11. Oktober 2019
„Entwicklungsprozess längst nicht abgeschlossen“


Chef-Trainer Christian Titz vor dem Heimspiel gegen Drittliga-Absteiger Fortuna Köln.
Hallo Christian! Nach dem Gladbach-Spiel hast Du der Mannschaft – wie es schon länger geplant war – über das Wochenende frei gegeben. Tat es gut, nach den ersten beiden Niederlagen in dieser Saison etwas Abstand zu gewinnen?
Das hatte mit den beiden Spielen weniger zu tun. Grundsätzlich ist man aber immer gut beraten, sich gerade nach nicht so erfolgreichen Spielen nicht von Emotionen leiten zu lassen, sondern die Ereignisse erst einmal sacken zu lassen. Ein, zwei Tage später sieht man manches dann schon mit einem anderen Auge und kann in Ruhe analysieren.
Wie lautet das Ergebnis der Analyse nach den beiden verlorenen Spielen gegen den SC Verl und die U 23 von Borussia Mönchengladbach?
Eines ist klar: Wir haben in beiden Spielen nicht unsere beste Leistung abgerufen. Das hat zweifellos entscheidend zu den negativen Ergebnissen beigetragen. Nüchtern betrachtet, hätten beide Spiele aber dennoch auch ganz anders ausgehen können. Gegen Verl waren wir dem 2:2 sehr nahe, ehe uns zwei individuelle Fehler endgültig auf die Verliererstraße gebracht haben. In Mönchengladbach mussten wir die Partie eigentlich schon in der ersten Halbzeit klar zu unseren Gunsten entscheiden. Statt einer 1:0-Führung war auch ein 2:0 oder gar 3:0 möglich. Durch das 1:1 war dann ein leichter Bruch in unserem Spiel. Nach der Pause sind wir erneut durch zwei persönliche Böcke ins Hintertreffen geraten. Wie gesagt: Wir hätten es besser machen können. Aber so etwas passiert im Fußball.
Waren es also Rückschläge, die bei einer neuformierten Mannschaft einkalkuliert werden müssen?
Wir haben vor Saisonbeginn gesagt, dass es unser Ziel ist, über zwei Sommer-Transferperioden eine neue Mannschaft aufzubauen, die sich nach und nach zu einem stabilen Konstrukt entwickeln soll. Dieser Entwicklungsprozess ist noch lange nicht abgeschlossen. Im Gegenteil! Also gibt es jetzt auch keinen Grund, nervös zu werden oder gar in Aktionismus zu verfallen.
Der sehr gute Saisonstart hat aber Begehrlichkeiten geweckt, oder?
Ich habe mich auch sehr über unseren guten Auftakt gefreut. Wir konnten im Vorfeld nicht erwarten, aus den ersten zehn Saisonspielen 22 Punkte zu holen. Das ist nach wie vor eine sehr positive Ausbeute. Und wir wollen auch so schnell wie möglich daran anknüpfen. Aber es ist normal, dass nicht auf Anhieb alles gelingt, dass unnötige Fehler passieren und dass auch mal der eine oder andere Spieler in ein Formtief gerät. Wir bleiben ruhig und arbeiten intensiv daran, uns weiter zu verbessern. Darauf liegt unser Fokus, nicht auf dem permanenten Blick auf die Tabelle.
Mit welchen Erwartungen gehst Du in das Heimspiel gegen Fortuna Köln?
Es ist selbstverständlich unser Ziel, wieder eine bessere Leistung abzurufen und die drei Punkte zu holen.
Die Fortuna hatte nach dem Abstieg aus der 3. Liga einen Fehlstart hingelegt, befindet sich aber seit einigen Wochen im Aufwind. Wie schätzt Du den Gegner ein?
Nach dem Abstieg musste der Verein eine komplett neue Mannschaft aufbauen. Das ist nie einfach. Wenn es dann aber von Beginn an nicht gut läuft und man durch die Tabellensituation auch noch mehr unter Zugzwang gerät, wird es noch schwieriger. Das ist dann oft eine Kopfsache. Definitiv stehen einige gute Spieler im Kader der Fortuna, die alles versuchen werden, um gegen uns erfolgreich zu sein. Aber wie gesagt: Wir wollen die drei Punkte in Essen behalten.
Konnten in dieser Woche alle Spieler am Training teilnehmen?
Es sieht nach wie vor wirklich gut aus. Auch Philipp Zeiger macht nach seiner langen Pause jetzt wieder die ersten Schritte im Aufbautraining. Cedric Harenbrock trainiert fast schon komplett mit der Mannschaft, nur bei einzelnen Übungen lassen wir ihn noch raus. Erolind Krasniqi hat seinen grippalen Infekt auskuriert und kann wieder voll mitmischen.
Stichwort Erolind Krasniqi: Was hat den Ausschlag für seine Verpflichtung gegeben?
Wenn man ein neues Team mit Perspektive aufbauen will, dann ist es wichtig, auch die Altersstruktur und das Mannschaftsgefüge genau im Auge zu behalten. Es muss eine gute Mischung aus erfahrenen Spielern, Jungs mittleren Alters und ganz jungen Burschen sein. Genau wie etwa Benjamin Wallquist verfügt auch Erolind über eine hohe individuelle Klasse und großes Entwicklungspotenzial, muss aber den nächsten Schritt vom Junioren- zum Männerfußball erst schaffen. Dass wir solche Spieler schon jetzt von unserem Projekt überzeugen können, spricht ganz klar für den Verein. Es sind Spieler, mit denen wir nicht für eine Saison, sondern mittel- bis längerfristig versuchen zu planen.
Du kanntest Erolind schon aus der gemeinsamen Zeit beim HSV. Was zeichnet ihn besonders aus?
Ero ist ein sehr kreativer Spieler, der in der Offensive verschiedene Positionen spielen kann. Er ist ein guter, ehrgeiziger Junge, der das Zeug hat, uns viel Freude zu bereiten.