3. August 2018

„Ruhig bleiben und an unsere Stärken glauben“

Am Sonntag kommt es im Stadion Essen zur Heimpremiere der Saison 2018/2019. (Foto: Endberg)
Am Sonntag kommt es im Stadion Essen zur Heimpremiere der Saison 2018/2019. (Foto: Endberg)

RWE-Chef-Trainer Karsten Neitzel vor der Heimpremiere gegen den Wuppertaler SV.

Gleich im ersten Heimspiel der neuen Saison in der Regionalliga West steht für Rot-Weiss Essen am Sonntag (ab 14.00 Uhr) mit dem Derby gegen den Wuppertaler SV ein echter Klassiker auf dem Programm. Ausgerechnet in einer Partie beim WSV (1:3) hatte RWE-Trainer Karsten Neitzel im April sein Debüt gegeben. Nun soll an der Hafenstraße die Revanche gegen die Bergischen gelingen, zumal der damalige WSV-Matchwinner und dreimalige Torschütze Enzo Wirtz inzwischen das RWE-Trikot trägt. Im Interview mit der „kurzen fuffzehn“ nimmt Karsten Neitzel ausführlich Stellung zur aktuellen Situation.

Hallo Karsten! Mit der Auftaktniederlage beim SV Rödinghausen und der schweren Verletzung von Kevin Freiberger ist der Saisonstart in der Regionalliga West für RWE alles andere als wunschgemäß verlaufen. Wie schwer war es, diese Nackenschläge wegzustecken?

Ich werde jetzt ganz bestimmt nicht rumjammern. Um ehrlich zu sein, hatte ich schon direkt nach der Partie kein gutes Gefühl, was Kevins Verletzung betrifft, wollte aber nicht gleich den Teufel an die Wand malen. Als dann die Diagnose kam, war es schon ein sehr bitterer Moment. Vor allem für Kevin selbst. Sich gleich in der ersten Minute des ersten Saisonspiels so schwer zu verletzen, ist schon hart. Aber wir müssen die Situation jetzt annehmen und professionell damit umgehen.

Kevin war als Leistungsträger und Führungsspieler eingeplant. Wie schwer wiegt sein Ausfall?

Jeder Spieler, der verletzungsbedingt nicht zur Verfügung, tut uns weh. Da ist Kevin selbstverständlich keine Ausnahme. Gleichzeitig ist jeder Ausfall aber auch die Chance für andere Spieler, sich aufzudrängen und in die Bresche zu springen. Wir haben immer gesagt, dass unser Kader stark genug, um Ausfälle kompensieren zu können. Unabhängig davon werden wir uns aber umsehen, ob wir auf dem Transfermarkt noch einen zu uns passenden Offensivspieler verpflichten können. Schließlich stehen uns bekanntlich auch Cedric Harenbrock und David Jansen noch einige Zeit nicht zur Verfügung.

Wie fällt insgesamt Dein Fazit der Partie in Rödinghausen aus?

Klar ist, dass für uns wesentlich mehr drin war. Zugegeben: Wir haben in den ersten 30 Minuten nicht gut gespielt. Dennoch hatten wir noch alle Chancen, um etwas mitzunehmen. Besonders ärgerlich war, dass wir unmittelbar nach unserem verdienten Ausgleich erneut in Rückstand geraten sind. Das durfte nicht passieren, zumal wir in dieser Szene hinten auch noch in Überzahl waren. Aber auch danach hat die Mannschaft noch einmal alles versucht und hätte mindestens einen Punkt verdient gehabt. Kurz vor Schluss müssen wir bei der Doppelchance von Marcel Platzek und Enzo Wirtz einfach das 2:2 machen.

Welche positiven Erkenntnisse hast Du vor allem mitgenommen?

Zumindest über 60 Minuten haben wir guten Fußball geboten. Wir hatten in unseren Aktionen auch die nötige Geduld. Leider haben wir uns dafür nicht belohnt. Unter dem Strich war es eine ordentliche Mannschaftsleistung, bei der auch kein Spieler abgefallen ist. Auch unsere Neuzugänge haben sich – wie es schon während der Vorbereitung absehbar war – gut eingefügt. Ich bin mir sicher, dass sich das bald auch in Ergebnissen niederschlagen wird.

Weil Robin Heller und Marcel Lenz verletzungsbedingt nahezu die komplette Vorbereitung verpasst hatten, ist Lukas Raeder – zumindest vorerst – die Nummer eins, gab in Rödinghausen sein Pflichtspieldebüt für RWE. Wie ist der aktuelle Stand in der Torwartfrage?

Robin war zumindest drei Tage vor dem Spiel in Rödinghausen wieder in das Training eingestiegen. Seine Schulter hält, deshalb konnte er auch schon auf der Bank Platz nehmen. Marcel soll schon bald ebenfalls wieder einsteigen. Beide müssen jetzt in den nächsten Wochen erst einmal in ihre optimale körperliche Verfassung kommen. Wenn das der Fall ist, werden wir sehen, wie sich die Sache entwickelt.

Neben Kevin Freiberger, Lukas Raeder und Rechtsverteidiger Daniel Heber gehörte mit Lukas Scepanik noch ein vierter Neuzugang zur Startformation, erhielt als Linksverteidiger den Vorzug vor Kevin Grund. Warum?

Nachdem Kevin einige Tage mit dem Training ausgesetzt hatte, war es eine 50:50-Entscheidung, die hauchdünn für Lukas ausgefallen ist. Kevin war sicher ein wenig enttäuscht, war aber sofort voll da, als er eingewechselt wurde. So soll es sein. Mit Florian Bichler, der schon früh für Kevin Freiberger ins Team rückte, und Enzo Wirtz kamen noch zwei weitere Neuzugänge zum Einsatz. Beide haben ebenfalls sofort gezeigt, dass sie wertvolle Alternativen sind.

Im ersten Heimspiel steht mit der Partie gegen den Wuppertaler SV gleich ein prestigeträchtiges Derby auf dem Programm. Hat sich durch die Niederlage in Rödinghausen der Druck erhöht, den Platz als Sieger verlassen zu müssen?

Eines ist klar: Wir müssen Spiele gewonnen. Ob nun gegen den WSV oder gegen jeden anderen Gegner. Wir dürfen uns jetzt aber auf keinen Fall verrückt machen lassen, auch wenn das erste Spiel nicht erfolgreich verlaufen ist. Wir müssen ruhig bleiben und an unsere Stärken glauben, die wir schon gezeigt haben.

Dein Debüt als RWE-Trainer ging im April in Wuppertal 1:3 verloren. Ärgert Dich das noch?

Jede Niederlage ist ärgerlich. Auf das heutige Spiel gegen den WSV hat die Partie aber ganz bestimmt keinen Einfluss mehr. Es liegt zwar erst knapp vier Monate zurück. Beide Teams haben sich seitdem aber auch ein Stück weit verändert.

Beispielsweise spielt der damalige WSV-Matchwinner Enzo Wirtz, dem damals drei Tore gelungen waren, jetzt für Rot-Weiss. Was schätzt Du an ihm?

Enzo gibt immer alles. Auch beim Spiel in Rödinghausen hat er nach seiner Einwechslung unter Beweis gestellt, dass er keine lange Anlaufzeit benötigt. Das ist mit Sicherheit eine seiner Qualitäten. Er hat in der kurzen Zeit zwei Möglichkeiten vorbereitet und dann selbst in letzter Minute leider seine hundertprozentige Chance knapp vergeben. Ich hoffe, dass schon bald auch bei ihm der Knoten platzt.

Trotz der Niederlage verabschiedeten die mitgereisten Fans die Mannschaft mit Applaus!

Das hat mir imponiert und mich auch sehr gefreut. Es zeigt, dass die RWE-Fans ein gutes Gespür dafür haben, wenn eine Mannschaft zumindest alles versucht. Da wollen wir gegen den WSV weitermachen und mit unseren Fans im Rücken die ersten Punkte einfahren.