fußball lernen und einen Trainerschein machen. Über Jahre hatte ihn der deutsche Fußball inspiriert, die in Japan ausgestrahlten Bundesliga-Spiele verfolgte er vor dem Fernseher begeistert mit.
Im Jahr 2002 entschloss sich „Masa“, wie er von seinen rot-weissen Trainerkollegen liebevoll genannt wird, nach reiflicher Überlegung dann dazu, Familie und Vaterland für seinen großen Trainertraum zu verlassen. Die Anfangszeit in der neuen Heimat Deutschland gestaltete sich schwierig. Wenn er an seine ersten Jahre hier zurückdenkt, fallen ihm vor allem die großen Sprachprobleme ein: „Die deutsche Sprache ist sehr schwierig. Deshalb habe ich mich direkt für einen Intensiv-Sprachkurs angemeldet, sodass ich mich glücklicherweise schon nach einigen Monaten ganz gut verständigen konnte.“ Nach drei Jahren der Eingewöhnung entschloss er sich 2005 dazu, die Trainer B-Lizenz zu machen. Dort lernte er zufällig auch Andreas Winkler kennen, der denselben Trainerschein machte. Die beiden tauschten sich häufig aus und blieben auch nach Beendigung des Lehrgangs weiter in Kontakt.
Während Andreas Winkler seiner Tätigkeit als RWE-Nachwuchskoordinator weiter nachging, wurde „Masa“ U19 Co-Trainer beim SV Bergisch Gladbach.
2011 nahm er dann das Angebot des heutigen RWE-Sportdirektors an, als Trainer im Rahmen der Ferienfußballcamps der rot-weissen Fußballschule an der Seumannstraße zu fungieren, wo er bei der täglichen Trainingsarbeit und im zwischenmenschlichen Umgang mit den Kindern überzeugen konnte. Ein Jahr später übernahm er dann als Chef-Trainer den 2003er Jahrgang von Rot-Weiss Essen, die er auch heute noch erfolgreich trainiert. Zudem ist er parallel Co-Trainer der rot-weissen U15, die er direkt in seinem ersten Jahr bei RWE zusammen mit Udo Platzer vor dem Abstieg retten konnte.
Vor allem aber mit dem 2003er Jahrgang, der derzeitigen U13 der „Breilmanns Wiese“, reiht Masataka Fukuoka Erfolg an Erfolg. „Vor drei Wochen haben wir Borussia Dortmund mit 1:0 geschlagen, letzte Woche Schalke sogar mit 7:2“, erzählt Masataka stolz, „so etwas kann ich in Japan nicht erleben. Dort gibt es solche berühmten Vereine nicht.“ Deshalb kommt für den ehrgeizigen Nachwuchstrainer eine Rückkehr nach Japan im Moment auch nicht in Frage. Ganz im Gegenteil, er hat nämlich einen Wunsch, den er sich bei Rot-Weiss Essen unbedingt erfüllen möchte. Gerne würde er seinen 2003er Jahrgang, den er seit der U10 trainiert und toll weiterentwickelt hat, bis zur U19 weiterbegleiten und einige Spieler an die erste Mannschaft heranführen. Zu gönnen wäre es ihm.