18. Dezember 2020
„Ausbeute schon jetzt außergewöhnlich“


RWE-Cheftrainer Christian Neidhart vor Abschluss der Hinserie gegen FC Wegberg-Beeck
Mindestens 42 Punkte hatte RWE-Trainer Christian Neidhart vor Saisonbeginn als internes Ziel für die erste Halbserie in der Regionalliga West-Saison 2020/2021 ausgegeben. Vor dem abschließenden Hinrundenspiel am heutigen Samstag, 14 Uhr, gegen den FC Wegberg-Beeck hat unsere noch unbesiegte Mannschaft schon 47 Zähler auf dem Konto. Kein Grund für unser Team, die Hände in den Schoß zu legen. Vielmehr soll mit dem neunten Heimsieg in Serie noch vor Weihnachten die 50-Punkte-Marke geknackt werden, ehe am Tag vor Heiligabend mit dem Zweitrunden-Spiel im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf (Mittwoch, 23. Dezember, 18.30 Uhr) noch ein besonderes "Weihnachtsgeschenk" auf alle Rot-Weissen wartet. Im aktuellen Interview mit der "kurzen fuffzehn" nimmt Christian Neidhart ausführlich Stellung zur aktuellen Situation.
Hallo Christian! Der letzte Spieltag ist für RWE gut gelaufen, oder?
Das kann man so sagen. Während wir ein schwieriges Spiel in Lotte 2:0 gewonnen haben, kamen der BVB II, Fortuna Köln und die U 21 des 1. FC Köln jeweils zu Unentschieden. Die U 23 von Fortuna Düsseldorf und Preußen Münster gingen als Verlierer vom Platz. Das hat uns aber nur am Rande interessiert. Wir tun gut daran, nur auf uns zu schauen.
Dann schauen wir auf unser Team. Was hat Dir am Sieg bei den Sportfreunden Lotte besonders gut gefallen?
Das Wichtigste war ganz klar das Ergebnis. Erstmals haben wir eine englische Woche nicht "nur" mit sieben, sondern mit optimalen neun Punkten abgeschlossen. Das kann sich sehen lassen. Dabei war der Sieg keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Zum einen waren die Platzverhältnisse schwierig, zum anderen hat uns der gut eingestellte Gegner wenig Luft und Raum gelassen. Wir haben es unter dem Strich dennoch ordentlich gemacht und vor allem die Tore zum richtigen Zeitpunkt erzielt. Gerade solche Spiele muss man gewinnen, wenn man in der Tabelle oben bleiben will.
Bei den Sportfreunden Lotte saß noch die inzwischen freigestellte Imke Wübbenhorst auf der Trainerbank. War es das erste Mal, dass Du im direkten Trainerduell auf eine Frau getroffen bist?
Ja, in der Tat. Dabei kam es mir aber gar nicht ungewöhnlich vor, weil ich Imke schon sehr lange kenne. Wir haben früher ja in derselben Region gearbeitet. Grundsätzlich muss ich sagen, dass die Sportfreunde Lotte gegen uns nicht aufgetreten sind wie eine Mannschaft, die so weit unten steht. Im Gegenteil. Sie haben es uns durchaus schwer gemacht. Am Ende hat sich die größere Qualität in unserem Team durchgesetzt.
Obwohl es bereits das dritte Spiel innerhalb von nur acht Tagen war, hast Du auch zum dritten Mal dieselbe Startformation aufgeboten und auf die sonst übliche Rotation verzichten. Warum?
Weil es zuletzt gut lief und wir den Jungs auch keine Müdigkeit anmerken konnten, wollten wir nichts ändern. Zugegeben: Ein kleines Risiko war wegen der hohen Belastung durchaus dabei. Aber letztlich ist das Konzept aufgegangen. Dennoch war ich froh, dass wir jetzt vor den beiden letzten Spielen des Jahres noch einmal eine normale Trainingswoche hatten.
Vor dem letzten Spiel der Hinrunde gegen den FC Wegberg-Beeck hat RWE bereits 47 Punkte auf dem Konto. Dabei hattest Du vor Saisonbeginn bis zur Saisonhalbzeit "nur" 42 Zähler als Vorgabe gegeben!
Die Jungs machen einen sehr guten Job, keine Frage. Unser bisheriges Abschneiden ist absolut außergewöhnlich. Dennoch haben wir uns natürlich vorgenommen, auch gegen Wegberg-Beeck drei Punkte einzufahren und mit 50 Zählern ins neue Jahr zu gehen. Das wäre überragend. Und zwar unabhängig davon, wie viele Punkte der BVB noch holt.
Was zeichnet die Mannschaft vor allem aus?
Mich freut, dass das Team fest zusammenhält. Dabei ist es für viele Spieler derzeit nicht einfach, da uns aktuell fast der gesamte Kader zur Verfügung steht. Einige Jungs, die bei anderen Regionalligisten mit Sicherheit Stammspieler wären, gehören bei uns manchmal noch nicht einmal zum Kader. Das sind immer wieder schwierige Entscheidungen. Aber die Spieler nehmen das an und belohnen sich mit den positiven Ergebnissen.
Welche Rolle spielt dabei Mittelstürmer Simon Engelmann?
Auch wenn er zuletzt nicht in jedem Spiel erfolgreich war, sind 16 Saisontreffer schon wieder eine sensationelle Ausbeute. Und das, obwohl er noch die eine oder andere Chance ausgelassen hat. Genau ein solcher Torjäger hat der Mannschaft in der letzten Saison gefehlt. Simon trifft aber nicht nur, sondern bereitet – wie zuletzt in Lotte – auch vor und zieht vor allem Gegenspieler auf sich. Dadurch schafft er Räume für die nachrückenden Mittelfeldspieler. Es ist kein Zufall, dass auch Dennis Grote, Cedric Harenbrock und Marco Kehl-Gomez schon jeweils viermal getroffen haben.
Verletzungsbedingt fehlte zuletzt nur Rechtsverteidiger David Sauerland wegen seines Kreuzbandrisses. Wie ist der aktuelle Stand?
David macht im Aufbautraining Fortschritte, befindet sich aber nach wie vor in der Reha. Das wird auch noch einige Zeit so bleiben. Er darf und wird sich nicht unter Druck setzen, sondern soll die Verletzung in aller Ruhe auskurieren und sich bestmöglich auf sein Comeback vorbereiten. Wir hoffen, dass er zur neuen Saison wieder richtig fit sein wird.
Bei einem Heimsieg gegen den FC Wegberg-Beeck würde RWE definitiv als Spitzenreiter ins neue Jahr starten. Wie schätzt Du den Aufsteiger ein?
Wir treffen auf eine sehr gute Mannschaft, gehen mit Respekt an die Aufgabe heran. Mein Co-Trainer Lars Fleischer hat das Team zuletzt noch einmal beim 0:1 gegen die U 23 von Borussia Mönchengladbach beobachtet. Die Niederlage war unglücklich. Es sagt auch einiges, dass Wegberg-Beeck erst ein Auswärtsspiel verloren hat – und das beim 2:3 in Dortmund erst kurz vor Schluss durch einen Elfmeter. Wir sind also gewarnt. Dennoch ist es natürlich unser klares Ziel, unsere positive Serie – speziell an der Hafenstraße – fortzusetzen.
Und weiteres Selbstvertrauen für das Pokalduell mit Fortuna Düsseldorf zu tanken?
Ich hätte auf jeden Fall nichts dagegen.