4. Dezember 2020

„Kölner U 21 tritt erwachsen und abgebrüht auf“

RWE-Chef-Trainer Christian Neidhart spricht im Interview über den kommenden Gegner, die U21 des 1. FC Köln.
RWE-Chef-Trainer Christian Neidhart spricht im Interview über den kommenden Gegner, die U21 des 1. FC Köln.

RWE-Cheftrainer Christian Neidhart vor Spitzenspiel gegen "kleine Geißböcke"

Die Hinrunde in der Regionalliga West befindet sich auf der Zielgeraden. Für RWE stehen bis zur Saison-Halbzeit noch vier Meisterschaftspartien der ersten Serie auf dem Programm, davon drei an der Hafenstraße. Zunächst bestreitet das Team von Cheftrainer Christian Neidhart gegen die U 21 des 1. FC Köln (heute, 14 Uhr) und den SV Straelen (Mittwoch, 19.30 Uhr) einen Heimspiel-Doppelpack, ehe es noch zu den Sportfreunden Lotte (Samstag, 12. Dezember, 14 Uhr) und zum Abschluss gegen den FC Wegberg-Beeck (Samstag, 19. September, 14 Uhr) geht. Das Zweitrunden-Spiel im DFB-Pokal gegen Fortuna Düsseldorf (Mittwoch, 23. Dezember, 18.30 Uhr) könnte dann noch zum besonderen "Weihnachtsgeschenk" für alle Rot-Weissen werden. Im aktuellen Interview mit der "kurzen fuffzehn" nimmt Christian Neidhart ausführlich Stellung zur aktuellen Situation.

Hallo Christian! Nach zuvor fünf Siegen hintereinander reichte es bei Alemannia Aachen "nur" zu einem 1:1. Erst in der Schlussphase kassierte RWE den Ausgleich durch Hamdi Dahmani. Kannst Du dennoch mit dem Ergebnis leben?

Wir müssen damit leben, etwas anderes bleibt uns ja auch gar nicht übrig. Natürlich war es ärgerlich, so spät noch den Ausgleich zu kassieren, zumal wir nach unserer 1:0-Führung kaum noch Chancen des Gegners zugelassen hatten. Allerdings war es unser eigener Fehler, der zum Ausgleich geführt, als die Rückgabe von Daniel Heber zu kurz geriet. Von daher haben wir jetzt keinen Grund, uns zu beschweren. Unter dem Strich war das Ergebnis für die Alemannia auch nicht ganz unverdient.

Haben die Aachener es unserem Team schwergemacht?

Die Alemannia hat auf jeden Fall eine gute Mentalität auf den Platz gebracht. Jeder Gegner versucht, es uns so schwer wie möglich zu machen. Da war Aachen keine Ausnahme. Gefühlt gibt jede Mannschaft noch mal 20 Prozent mehr, wenn es gegen uns geht. Damit müssen und können wir auch umgehen. Unsere Mannschaft präsentiert sich seit Saisonbeginn sehr stabil und wird auch alles dafür tun, damit es auch so bleibt. Wir wissen aber auch, dass noch ein weiter Weg vor uns liegt.

Stichwort Stabilität! Elf Siege und fünf Remis nach 16 Saisonspielen sind sicherlich eine Ausbeute, die wir alle vor Saisonbeginn unterschrieben hätten, oder?

Mit dem Auftreten der Mannschaft und den Ergebnissen können wir mit Sicherheit zufrieden sein. Was mich immer noch ärgert, ist das späte 1:1 vom 1. Spieltag gegen den SC Wiedenbrück. Das war total unnötig. Die anderen Unentschieden gingen schon in Ordnung. Insgesamt tun wir gut daran, uns weiterhin nur auf uns zu konzentrieren und nicht so sehr nach links oder rechts zu schauen, was die Konkurrenz macht. Das können wir ohnehin nicht beeinflussen. Für uns geht es darum, möglichst aus jedem Spiel das Beste herauszuholen.

Bis Weihnachten wartet auf RWE mit vier Ligaspielen und dem Duell im DFB-Pokal mit Fortuna Düsseldorf noch ein straffes Programm. Was nehmt Ihr Euch vor?

Erst einmal zählt für uns nur das anstehende Heimspiel gegen die U 21 des 1. FC Köln. Diese Aufgabe wird schon schwierig genug und eine echte Hausnummer. Die Kölner sind gut in Form, spielen für eine junge Mannschaft schon sehr erwachsen und abgebrüht. Das macht sich inzwischen auch in der Tabelle bemerkbar. Da das Team bisher das komplette Programm absolvieren konnte, stehen auch nicht ständig englische Wochen an. Das ist sicher auch ein nicht zu unterschätzender Aspekt in der aktuellen Situation.

Die Kölner sind auch das einzige Team, das RWE in dieser Saison bezwingen konnte, auch wenn es "nur" ein Testspiel war. Ist das noch ein zusätzliches Warnsignal?

Ein Warnsignal ist es auf keinen Fall, denn wir wissen ohnehin um die Qualitäten des Gegners. Außerdem kann der damalige Vergleich auch kein Maßstab sein, da wir in dieser Partie aus Gründen der Belastungssteuerung fast ausschließlich Spieler aufgeboten hatten, die zuvor nicht oder zumindest nicht regelmäßig zum Einsatz gekommen waren. Diesmal werden sicherlich beide Mannschaften ein anderes Gesicht haben.

Weil Kölns Mittelstürmer Florian Dietz mit einem Kreuzbandriss ausfällt, wurde U 19-Torjäger Marvin Obuz hochgezogen – und traf in den letzten beiden Spielen viermal!

Dass der FC auch oder gerade in seiner U 19 über hohe Qualität verfügt, ist kein Geheimnis. Da die A-Junioren-Bundesliga bis zum Jahresende pausiert, können eigene Talente aufrücken. Das ist bei U-Mannschaften aber ganz normal. Genauso kann es ja auch sein, dass Spieler aus dem Profikader wie zuletzt Christian Clemens in der U 21 eingesetzt werden. Wir nehmen es, wie es kommt, und werden alles tun, um die drei Punkte an der Hafenstraße zu behalten.

Damit würde RWE die Tabellenführung definitiv verteidigen. Wie wichtig wäre es Dir, auch als Spitzenreiter zu überwintern?

Noch einmal: Aus jedem Spiel wollen wir das Optimale herausholen. Wenn uns das auch in den nächsten Wochen gelingt, dann stehen die Chancen gut, auf Platz eins in die kurze Weihnachtspause zu gehen. Grundsätzlich wollen wir unsere gute Ausgangsposition für den weiteren Saisonverlauf festigen, um es selbst in der Hand zu haben, bis zum Ende um die Meisterschaft kämpfen zu können – unabhängig von der Platzierung nach der Hinrunde. Wer jedoch ganz oben steht, der setzt die Konkurrenz automatisch unter Druck. Aktuell sind wir Tabellenführer – und wollen es auch bleiben.

Gibt es personelle Probleme?

Nach dem Aachen-Spiel gab es das eine oder andere Wehwehchen, aber nichts Schlimmes. Unter anderem klagte Daniel Heber über Beschwerden im Adduktorenbereich. Ich gehe aber davon aus, dass er gegen Köln wieder zur Verfügung steht. Außerdem waren zuletzt ja bekanntlich noch unser Torhüter Daniel Davari und ein weiterer Spieler in Quarantäne.

Auf die bestätigte Corona-Infektion bei Daniel Davari folgte zum Glück kein weiterer Fall im RWE-Kader. Das zeigt, dass das Hygienekonzept greift, oder?

Absolut. Und das ist für uns alle auch eine große Erleichterung. Wir tun aber auch alles dafür, um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten. Wir achten auf den Abstand, tragen Masken, nutzen verschiedene Kabinen. Eine hundertprozentige Sicherheit kann es zwar niemals geben. Wir tun aber alles, was in unserer Macht steht.