2. Februar 2021

„Bindung zu Bayer noch da“

Kennt die Werkself: Cedric Harenbrock hat neun lange Jahre das Trikot der Leverkusener getragen. (Foto: Endberg)
Kennt die Werkself: Cedric Harenbrock hat neun lange Jahre das Trikot der Leverkusener getragen. (Foto: Endberg)

Cedric Harenbrock trifft am Dienstagabend auf seinen Ausbildungsverein.

1:0 gegen Arminia Bielefeld, 3:2 gegen Fortuna Düsseldorf: Das war der Weg von Rot-Weiss Essen bis in das Achtelfinale des DFB-Pokals. Dort trifft die Mannschaft von Trainer Christian Neidhart am Dienstag (ab 18.30 Uhr, live bei "Sky") im vorläufigen Saison-Highlight auf den Top-Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen.

Für Cedric Harenbrock, Mittelfeldspieler bei den Rot-Weissen, ist die Partie etwas ganz Besonderes. "Bayer 04 Leverkusen hat für mich persönlich einen besonderen Bezug. Ich bin neun Jahre lang in Leverkusen als Fußballer großgeworden. Die Bindung zu Bayer 04 ist immer noch stark. Ich habe dem Verein viel zu verdanken", so der Blondschopf im Gespräch mit der "kurzen fuffzehn".

Bereits im Alter von zehn Jahren nach Leverkusen
Für den heute 22-Jährigen war der Wechsel zur "Werkself" ein großer Schritt. "Ich war gerade zehn Jahre alt, als aus Leverkusen der Anruf und die Einladung zu einem Probetraining kam", erinnert sich Harenbrock. "Damals hatte ich in meiner Geburtsstadt für den Wuppertaler SV und davor für den SV Bayer Wuppertal gespielt. Bayer 04 Leverkusen hatte schnell signalisiert, dass ich verpflichtet werden soll. Meine Eltern haben mich bei dem Schritt bedingungslos unterstützt." 

Bei seinem neuen Verein musste sich der flexible Offensivspieler auch ein wenig umstellen. "Die Zeit in Leverkusen war intensiv. Daher bin ich nach der zehnten Klasse auch auf ein Teilinternat in Leverkusen gewechselt. Dort habe ich dann meine Hausaufgaben gemacht, bevor es mit dem Fahrservice von Bayer 04 zum Training ging. Abends wurde ich dann wieder nach Wuppertal zu meinen Eltern gefahren." Auch die neuen sportlichen Aufgaben reizten ihn. "In Wuppertal hatte ich vorher nur gegen Vereine aus der Region gespielt. Mit Bayer 04 Leverkusen ging es dann schnell gegen große Namen wie Borussia Dortmund oder Schalke 04, die man vorher nur aus dem Fernsehen kannte. Das war sehr aufregend."

Zwei U17-Länderspiele für DFB-Auswahl
Mit dem Nachwuchs von Bayer 04 Leverkusen stand Harenbrock aber nicht nur in Deutschland bekannten Namen gegenüber. "Wir haben oft während der Vorbereitung gegen ausländische Mannschaften gespielt. Im Rahmen der UEFA Youth League waren beispielsweise der FC Barcelona, Tottenham Hotspur oder AS Monaco unsere Gegner." 

Seine Leistungen im Verein blieben auch dem DFB nicht verborgen. Bei seinen beiden Länderspiel-Einsätzen für die U 17-Nationalmannschaft gegen Österreich (0:2) und Spanien (0:2) stand Harenbrock jeweils von Beginn an auf dem Spielfeld. "Es war etwas ganz Besonderes, dass ich zweimal das Nationaltrikot tragen durfte."

Wiedersehen mit Lars Bender und Co.
Als A-Jugendlicher durfte Harenbrock auch hin und wieder während der Länderspielpausen bei der ersten Mannschaft mittrainieren. "Das Tempo war deutlich höher, vor allem weil der damalige Cheftrainer Roger Schmidt einen schnellen und aggressiven Spielstil mit seinem Team verfolgt hat. Das war sehr intensiv, hat aber auch unglaublich Spaß gemacht."

Berührungsängste zwischen den Nachwuchsspielern und den Profis gab es keine. "Wir wurden als jüngere Spieler vom gesamten Kader gut aufgenommen. Mit dem damaligen Kapitän Lars Bender konnte man aber über alles reden. Er hat sich auch für die Situation bei der U19 sehr interessiert. Deshalb freue ich mich auch sehr auf das Wiedersehen."

RWE-Rückendeckung nach Kreuzbandrissen
Die Hoffnung auf einen Pflichtspieleinsatz bei der "Werkself" erfüllte sich für Harenbrock nicht. "Man muss allerdings auch sagen, dass ich damals im körperlichen Bereich noch nicht dafür bereit war." Ursprünglich hatte der Vertrag des Youngsters auch Gültigkeit für die zweite Mannschaft, die U23 wurde aber im Jahr 2014 vom Spielbetrieb abgemeldet.

"Daher bin ich dann nach meiner Juniorenzeit zu Rot-Weiss Essen gewechselt. Das war genau der richtige Schritt für mich. Ich habe bei meiner Statur deutlich zugelegt und auch in meiner schweren Zeit nach den beiden Kreuzbandrissen immer die Rückendeckung des Vereins gespürt. Das ist nicht selbstverständlich." 

Seit Mitte Oktober Stammspieler
Nach seinem Verletzungspech ist Harenbrock mittlerweile nun schon seit Mitte Oktober kaum noch aus der Startelf von Christian Neidhart wegzudenken. In diesem Zeitraum absolvierte der 22-Jährige alle 15 Ligaspiele und gehörte dabei 14 Mal zur Startelf.

In den beiden DFB-Pokal-Spielen gegen Arminia Bielefeld (1:0) und Fortuna Düsseldorf (3:2) kam "Cedi" zwar nicht von Beginn an zum Einsatz, denkt aber dennoch sehr gerne an die beiden Erfolge gegen höherklassige Gegner zurück. "Unser Trainerteam um Christian Neidhart hatte uns für jeden Gegner einen klaren Plan mit auf den Weg gegeben, den wir zu 100 Prozent umsetzen konnten", so Harenbrock. "Taktisch weicht unsere Herangehensweise ein wenig von den Spielen in der Regionalliga West ab. Im DFB-Pokal sind wir im Gegensatz zur Liga nicht Favorit. Daher lauern wir etwas mehr auf die Fehler des Gegners und wollen diese mit unserem Umschaltspiel ausnutzen. Dabei waren wir aber auch immer mutig und sind dafür gegen Bielefeld und Düsseldorf belohnt worden."

"Haben jeden Grund, vor Selbstvertrauen zu strotzen"
Mit ganz ähnlichen Mitteln soll nun auch gegen Harenbrocks Ausbildungsverein möglichst die Sensation gelingen. "Bayer 04 Leverkusen ist allerdings noch einmal ein ganz anderes Kaliber als unsere bisherigen Gegner", weiß Cedric. "Durch unsere gute Saison in der Regionalliga West haben wir aber jeden Grund dazu, vor Selbstvertrauen zu strotzen, und müssen uns auch vor dem Achtelfinale nicht verstecken. Einschließlich der beiden Pokalerfolge konnten wir unsere zurückliegenden zwölf Heimspiele allesamt gewinnen und sind in Pflichtspielen seit einem Jahr unbesiegt. Das macht Mut."

Rund um das Duell mit der "Werkself" bleibt dann vielleicht auch noch ein wenig Zeit, mit einigen ehemaligen Weggefährten wieder ins Gespräch zu kommen. "Ein Freund hat mich schon gefragt, ob ich das Trikot von Aleksandar Dragovic besorgen kann", verrät Cedric Harenbrock. "Sonst werde ich vermutlich versuchen, mein Trikot mit Lars Bender zu tauschen. Vielleicht ergibt sich dafür ja die Möglichkeit." Und vielleicht bleibt es nicht nur bei einem Andenken an das DFB-Pokal-Achtelfinale.