28. August 2021

Dieter Bast – Gratulation zum 70. Geburtstag!

Vorzeige-Profi und Familienmensch ist seit über 50 Jahren RWE-Mitglied.

Dieter Bast – Gratulation zum 70. Geburtstag! – Rot-Weiss Essen
Dieter Bast spielte mit RWE zwischen 1970 und 1977 insgesamt fünf Spielzeiten in der Bundesliga. (Fotos: Archiv)

Dieter Bast ist einer der wenigen ehemaligen Profis, der sich sowohl als Spieler und Funktionär für Rot-Weiss Essen engagierte und bis heute noch Ansprechpartner für unsere Traditionsmannschaft ist. Am Samstag, den 28. August, feiert der einstige Vorzeigeprofi seinen 70. Geburtstag.

Dabei hat der Jubilar seit Kindheitstagen in Oberhausen seinen Wohnort. In der rot-weissen Nachbarstadt lernte er vor seiner Profikarriere den Beruf des Werkzeugmachers. Neben seiner Ausbildung spielte er als Stürmer in der Jugend von DJK Arminia Klosterhardt und in der A-Jugend der SpVgg. Sterkrade 06/07, wo er Verantwortlichen von Rot-Weiss Essen und Borussia Mönchengladbach auffiel.

Dem langjährigen RWE-Geschäftsführer Paul Nikelski gelang es, das 18-jährige Jungtalent 1970 an die Hafenstraße zu holen. Gemäß der damaligen Statuten freuten sich die DJK Arminia Klosterhardt über 10.400,- DM und die SpVgg. Sterkrade 06/07 über 5740,-DM Ablösesumme. „Begonnen habe ich bei den Amateuren von RWE. In der Ersten kam ich zunächst nur vereinzelt zum Einsatz“, blickt Dieter Bast bescheiden auf seine Anfänge im RWE-Trikot zurück. Dabei kam der Offensivallrounder bereits in seiner ersten Saison auch in der Fußballbundesliga auf 22 Einsätze und erzielte dabei drei Tore. Dieter Bast feierte sein Bundesligadebüt für Rot-Weiss Essen an seinem 19. Geburtstag, als er in der 75. Minute beim 4:0-Sieg gegen den 1. FC Kaiserslautern eingewechselt wurde. Im Rückspiel auf dem Betzenberg erzielte der Nachwuchsstürmer am 6. Februar 1971 dann auch sein erstes Bundesligator.

In der Saison 1971/72 wurde Dieter Bast Stammspieler bei RWE. Als „wendig, schnell, dynamisch und immer unterwegs“, charakterisiert Karsten Kiepert in seinem Buch über die 70er Jahre von Rot-Weiss Essen „die herausragenden Attribute des gerade mal 1,72m großen Offensivallrounders“, der später „mehr und mehr im Mittelfeld eingesetzt, ständig für die Mannschaft rackerte“ und schließlich als Libero in Essen, Bochum und Leverkusen zu den Stützen der Abwehr zählte. Der langjährige WAZ-Sportchef Hans-Josef Justen schrieb 2003 in der Essener Sportschau: „Einer war der Kopf der Mannschaft und später auch ihr Kapitän: Dieter Bast, ein Spielertypus, wie man ihn heute in der Bundesliga nur noch selten erlebt. Ein Antreiber und Kämpfer, dazu aber auch Techniker und Zauberfüßler, mit dem Zuckerpass gesegnet.“

Warum Bast nicht zu den Bayern ging

Dieter Bast bestritt für Rot-Weiss Essen bis zum Bundesligaabstieg 1977 insgesamt 149 Bundesliga- sowie 64 Regionalliga-Spiele und erzielte dabei 58 Tore. Danach ging er trotz eines Angebotes von Bayern München und den Interessen von Eintracht Frankfurt und dem Hamburger Sportverein für damals sagenhafte 800.000 DM + 11% MwSt. zum VfL Bochum. Das war zu dieser Zeit nach Paul Breitner, der von Real Madrid zu Eintracht Braunschweig wechselte, der zweitteuerste Transfer der Bundesliga.

Dieter Bast – Gratulation zum 70. Geburtstag! – Rot-Weiss Essen
Dieter Bast führt als Mannschaftskapitän sein Team gegen den FC Bayern München aufs Spielfeld.

Auf die vielen Fragen, warum er denn das Angebot von Bayern München ausgeschlagen habe, sagte Dieter Bast: „Ich habe immer gesagt, dass ich die Türme sehen muss – die Schlote im Ruhrgebiet. Es waren aber auch familiäre Gründe und weil ich mich in hiesigen Breiten immer wohl gefühlt habe“, erklärte Dieter Bast seine Entscheidung im Ruhrgebiet zu bleiben. Bei der rot-weissen Fanzine jawattdenn.de hat er seine Entscheidung vor gut 15 Jahren in einem Interview ergänzt: „Damals war unser Sohn gerade zwei Jahre alt. Es war vielleicht vom sportlichen Aspekt her ein Fehler, familiär betrachtet jedoch keinesfalls.“ Diese familiäre und zugleich Ruhrgebietsverbundenheit kommt auch in einem BILD-Zeitungsinterview von 1977 zum Ausdruck. BILD: „Bast-Kenner sagen, dass Sie ohne Rot-Weiss nicht sein können. Auf dem Weg von Ihrem Wohnort nach Bochum sehen Sie wenigstens die Tribünen-Rückseite des Stadions an der Hafenstraße.“ Dieter Bast: „Ich habe die Rot-Weiss-Dauerkarte für die nächste Saison schon in der Tasche.“

Teil der rot-weissen Jahrhundertelf

Nach sechs Jahren mit 192 Bundesligaeinsätzen und 24 Toren im VfL-Trikot wechselte der eingefleischte Ruhrgebietsfußballer 1983 zusammen mit Wolfgang Patzke und Ulrich Bittorf für eine Gesamt-Ablösesumme von 1,5 Millionen DM zu Bayer 04 Leverkusen. Auch Bochum hatte damals immer wieder mit finanziellen Problemen zu kämpfen, ganz anders als der Leverkusener Werksklub.

Während Dieter Bast in seinen ersten beiden Spielzeiten unter Trainer Dettmar Cramer einen festen Platz als Libero in der Werkself hatte, setzte ihn Erich Ribbeck in der Saison 1985/86 nur noch sporadisch ein. Daher bat er die Leverkusener Verantwortlichen seinen Vertrag aufzulösen, um die lange Fußballkarriere bei seinem Lieblingsverein Rot-Weiss Essen zu beenden. Hier schnürte das RWE-Urgestein von 1986 bis 1989 noch 102 Mal in der 2. Bundesliga die Fußballschuhe und schoss dabei zwei Tore.

Dieter Bast spielte in 19 Jahren insgesamt 581 Pflichtspiele in der Bundesliga, 2. Bundesliga, im DFB-Pokal, den Aufstiegsrunden zur Bundesliga sowie in der Regionalliga West. Hinzu kommen zwei Einsätze im Nationaltrikot für die U23, vier Spiele in der B-Nationalmannschaft und 14 Einsätze für die Olympia-Auswahlmannschaft, deren Kapitän er bei den Olympischen Sommerspielen 1984 in Los Angeles war. So wundert es nicht, dass ihn die RWE-Fans 2007 zum 100-jährigen Vereinsjubiläum in die Jahrhundertelf wählten.

Weiter aktiv – bis heute

Nach dem Karriereende stieg Dieter Bast beruflich zunächst in die Autobranche ein und arbeitete später als Angestellter im Einkauf der H&R Elektromontagen GmbH in Essen. Heute ist er noch zweimal pro Woche für seinen Freund Joachim Wintjes und der WJM Witra GmbH & Co. KG aktiv, die seit 1994 Partner von RWE ist.

Seinem Verein Rot-Weiss Essen blieb er nach der aktiven Laufbahn zwischen 1991 und 1995 als Sportlicher Leiter und Mitglied des Vorstands weiterhin verbunden. Sein Einstieg in die Funktionärsarbeit geschah in dem Jahr, als RWE wegen Sünden der Vergangenheit zum ersten Mal die Lizenz entzogen wurde und damit der erste Abstieg in die Drittklassigkeit feststand. Mit seinem Kumpel Jürgen Röber als neuem Trainer – beide spielten zusammen in Leverkusen und Essen – nahm er sich vor: „Wir packen an. Wir lassen uns und den Verein nicht hängen!“

Dieter Bast – Gratulation zum 70. Geburtstag! – Rot-Weiss Essen
Dieter Bast ist auch heute noch regelmäßig an der Hafenstraße.

Ein Jahr später wurde Rot-Weiss Essen „Deutscher Amateurmeister“, stieg 1992 wieder die in die 2. Bundesliga auf und stand 1994 im DFB-Pokalfinale.

Dieter Bast betreut heute unter anderem das Traditionsteam von Rot-Weiss Essen, das er selbst 1996 mit ins Leben gerufen hat.

Ein Beitrag unseres ehrenamtlichen Vereinshistorikers Georg Schrepper.