21. August 2021

Georg-Melches-Verdienstmedaille für Walter Ruege

Georg-Melches-Verdienstmedaille für Walter Ruege (2. v.l.): Der RWE-Stadionsprecher bekommt von RWE-Vorstand Marcus Uhlig (r.) die Ehrung verliehen, die Ehrenratsmitglieder Walther Müggenburg (l.) und Detlev Jaritz gratulieren. (Foto: Endberg)
Georg-Melches-Verdienstmedaille für Walter Ruege (2. v.l.): Der RWE-Stadionsprecher bekommt von RWE-Vorstand Marcus Uhlig (r.) die Ehrung verliehen, die Ehrenratsmitglieder Walther Müggenburg (l.) und Detlev Jaritz gratulieren. (Foto: Endberg)

Kuratorium ehrt jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement.

Walter Ruege ist der erste Träger der Georg-Melches-Verdienstmedaille. Seit über 40 Jahren ist seine Stimme den Rot-Weiss-Fans an der Hafenstraße vertraut. Als Stadionsprecher ist Walter Ruege eine echte Institution, der auf den RWE-Jahreshauptversammlungen auch noch die Protokolle schreibt. Ein außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement, für das Walter Ruege zurecht mit der neuen besonderen Auszeichnung des Vereins gewürdigt wird.

„Ich bin RWE-Fan seit meinem zwöften Lebensjahr“ erzählt Walter Ruege, der schon als kleiner Jungen natürlich in der Westkurve stand. Am 1. Oktober 1974 unterschrieb er seinen Mitgliedsantrag. „Doch nur Mitglied sein, das war mir zu wenig. Ich wollte mit anpacken und auch etwas für meinen Verein tun. 1979 habe ich mich entschieden, einfach mal zur RWE-Geschäftsstelle zu gehen und zu fragen, ob es im Verein irgendeinen freien Posten gibt. Ich wollte für Rot-Weiss Essen arbeiten.“

Die Stimme von der Hafenstraße
Durch Zufall kam Walter Ruege damals ans Mikrofon – und blieb es bis heute. Geschäftsstellenleiter Paul Nikelski hatte ihn am 29. Juli 1979 für das Spiel gegen Fortuna Köln eigentlich nur für die Technik in der Sprecherkabine vorgesehen, bei dem auch der neue Stadionsprecher seine Premiere feiern sollte. Doch der ließ sich nicht blicken und so griff Walter Ruege kurzerhand selbst zum Mikrofon. „Ich habe damals für die Stadt Essen Gästeführungen organisiert und auch schon mal ein Mikrofon in der Hand gehabt.“ Das Lampenfieber und die Nervosität hielten sich also in Grenzen. „Ich kannte ja den Ablauf, da ich bei jedem Heimspiel im Georg-Melches-Stadion vor Ort war. So begrüßte ich die Zuschauer und las ein paar Werbetexte vor“, erinnert er sich an sein erstes Mal. Viel mehr anzusagen gab es auch nicht, denn die Partie endete torlos 0:0.

Am zweiten Heimspieltag war der heutige Fachbereichsleiter für Ratsangelegenheiten und Repräsentation der Stadt Essen dann beim 5:0-Sieg gegen Wattenscheid 09 umso öfter im Einsatz. Gleich in der zweiten Spielminute konnte er als „sein erstes Tor“ das 1:0 von Frank Mill verkünden. Kaum ein Heimspiel hat er seitdem verpasst. Selbst Urlaubsreisen und Familienfeste müssen sich im Hause Ruege in bester Tradition von Opa Luscheskowski weitgehend nach dem Spielplan richten.

Ein rot-weisser Traumjob
Ruhig und unaufgeregt wie es seinem Naturell entspricht versieht Walter Ruege seinen ehrenamtlichen Dienst bei Rot-Weiss Essen. Auch schwierige Namen, bei denen sich Ungeübte schnell die Zunge brechen, gehen ihm leicht über die Lippen. „Ich muss die Namen einmal aussprechen. Dann mache ich mir manchmal einen Punkt, wo ich die Betonung setze. Zudem muss man natürlich wortgewandt sein und mit der Sprache gut umgehen können. Das war‘s an Vorbereitung. Der Rest ist dann eigentlich Routine.“ Und unheimlich viel Spaß an dieser Aufgabe, die für ihn eine Art Traumjob ist.

Heimspiele seiner Rot-Weissen verfolgt Walter Ruege heute aus der Sprecherkabine unterm Stadiondach in Höhe des Sechzehnmeterraumes vor der Gästetribüne, wo auch Polizei und Rettungskräfte ihren Platz haben. Um das ganze Spielfeld zu sehen, muss Ruege stehen. Denn sein Sichtfeld ist eingeschränkt. Das war im Georg-Melches-Stadion anders. „Da war ich näher dran“, erzählt Walter Ruege und meint nicht nur den Platz. Wenn er sich nicht ganz sicher war, wer ins Tor getroffen hatte, fragte er die Fans, die direkt unter seinem Fenster saßen. Doch auch heute klappt die Kommunikation noch. So dauerte es bei der Abschiedspartie von Kevin Grund und Marcel Platzek im Spiel gegen den 1. FC Bocolt nur wenige Augenblicke, bis mit David Sauerland doch noch der richtige Torschütze zum 1:0 durchgegeben war.

Walter Ruege hat Spieler und Trainer kommen und gehen sehen. Er hat viele unvergessene Siege und bittere Niederlagen miterlebt. Und er hofft immer noch, irgendwann für RWE in der 1. Bundesliga tätig zu sein. „Am besten im Derby Rot-Weiss gegen Schalke. Das ist mein großer Traum als Stadionsprecher und Rot-Weiss Essen Fan.“ Denn ans Aufhören denkt Walter Ruege noch lange nicht und wird hoffentlich noch viele Jahre rufen: „Tor für RWE!“

Walter Ruege eröffnet den Reigen der für ihre hervorragenden Dienste und ihr Kümmern um den Verein auszuzeichnenden Personen. Die Georg-Melches-Verdienstmedaille solch zukünftig immer zu Beginn einer neuen Spielzeit verliehen werden. Alle Rot-Weisse können Vorschläge für das nächste Jahr an verdienstmedaille@rot-weiss-essen.de senden.

Ein Beitrag unseres ehrenamtlichen Vereinshistorikers Georg Schrepper.