5. November 2020

Der Sinn des Lebens in Musik

Adiole mit Siw Malmkvist 1999 im Georg-Melches-Stadion.
Adiole mit Siw Malmkvist 1999 im Georg-Melches-Stadion.

Adiole & Co: Rot-Weisse Kultlieder aus 50 Jahren.

Stadionatmosphäre benötigt Fans, die mit ihren Ritualen, Gesängen und Liedern für die richtige Stimmung sorgen. Die RWE-Fans stellen in dieser Hinsicht schon etwas Besonderes dar. Sie gelten seit Jahren als bundesligareif. Es gibt zahlreiche und immer wieder neue Lieder, mit denen die Fans ihre Verbundenheit zu RWE ausdrücken. Eines davon wird aber schon seit rund 50 Jahren gespielt.

Die in Schweden geborene Schlagersängerin Siw Malmkvist, in Deutschland spätestens seit ihrem 1964 veröffentlichten Nummer 1 Hit „Liebeskummer lohnt sich nicht, my Darling" bekannt, brachte 1970 das Lied „Adiole“ heraus. Der Titel gehört sicher zu den kürzesten Refrains der Musikgeschichte, war mit Platz 25 in den deutschen Charts aber nicht ihr größter Erfolg. Dafür erzielte er an der Hafenstraße eine unerwartete Langzeitwirkung. Es fing damit an, dass beim Abspielen des Liedes der damalige Stadionsprecher Alois Kumetat die Lautstärke drastisch herunterfuhr, wenn der Refrain „Adiole“ erklang. Stattdessen sangen die Fans „oh RWE“.

Daraus wurde im Laufe der Jahre ein feststehendes Ritual. Irgendwann liefen die Spieler dazu auf und nach jedem Tor ertönte es aus den Boxen. Durch die gemeinsame Initiative von Silvia und Klaus-Peter Zimmert sowie dem damaligen Geschäftsstellenleiter Detlev Jaritz ließ sich Siw Malmkvist sogar zu einer Neuaufnahme überreden. Im September 1999 präsentierte die schwedische Schlagersängerin live im Georg-Melches Stadion die neu eingesungene Version. Doch viele Fans sehnten sich nach der alten Nummer. Und so wird heute mal die Original- und mal die Neufassung im Stadion gespielt. In den letzten Jahren war das „oh RWE" allerdings immer häufiger ein Wehgesang und die Zeile „Kenn ich nur frohe Stunden" ein Hoffnungsschrei nach besseren Zeiten. Doch wenn der Ball erst mal im Netz zappelt, dann ist all das vergessen, denn:

Seit wir Zwei uns gefunden, OH RWE

Kenn ich nur frohe Stunden, OH RWE

Lieder zeigen Traditionsbewusstsein

Mindestens genau so lange erklingt ein zweites Kultlied im Stadion. Es wird gespielt in der Version von Frank „Mono“ Malz, wenn die Mannschaften auf das Spielfeld kommen:

„Opa Luscheskowski, wo bist du nur geblieben

Du kennst den Rot-Weiss Essen schon seit 1907

Mit diesem Klassiker spielten sich die Essener Philharmoniker zum Saisonstart 2018/19 mit Aalto-Tenor Rainer Maria Röhr warm.

Heimat und Familie

Geschichte, Mythos, Tradition ist das eine; hinzu kommt eine enge Verbundenheit, eine gleichsam familiäre Bindung an den RWE, der mit seinen Spielen und dem dabei erfolgenden Treffen vieler Gleichgesinnter ein Stück Heimat und Geborgenheit zu geben scheint. Klar, dass man sowohl in sportlichen Höhen als auch in Tiefen zu seinem Verein hält.

Frank „Mono“ Malz brachte das 1994 in seinem Lied „Du mein RWE" zum Ausdruck. Die Eingangsfrage des Stückes steht im Stadion Essen sogar auf der Haupttribüne:

Wo sind wir Zuhause, wo wird man uns immer hören… an der Hafenstrasse RWE.

Nach dem Schlusspfiff endet ein Heimspiel mit einem zweiten Stück von Frank „Mono“ Malz: „100 Jahre und noch mehr“. Erstmals erschienen, angekündigt als neue Vereins-Hymne und gemeinsam mit der Mannschaft eingesungen ist der Kultsong 2001 auf der CD Rot-Weiss Essen & Friends „Das Original".

Wenn der Wind wieder weht aus dem Westen
Ja, dann kommt unser RWE!
Das war früher schon so und so wird es immer sein.
Bei Rot-Weiss Essen unserem Verein
100 Jahre und noch mehr – wirst du leben – RWE

Auch als Radio Essen Moderator von „Let’s talk Reds“ und Herausgeber der CD „Let’s Fetz Reds“ bleibt Frank „Mono“ Malz in Erinnerung. Immer dienstags lockte die Sendung um 18.25 Uhr die RWE-Fan ans Radiogerät. Im Juli 2005 fiel Malz ins Koma, aus dem er nicht mehr erwachte und im Juli 2012 verstarb.

Weitere RWE-Hits

Viele andere Musiker und Bands haben RWE-Lieder verfasst, die zum Beispiel das AWO-Fanprojekt auf mehreren "Stimmung statt Randale"-CDs herausgegeben wurden. Ein echter Klassiker, der seit einiger Zeit immer mal wieder im Stadion gespielt wird, ist die Single „Rot-Weiss Essen – o.k.“ aus dem Jahre 1975.

Unvergessen bleiben auch die RWE Hits, hier besonders der Titel „DIR RWE“ (1989) der Band ANOTHER TALE mit Frank Peter Hermsen. Zum Pokalendspiel in Berlin 1994 wurde der Titel „La Ola wir sind wieder da“ der Essener Gruppe RUHRSCHNELLWEG ein großer Hit!

Natürlich gibt es auch ganz viele aktuelle RWE-Songs, allen voran die von Thomas „Sandy" Sandgathe der nach vielen CD-Beiträgen gerade erst eine neue Langspielplatte mit RWE-Songs aufgenommen hat. Darüber und zum ehrenamtlichen Engagement des rot-weissen Kultbardens werden wir in einer der nächsten Ausgaben berichten.

Ein Beitrag unseres ehrenamtlichen Vereinshistorikers Georg Schrepper.