24. August 2018

Nächster Gegner: In sieben Jahren von der Kreisliga C in die 4. Liga

Die Mannschaft von Chef-Trainer Karsten Neitzel möchte auch aus Bergisch Gladbach Punkte mitnehmen. (Foto: Endberg)
Die Mannschaft von Chef-Trainer Karsten Neitzel möchte auch aus Bergisch Gladbach Punkte mitnehmen. (Foto: Endberg)

Herkenraths Sebastian Schauer stellt sogar „Lumpi“ Lambertz in den Schatten.

Sechs Aufstiege innerhalb von nur sieben Jahren: Der TV Herkenrath 09, der am Sonntag (26. August) ab 14.00 Uhr zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte Rot-Weiss Essen empfängt, ist der Durchstarter der letzten Jahre. Zwischen 2011 und 2018 ist der kleine Verein aus einem Stadtteil von Bergisch Gladbach von der zehntklassigen Kreisliga C bis in die Regionalliga West aufgestiegen. Hießen die Gegner vor dem Durchmarsch noch SV Thier, SV Refrath II oder Inter 96 Bergisch Gladbach, bekommt es der frischgebackene Meister der Mittelrheinliga ab sofort mit ehemaligen Bundesligisten wie Alemannia Aachen, Rot-Weiß Oberhausen, dem Wuppertaler SV oder eben Rot-Weiss Essen zu tun.

„Das ist für uns eine ganz große Nummer. Jedes Spiel ist ein Wahnsinnserlebnis“, sagt Herkenraths Abteilungsleiter Wolfgang Preiss (67), der seit acht Jahren ehrenamtlich für den TVH tätig ist und somit den Durchmarsch von Beginn an mitgemacht hat. „Wie wir in so kurzer Zeit den Sprung in die Regionalliga geschafft haben, ist selbst mir nicht so recht begreiflich“, gibt Preiss ehrlich zu.

Als Spieler fast von Beginn an dabei ist Sebastian Schauer. Der 30-jährige Tscheche war 2011 vom VfL Leverkusen in den rund 3800 Einwohner großen Ortsteil der Geburtsstadt von Model Heidi Klum, Weltmeister Mats Hummels oder Ex-Nationalspieler Tim Wiese gewechselt. Von der Kreisliga B an ist Schauer durchgehend dabei. Damit hat der zentrale Mittelfeldspieler fünf der insgesamt sechs Aufstiege mitgemacht. In der abgelaufenen Saison kam er in 17 Partien zum Einsatz.

Auf eine ähnliche Aufstiegsserie kann im Profifußball nur Andreas „Lumpi“ Lambertz (Fortuna Düsseldorf U 23) zurückblicken. Der 33-Jährige stieg einst mit der ersten Mannschaft der Fortuna als erster und bislang einziger deutscher Profi überhaupt von der Viertklassigkeit bis in die Bundesliga auf. Mit den fünf Aufstiegen von Schauer mit dem TV Herkenrath 09 kann aber selbst Lambertz nicht mithalten. In den bisherigen drei Regionalliga-Partien (1:3 beim Wuppertaler SV, 4:0 gegen Mitaufsteiger 1. FC Kaan-Marienborn und zuletzt 3:3 bei der U 21 des 1. FC Köln) gehörte Sebastian Schauer allerdings nicht zum Aufgebot.

Der schnelle Weg nach oben sorgte auch für einige Hindernisse, die der Verein aus dem Weg räumen musste. So geht der TV Herkenrath das „Abenteuer“ Regionalliga West in der Belkaw-Arena des bisherigen Ligakonkurrenten und Stadtrivalen SV Bergisch Gladbach 09 an. Für die Spielstätte, in der zuletzt in der Saison 2012/2013 vom eigentlichen Hausherren Regionalligafußball gespielt wurde, muss der TVH rund sieben Kilometer umziehen. Grund: Der Herkenrather Sportplatz Braunsberg erfüllt nicht die Bedingungen für die 4. Liga.

„Selbst wenn wir dort Platz für neue Tribünen hätten, wäre die Umsetzung wohl schwierig bis unmöglich. An den Sportplatz grenzt ein Wohngebiet. Schon eine halbe Stunde nach Spielschluss wurden wir am Tag unserer Meisterfeier von Anwohnern angesprochen, dass wir doch bitte die Musik leiser machen sollen“, verrät Abteilungsleiter Wolfgang Preiss. „Da ist der Umzug schon die richtige Lösung.“

An der neuen Spielstätte und im höheren Wettbewerb scheint sich der TV Herkenrath jedenfalls sehr wohl zu fühlen. Mit vier Punkten aus drei Begegnungen belegt die Mannschaft von Aufstiegstrainer Christian Burhenne einen sehr guten sechsten Platz. Der 50-Jährige war im Januar nach Herkenrath gewechselt. Zuvor war der Niederländer in seiner Heimat Nachwuchskoordinator beim Erstligisten Fortuna Sittard.

„Chris ist für uns wie ein Lottogewinn“, sagt Abteilungsleiter Wolfgang Preiss und gerät ins Schwärmen: „Er hat einen sehr guten Zugang zur Mannschaft, ist einerseits Kumpel, weiß aber auch genau, wann er die Zügel anziehen muss. Man merkt Chris seine Erfahrung als Trainer an. Außerdem hat er die Videoanalyse bei uns eingeführt, was die Mannschaft gut annimmt. Und auch Spieler aus unserem Jugendbereich bekommen immer wieder die Chance, in das Training der ersten Mannschaft hineinzuschnuppern.“