10. Mai 2016

Breilmanns Wiese macht auf sich aufmerksam

Zwar verpasste die U19 durch die Niederlage gegen den MSV Duisburg knapp einen neuen Vereinsrekord, doch trotzdem kann die Mannschaft auf eine tolle Saison in der Junioren Bundesliga zurückblicken. Gleiches gilt für die restlichen Jugendteams des Traditionsvereins von der Hafenstraße. Der rot-weisse Nachwuchs lieferte der großen Konkurrenz im Pott einen Wettkampf auf Augenhöhe.

In der Bundesliga-Saison 2007/08 lief die U19, die damals noch vom heutigen Cheftrainer des Regionalliga-Kaders Sven Demandt betreut wurde, mit satten 36 Zählern über die Ziellinie. Bis heute hat es der älteste Essener Nachwuchs nicht geschafft, diesen Rekord einzustellen. Mit einem Punktgewinn in Duisburg hätte die rot-weisse U19 in dieser Saison jedoch eine neue Bestmarke aufstellen können.

Vereinsinterner „Wettlauf“ um die Allzeit-Bestmarke

Es war ein kleiner vereinsinterner Wettlauf, dessen Verlauf für den U19-Teamchef Jürgen Lucas und Trainer Robin Krüger, mit dem er gemeinsam für den A-Junioren-Kader verantwortlich ist, nur „Prio B“ genoss. Denn in der höchsten Jugend-Spielklasse hatte sich RWE bereits vorzeitig den Klassenerhalt gesichert. Als Bonbon einer „sensationellen Saison“, wie Lucas die laufende Spielzeit frank und frei tituliert, kann Rot-Weiss Essen im Finale des Niederrheinpokals sogar noch einen Titel holen. Dazu kommt eine andere Auszeichnung, die aber vielmehr inoffiziellen Charakter hat. Mit Emre Demircan, Nico Lucas und Timo Becker stoßen gleich drei Essener Talente zum Kader der ersten Mannschaft. Deren Weg verfolgt ein anderer Essener Jugendtrainer ganz gespannt.

Toni Kotziampassis, Trainer der U17 und mit seiner Elf in der B-Junioren-Bundesliga ebenfalls am rettenden Ufer angekommen. In diesem Sommer wird er zehn Spieler und einen Torwart zum älteren Jahrgang entsenden. Das ist für ihn aber nicht der einzige Grund, ein genaues Auge auf die U19 zu werfen. Zwischen Lucas, Krüger und ihm herrscht ein ständiger und reger Austausch. „Ich glaube nicht, dass es so viele Vereine gibt, in denen der Trainer der ältesten Jugendmannschaft genau weiß, was schon in der jüngsten passiert“, lobt Kotziampassis das Zusammenspiel aller Mannschaftsverantwortlichen im Verein.

Der Essener Kurvengänger hat seinen Horizont längst erweitert

Für den 42-Jährigen bringt das die Konstellation der Nachwuchsabteilung mit sich. „Wir sind darauf angewiesen, dass wir uns gegenseitig unterstützen und uns Tipps voneinander holen“, sagt der ehemalige Spieler von ETB Schwarz-Weiß Essen.

An der Seumannstraße werde ohne hauptberufliche Scouts gearbeitet, man sei daher auf Empfehlungen der Kollegen angewiesen. „Die Mittel, die die anderen Vereine in der Liga schon in der Jugend haben, gibt es bei uns eben nicht“, weist Kotziampassis auf die Konkurrenz in der Klasse hin. Dort spielen mit Borussia Dortmund, Schalke 04 und Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln immerhin fünf Nachwuchs-Teams von Bundesligisten. Allesamt finanziell besser ausgestattet als RWE.

Dass seine Elf drei Spieltage vor Ende der Saison den Verbleib in der Liga perfekt gemacht hat, spreche daher seine eigene Sprache: „Man sieht an unserer Arbeit, dass Rot-Weiss Essen im Jugendfußball eine richtig gute Adresse geworden ist.“ Längst ist ihm und seinen Jungs klar, dass der Essener Kurvengänger seinen Horizont längst erweitert hat – über den Tellerrand, sprich über die Hafenstraße Richtung „Breilmanns Wiese“.

Kotziampassis ist selbst regelmäßig im Stadion Essen, um den Bekanntheitsgrad seiner Mannschaft zu messen. „Es ist ein schönes Gefühl, wenn ich von den Fans auf unsere Leistungen angesprochen werde“, sagt der U17-Coach. Neben dem frühzeitig geschafften Klassenerhalt darf die Essener U17 auf eine weitere Sache besonders stolz sein: Nur vier Mannschaften in der Liga haben mehr Tore geschossen als die Kotziampassis-Elf.

Plötzlich mehrere hundert Fans bei Jugendspielen

Es sind die kleineren Anreize, die sich die Essener Jugendmannschaften gesetzt haben. Niemand spricht davon, dass in der Junioren-Bundesliga bereits Titel geholt werden müssen. Die Anerkennung gibt es in anderer, wenn auch sehr besonderer Form. „Wir spüren, wenn plötzlich mehrere hundert RWE-Fans bei unserem Spiel sind, dass wir sehr stark wahrgenommen werden“, ist sich Jürgen Lucas darüber im Klaren, dass seine Elf bei den Anhängern der Rot-Weissen hohes Ansehen genießt. Da schließt sich auch wieder der Kreis zum aktuellen RWE-Cheftrainer.

Drei Talente werden dem Fußball-Lehrer in der kommenden Spielzeit zur Verfügung stehen. Timo Becker kam bereits gegen Fortuna Düsseldorf II und Rot Weiss Ahlen sowie im Niederrheinpokal gegen den FC Kray zu seinen ersten Einsätzen- „Auch bevor Sven Demandt da war, hatten wir mit Jan Siewert einen sehr guten Austausch, der von Andreas Winkler immer unterstützt wurde“, betont Lucas.

Das Highlight der Saison steigt nun am Sonntag dieser Woche. Gegen den Gewinner des am Mittwoch stattfindenden Halbfinals zwischen dem MSV Duisburg und Fortuna Düsseldorf spielt der RWE-Nachwuchs um den Niederrheinpokal. Den 15. Mai sollten sich die Rot-Weissen also schon einmal dick im Kalender anstreichen.