27. Dezember 2020
„Kein Grund, sich auszuruhen“


RWE-Kapitän Marco Kehl-Gomez über erfolgreiche Hinrunde
Die Hinrunde ist geschafft, ein Etappensieg erreicht: Neben 50 Punkte aus 20 Ligaspielen in der Regionalliga West schaltete Rot-Weiss Essen im DFB-Pokal die beiden Bundesligisten Arminia Bielefeld, sowie zuletzt Fortuna Düsseldorf aus und erreichte so die dritte Runde im bundesweiten Pokalwettbewerb. Für die Ausgabe der "kurzen fuffzehn" vor dem letzten Ligaheimspiel gegen den SC Wegberg-Beeck warf Kapitän und Mittelfeldspieler Marco Kehl-Gomez (28) einen Blick zurück auf die Hinrunde und auch auf seine bisherigen Höhepunkte der ersten Saisonhälfte. So viel sei verraten: Für den Kapitän der Hafenstraße ist die ordentliche Ausbeute im ersten Spielzeitteil keineswegs Grund dafür, den Fuß vom Gas zu nehmen.
Hallo Marco! Mit einem Sieg gegen den FC Wegberg-Beeck könnt Ihr sicher als Tabellenführer der Regionalliga West überwintern. Ist das ein zusätzlicher Ansporn?
Selbstverständlich. Wir wollen weiterhin ungeschlagen bleiben. Nur fünf von 19 Begegnungen nicht gewonnen zu haben, ist beachtlich. Das soll möglichst lange so bleiben. Gemeinsam mit der U23 von Borussia Dortmund konnten wir uns ein wenig von der Konkurrenz absetzen. Das ist aber bei weitem kein Grund, sich jetzt auszuruhen.
Die Partie ist gleichzeitig das Ende der Hinrunde. Was war Dein persönliches Highlight der ersten Saisonhälfte?
Das 2:0 gegen die U23 von Fortuna Düsseldorf. Wir haben nicht nur souverän gewonnen, es durften endlich auch mal wieder 5.000 RWE-Fans an der Hafenstraße dabei sein. Das hat sich während der Corona-Pandemie wieder ein wenig nach Normalität angefühlt. Das 1:0 gewonnene DFB-Pokalspiel gegen Arminia Bielefeld klammere ich dabei ein wenig aus. Das Duell war ohnehin ein Bonus für uns. Wir hatten total Bock auf die Partie und konnten gegen einen Bundesligisten unter Beweis stellen, zu welchen Leistungen wir in der Lage sind.
Hat Dich ein Spiel auch besonders lange beschäftigt?
Das 1:1 am 1. Spieltag gegen den SC Wiedenbrück. Mit der letzten Aktion des Spiels haben wir da noch den Ausgleich kassiert. Das war total unnötig. So richtig abschütteln konnte ich das auch erst nach ein paar Tagen.
Was zeichnet das Team Deiner Meinung nach besonders aus?
Wir stehen sehr kompakt. Zehn Gegentore nach 19 Ligaspielen sind ein herausragender Wert. Wir arbeiten sehr geschlossen im Mannschaftsverbund. Dadurch sind wir nur sehr schwer zu überwinden. Diese defensive Stabilität ist die Grundvoraussetzung dafür, dass wir bislang in jedem Spiel gepunktet haben.
Mal ehrlich: Bist Du selbst ein wenig über das positive Abschneiden überrascht?
Dass wir schon vor dem 20. Saisonspiel unser intern gesetztes Ziel von 21 Punkten pro Zehnerblock deutlich übertroffen haben, konnte man so natürlich nicht planen. Ich habe aber schon vor der Saison bemerkt, dass die Qualität bei uns diesmal besonders hoch ist. Wir haben einen breiten Kader, bei dem der Trainer immer wieder schwierige Entscheidungen treffen muss. Viele Jungs, die bei uns nicht regelmäßig zum Einsatz kommen, wären bei anderen Regionalligisten Stammspieler.
Als Du zu RWE kamst, hast Du als Innenverteidiger angefangen. Mittlerweile spielst Du schon seit längerer Zeit im zentralen Mittelfeld. Wie gefällt dir die Rolle?
Die Position liegt mir. Ich habe dort auch meine ersten Spiele im Profibereich in der Schweiz gemacht. Bei meinen Stationen bei der SV 07 Elversberg oder dem Chemnitzer FC habe ich ebenfalls schon im Mittelfeld gespielt. In der Rolle sind ein hohes Laufpensum und eine gute Zweikampfführung gefragt. Außerdem kann ich meine Ideen im Spiel nach vorne besser einbringen. Das macht mir Spaß.
Auf Deinem Konto stehen bereits vier Saisontreffer. Warum hast Du das Toreschießen für Dich entdeckt?
Meine Rolle unter der Regie von Trainer Christian Neidhart ist noch einmal etwas offensiver ausgelegt, als es noch unter Christian Titz der Fall war. Da habe ich dann schon auch den Anspruch an mich selbst, für Torgefahr zu sorgen. Das ist auch eine unserer Stärken. Wir haben mit Simon Engelmann den Top-Torjäger der Regionalliga West in unseren Reihen, sind aber auch mit anderen Mannschaftsteilen für Tore gut. Cedric Harenbrock und Dennis Grote stehen zum Beispiel auch schon bei jeweils vier Toren.
Jetzt geht es in eine extrem kurze Winterpause. Wie wirst Du die Feiertage verbringen?
Ich bin mit meiner Frau und meinen beiden Töchtern meine Familie in der Schweiz besuchen. Meine Eltern, Großeltern und Schwiegereltern leben noch in Zürich. Wir hoffen, dass ein Treffen über den Zeitraum möglich sein wird und uns die Corona-Pandemie nicht doch noch einen Strich durch die Rechnung macht.