28. November 2020
Herzenstype
Felix Herzenbruch über die WSV-Jugend, Paderborner Aufstiege und das Studentenleben.
In Wuppertal geboren, hat der 28-jährige Außenverteidiger Felix Herzenbruch bewegte Jahre hinter sich. Von einem Drittliga-Abstiegsplatz aus marschierte er mit dem SC Paderborn bis in die Bundesliga durch. Anschließend wechselte Herzenbruch an die Hafenstraße, entschied sich noch im gleichen Transferfenster für einen Leihwechsel zu Rot-Weiß Oberhausen, um schließlich zum Sommer 2020 zu RWE zurückzukehren. Wir werfen im Interview mit dem kantigen Außenbahnspieler auch einen Blick auf Themen abseits des Fußballplatzes:
Hi Felix, schön, dass du dir die Zeit genommen hast. Bevor wir über Fußball reden: Bist du wieder mit deiner Vespa zur Hafenstraße gekommen?
Herzenbruch: Bei den vielen Baustellen im Stadtgebiet bist du natürlich auf einem Roller schneller. Eine Vespa ist aber auch ein Lebensgefühl: Hemdchen an, Wind in den Haaren – Freiheit!
Fällt man als Bundesliga-Profi da nicht aus der Rolle?
Als die Leute in der 2. Bundesliga für tausende Euros Leasing-Verträge abschlossen, bin ich mit meinem 20 Euro teuren Kleinanzeigen-Fahrrad zum Training gefahren. Ich wohnte nur einen Kilometer vom Trainingsplatz entfernt. Ich möchte nicht unbedingt mit 600 Pferdestärken, sondern lieber mit „Gegen-den -Strom-Schwimmen“ auffallen.
Apropos gegen den Strom: Mit Paderborn bist du durchmarschiert, obwohl eigentlich schon der Abstieg in die Regionalliga bevorstand. Nur die Insolvenz des TSV 1860 München hat euch gerettet.
Keiner hat gedacht, dass wir durchmarschieren. Dennoch sind wir aber dann in einen Lauf gekommen. Steffen Baumgart (Anm. d. Red.: Ex-Trainer SC Paderborn) wollte aber von Anfang an aufsteigen – das hat ihm erst keiner geglaubt. Aber dann sind wir da mitmarschiert. Auch wenn ich in der Zweitliga-Zeit aus diversen Gründen nicht mehr häufig gespielt habe, war es mir immer wichtig dabei zu sein.
Was meinst du mit dabei sein?
Ich bin viel zu Auswärtsspielen gefahren. Wenn du in Pauli auf der Tribüne im Auswärtsblock gestanden hast und dir in Hamburg einen geilen Tag mit Kumpels gemacht hast, dann ersetzt das ein bisschen das auf dem Rasen stehen.
Du warst ja auch schon einmal Livestream-Kommentator bei RWE …
Ich sehe mich nicht als Experten, der taktische Finessen erkennt, sondern bin dann eher ein emotionaler Typ, der hier und da einen Witz macht.
Und was macht Felix Herzenbruch auf dem Platz aus?
Zweikampfstärke, Präsenz zeigen. Viele sehen mich als Kraftpaket, der sich in alles hineinwirft. Ich habe aber auch ein gutes Passspiel, ein gutes Auge für den Mitspieler und strahle Ruhe aus.
Ein Schritt zurück: Vor eineinhalb Jahren bist du nach der Paderborner Zeit an die Hafenstraße gewechselt. Warum Rot-Weiss?
Die Durchschnittsvereine in der 3. Liga reizen mich nicht – und ich möchte nicht so weit weg von meiner Heimat sein, um partout drittklassig zu spielen. Zwei Kilometer von hier die Bottroper Straße hoch ist auch die Universität.
Was studierst du?
Lehramt in Sport und Sozialwissenschaften. Ich bin ein Typ, der sich auch für andere Sportarten begeistert. Wenn dein Sportlehrer Begeisterung versprüht, macht der Unterricht mehr Spaß.
Bislang begeistert Ihr auch in der Liga. Jetzt kommt der WSV. Für dich ein besonderer Verein, du bist in Wuppertal geboren? (Anm. d. Red: Interview geführt vor dem WSV-Spiel)
Ich habe meine ganze Jugend in Wuppertal gespielt – da hast du dich damals komplett mit deinem Verein identifiziert. Über die Jahre und anderen Stationen hat das abgenommen. Ich kenne dort nicht mehr allzu viele Leute.
Verfolgst du denn über andere Kanäle, was der WSV sportlich aktuell macht?
Um ehrlich zu sein habe ich gar nicht mehr so viel im Blick. Ergebnisse schaue ich von wichtigen Partien nach, Artikel in der Presse lese ich aber nicht mehr viel. Ich fahre hier zum Training und habe vor allem meine eigenen Leistungen im Blick.
Von der Regionalliga in den DFB-Pokal: Bist du zufrieden mit dem Düsseldorf-Los?
Ich glaube, das ist eins der besten Lose, was wir hätten bekommen können. Zweitligisten können immer mal Mannschaften wie uns unterschätzen.