8. Dezember 2020
„Können positiv gestimmt sein“


RWE-Mittelfeldspieler Dennis Grote über den bisherigen Saisonverlauf.
Seit Ende September ist Dennis Grote nicht mehr aus der Startelf von Rot-Weiss Essen wegzudenken. Für den gebürtigen Kaiserslauterer stehen unter Trainer Christian Neidhart insgesamt 16 Liga-Einsätze zu Buche, 14 davon hintereinander. Dabei trug sich der „Sechser“ zuletzt auch in den Duellen gegen den Wuppertaler SV (6:1), Alemannia Aachen (1:1) und den 1. FC Köln (3:1) jeweils in die Torschützenliste ein. Im Interview spricht der 34-Jährige über seinen Weg zurück in die Startelf.
Hallo Dennis! Etwas mehr als ein Drittel der Saison liegt hinter Euch. Wie fällt Dein Zwischenfazit aus?
Mit dem Blick auf die Tabelle haben wir jeden Grund, für die nächsten Aufgaben positiv gestimmt zu sein. Bei unseren bisherigen Unentschieden hatten wir beispielsweise gegen den SC Wiedenbrück, bei Fortuna Köln und zuletzt auch in Aachen sicherlich jeweils die Möglichkeiten, um die Spiele auch für uns zu entscheiden. Auf der anderen Seite konnten wir in den Partien bei den zweiten Mannschaften von Borussia Dortmund und des FC Schalke 04 jeweils erst spät ausgleichen. Unter dem Strich passt also die Ausbeute aus den bisherigen Ligaspielen. Und daran wollen wir anknüpfen.
Erwartest du bis zum Saisonende einen Zweikampf mit der U23 von Borussia Dortmund um die Meisterschaft?
Darauf scheint es aktuell hinauszulaufen. Allerdings ist die Saison mit insgesamt 40 Spielen außergewöhnlich lang. Die Corona-Pandemie kann für völlig neue Situationen sorgen, indem eine Mannschaft beispielsweise in Quarantäne muss und dadurch einen volleren Terminplan bekommt. Da gibt es viele Unwägbarkeiten. Ich würde unter anderem den SC Preußen Münster noch nicht abschreiben.
In der Regionalliga Bayern, der Regionalliga Nordost und der Regionalliga Nord ruht der Spielbetrieb bis ins nächste Jahr. Hat das den Blick auf Eure Partien verändert?
Das zeigt auf jeden Fall, dass wir es noch mehr zu schätzen wissen sollten, als es ohnehin schon der Fall ist. Die Spiele weiterhin austragen und damit unserer Arbeit nachgehen zu dürfen, ist in diesen Zeiten alles andere als selbstverständlich. Wir tun auch alles dafür, dass es bis zum Saisonende so sein wird. Schon bevor die regelmäßigen Corona-Tests in der Regionalliga West vorgeschrieben wurden, haben wir uns auf das Virus untersuchen lassen. Infektionen kann man nie ganz ausschließen. Ich denke aber, dass wir mit dem Hygienekonzept gut aufgestellt sind, um das Virus in Grenzen zu halten.
In der zurückliegenden Spielzeit warst Du in der für Dich ungewohnten Situation, auch oft auf der Bank oder gar der Tribüne zu sitzen. Wie bist Du damit umgegangen?
Das war tatsächlich eine Situation, an die ich mich nicht gewöhnen wollte, aber musste. Vor allem die Phase rund um die Winterpause war schwierig. Dann bin ich auch noch im Februar bis zum Saisonabbruch mit einem Innenbandriss ausgefallen. Ich habe aber den Kopf oben behalten und weiter hart an mir gearbeitet.
Unter Christian Neidhart hast Du schon jetzt mehr Einsätze absolviert als während der vergangenen Saison. Hat sich auch Deine Rolle auf dem Platz verändert?
Wir spielen insgesamt ein wenig anders. Wir stören den Gegner jetzt nicht mehr ganz so früh im Spielaufbau wie unter Christian Titz. Mein Eindruck ist, dass uns das als Mannschaft ein wenig besser liegt. Das macht sich dann auch bei den individuellen Leistungen der Spieler bemerkbar. Wir in der Defensive insgesamt stabiler und bekommen weniger Gegentore.
Deine 69 Einsätze in der Bundesliga für den VfL Bochum hattest Du noch im linken Mittelfeld absolviert. Hättest Du gedacht, dass du irgendwann einmal als alleiniger „Sechser“ aufläufst?
Mit Anfang 20 sicherlich noch nicht. Je älter ich geworden bin, desto mehr hatte sich das aber angedeutet. Beim Chemnitzer FC war es eher aus der Not heraus geboren, dass ich als Sechser auflaufe, weil wir viele Verletzte hatten. Die Position hat dann aber vom ersten Moment an für mich gepasst. Und ich würde auch nicht mehr tauschen wollen. Ich habe im Zentrum viele Ballkontakte und kann mehr Einfluss auf den Spielaufbau nehmen. Auch meinen Mitspielern kann ich gut Hilfestellung geben. Die Rolle liegt mir und macht Spaß.
Du bist zwar in Kaiserslautern geboren, hast neben dem VfL aber auch für Rot-Weiß Oberhausen, den MSV Duisburg und nun in Essen gespielt. Bist du gefühlt ein Junge aus dem „Pott“?
Mein Vater hatte damals an der Uni in Kaiserslautern seinen Doktor gemacht. Deshalb haben wir einige Zeit in der Pfalz gewohnt. Nach sechs Jahren sind wir aber wieder nach Wettringen – den Heimatort meiner Eltern, 35 Kilometer von Münster entfernt – gezogen. Im Alter von 16 Jahren bin ich zum VfL Bochum gewechselt. Die Zeit hat mich dann schon geprägt. Auch in Oberhausen und Duisburg habe ich mich direkt wohl gefühlt. In Essen ist das nicht anders. Man kann absolut sagen, dass ich ein Kind des Ruhrgebiets bin.
Bei Deiner letzten Station vor RWE bist Du mit dem Chemnitzer FC in die 3. Liga aufgestiegen. Was hatte Euch ausgezeichnet?
In Chemnitz gab es einen großen Umbruch mit einem komplett neu zusammengestellten Kader. Die Charaktere untereinander haben direkt gepasst. Unsere aktuelle Spielweise ist durchaus mit der beim CFC vergleichbar. Auch das Umfeld in Chemnitz hatte super Bedingungen. Es gibt also durchaus einige Parallelen. Die RWE-Verantwortlichen haben die Mannschaft im Sommer gut verstärkt. Mit einem Großteil des Kaders waren wir schon eingespielt, was uns sicherlich auch entgegenkommt.
Du bist mit 34 Jahren der erfahrenste Spieler im Kader. Dein Vertrag läuft am Saisonende aus. Hast Du Dir schon Gedanken gemacht, wie es für Dich weitergeht?
Das lasse ich ganz unaufgeregt auf mich zukommen. Ich habe Spaß daran, auf dem Feld zu stehen, und fühle mich bei RWE wohl. Ich kann mir durchaus vorstellen, länger zu bleiben und meine Karriere in Essen zu beenden. Aktuell bin ich schon gemeinsam mit Stephan Küsters, dem Sportlichen Leiter beim Wuppertaler SV, Gesellschafter des Sportgeschäfts „Grote & Küsters Sport“. Bei unseren Filialen in Münster und in meiner Heimatstadt Wettringen kümmere ich mich um die Dinge im Hintergrund wie die Buchhaltung. Nach meiner aktiven Karriere – wann auch immer das genau sein will – würde ich gerne beim Fußball bleiben. Zunächst gilt aber mein Fokus den nächsten Wochen und Monaten.