3. November 2020

„Diese Galligkeit über 90 Minuten zeigen“

Christian Neidhart im Gespräch dem Aufeinandertreffen mit Rödinghausen. (Foto: Endberg)
Christian Neidhart im Gespräch dem Aufeinandertreffen mit Rödinghausen. (Foto: Endberg)

RWE-Cheftrainer Christian Neidhart vor Heimspiel gegen Meister SV Rödinghausen.

Die "Energieleistung", mit der unsere Mannschaft im Derby bei der U 23 des FC Schalke 04 nach dem späten Rückstand noch den 1:1-Ausgleich in der Nachspielzeit erzwang, hatte Rot-Weiss Essens Trainer Christian Neidhart sehr gut gefallen. Weniger erfreut war der 52-jährige Fußball-Lehrer allerdings darüber, dass es nach vielen vergebenen Chancen in der ersten Halbzeit offenbar erst des Gegentores bedurfte, um noch einmal voll aufzudrehen. Auch deshalb erwartet Neidhart, dass sein Team im Duell mit dem aktuellen West-Meister SV Rödinghausen über 90 Minuten hochkonzentriert auftritt und auch vor der "Geisterkulisse" an der Hafenstraße den nächsten Heimsieg einfährt. Im aktuellen Interview nimmt Christian Neidhart Stellung.

Hallo Christian! Nach dem 1:1 im Derby bei der U 23 des FC Schalke 04 ist Rot-Weiss Essen in dieser Saison weiter unbesiegt. Wie fällt Dein Fazit aus?
Grundsätzlich war ich mit der Leistung nicht unzufrieden. Vor allem in der ersten Halbzeit hatte Schalke 04 uns nicht allzu viel entgegen zu setzen, obwohl das Team sehr gut besetzt war. Leider haben wir in dieser Phase unsere Möglichkeiten, um in Führung zu gehen, nicht genutzt. Nach der Pause waren wir etwa zehn Minuten lang nicht richtig im Spiel, haben die Partie dann aber wieder unter Kontrolle bekommen. Ein Gegentor nach einer Standardsituation kann aber immer passieren. Nach dem Rückstand haben die Jungs aber sofort den Hebel umgelegt und den Ausgleich mit der letzten Aktion des Spiels regelrecht erzwungen. Diese Energieleistung hat mir schon imponiert. Eine Niederlage wäre aber auch unverdient und sehr bitter gewesen.

Es war nahezu der identische Spielverlauf wie beim 1:1 in Dortmund, oder?
Vom Drehbuch her war es in der Tat ähnlich. Allerdings waren die Voraussetzungen vor den beiden Partien unterschiedlich. Vor dem BVB-Spiel hatten wir wegen des Unentschiedens zum Auftakt gegen den SC Wiedenbrück, der folgenden Spielverlegungen und wegen der Dortmunder Siege in den ersten Partien schon eine ganz andere Drucksituation. Bei einer Niederlage wäre der BVB schon elf Punkte entfernt gewesen. Umso wichtiger war, dass uns auch dem Rückstand noch der späte Ausgleich gelungen war. Diesmal sind wir als Spitzenreiter nach Gelsenkirchen gefahren und über weite Strecken auch souverän aufgetreten. Genau so gut wie in Dortmund war aber die Reaktion nach dem 0:1.

Was gab es zu bemängeln?
Wie schon gesagt: Bei einer konsequenteren Chancenauswertung in der ersten Halbzeit hätten wir das Spiel in unsere Richtung lenken können, wenn nicht müssen. Außerdem muss man sagen, dass wir ganz sicher erst gar keine Probleme bekommen hätten, wenn wir diese Galligkeit, die wir nach dem Rückstand gezeigt hatten, über die gesamte Spielzeit an den Tag gelegt hätten. Daran müssen wir arbeiten.

Kevin Grund, der über Beschwerden am Hüftbeuger geklagt hatte, fehlte gegen S04. Wie ist der aktuelle Stand?
Wir haben auf Kevins Einsatz verzichtet, weil er noch nicht wieder bei 100 Prozent war. Da wollten wir kein Risiko eingehen. Gegen Rödinghausen dürfte er wieder zur Verfügung stehen. Auch Amare Condé, der aus privaten Gründen gefehlt hatte, und Felix Backszat, der Probleme mit einer Kniereizung hatte, könnten dabei sein.

Seit Montag ist klar, dass die Saison in der Regionalliga West auch im November fortgesetzt werden darf. Wie erleichtert warst Du über diese Nachricht?
Sehr erleichtert natürlich. Es wäre bitter gewesen, jetzt mit dem Spielbetrieb aussetzen zu müssen. Viele Vereine hätten bei einer anderen Entscheidung in den nächsten vier Wochen wahrscheinlich noch nicht einmal trainieren dürfen. Damit hätte auch hinter den Partien im Dezember ein großes Fragezeichen gestanden, was für uns doppelt schlimm gewesen wäre.

Wie meinst Du das?
An den letzten zwei Tagen vor Heiligabend wird die zweite Runde des DFB-Pokals ausgetragen, in der wir definitiv ein Heimspiel gegen einen Erst- oder Zweitligisten austragen werden. Im schlimmsten Fall wären wir zwei Monate lang ohne Wettkampfpraxis geblieben und hätten dann das Pokalspiel absolvieren müssen. Da könnte von einer optimalen Vorbereitung nun wirklich keine Rede sein. Jetzt dürfen wir aber weitermachen und sind der Politik und dem Verband sehr dankbar dafür.

Zuschauer dürfen allerdings mindestens bis Ende November nicht dabei sein. Wie sehr schmerzt das?
Das ist für alle Beteiligten bitter und schmerzhaft. Gerade für einen Verein wie RWE mit seinen zahlreichen treuen Fans. Aber wir müssen ehrlich sein: Es geht in Zeiten der steigenden Infektionszahlen und der Kontaktbeschränkungen leider nicht anders. Ich bin mir sicher, dass unsere Fans die Daumen auch so von zu Hause aus unterstützen.

Das erste "Geisterspiel" in der Liga steigt gegen den SV Rödinghausen. Was erwartest Du vom Aufeinandertreffen mit dem aktuellen West-Meister?
Wir wollen unbedingt nachlegen und unsere Positivserie gegen einen starken Gegner fortsetzen. Nach dem Remis gegen Schalke ist es ganz klar unser Ziel, wieder drei Punkte einzufahren.