20. Oktober 2021

„Fußball und Studium sind vereinbar“

Yannick Langesberg spricht über seinen Studienabschluss und die Saison an der Hafenstraße.

Yannick Langesberg sitzt auf der Tribüne in Block E4 und schaut in die Kamera.
Hafenstraße eingeweiht: Yannick Langesberg stand 2012 beim ersten Spiel im Stadion Essen auf dem Rasen. (Foto: Endberg)

Malocher durch und durch! Yannick Langesberg wechselte zum Sommer vom Drittligisten SC Verl an die Hafenstraße. Parallel zu seinem Profifußballer-Dasein, deutschlandweiten Auswärtsfahrten im Corona-Jahr und dem harten Trainingsalltag, erarbeitete der 27-jährige Abwehrhüne seinen Master-Studienabschluss in Wirtschaftswissenschaften. RWE hat Langesberg, der zuvor auch für RW Ahlen und den SV Lippstadt am Ball war, zum Interview getroffen.

Yannick Langesberg, danke für deine Zeit! Fußballspieler sein und gleichzeitig studieren – das hört sich aufwendig an. Erklär doch mal: Wie genau können wir uns das vorstellen?
Den Bachelor habe ich in Paderborn, den Master in Bielefeld gemacht. Ich war an einer staatlichen Universität und hatte während meines Studiums auch Präsenzveranstaltungen. Während der Corona-Pandemie konnte ich zwar viel von zuhause arbeiten, Gruppenarbeiten haben aber etwas Koordination benötigt, schließlich musste ich mich an Mit-Studenten anpassen und meine Verfügbarkeiten waren oft anders. Für mein Fußballer-Dasein hatte aber jeder Verständnis und so sind immer gute Resultate bei den Projekten herumgekommen.

Rein von der Zeit ausgehend gab es aber doch bestimmt Momente, in denen du dir gewünscht hättest, nicht zu studieren …
Die langen Drittliga-Auswärtsfahrten während meiner Master-Abschlussarbeit waren Strapazen, die ich mir gern erspart hätte. Oder nach dem Training: Du kommst nach Hause, möchtest etwas essen oder dich hinlegen, sitzt aber stattdessen am Schreibtisch. Das waren Momente, in denen es nicht einfach war, man wusste aber immer, wofür man diesen Aufwand erbringt.

War das Studium in manchen Momenten vielleicht auch eine Ablenkung, etwa nach Niederlagen?
Es gibt immer wieder Momente, in denen es fußballerisch nicht unbedingt gut läuft. Dann ist es praktisch etwas anderes zu haben, wo man seine Gedanken reininvestieren kann.

Obwohl du noch viele Jahre in deiner Karriere vor Dir hast: Hast Du mit dem Abschluss vielleicht schon ein wenig an die Zeit nach dem Fußballspieler-Dasein gedacht?
Definitiv! Wo mich mein Weg noch hinführt, wird die Zeit zeigen. Fußball und das Studium in Wirtschaftswissenschaften sind vereinbar und auch die andere Seite, Verwaltung und Arbeit auf der Geschäftsstelle, hat ihren Reiz. Sportdirektor Jörn Nowak ist das beste Beispiel für jemanden, der aus der Mannschaft in eine Position hinter den Kulissen gerückt ist. Bis zu meinem Karriereende vergeht aber auch noch viel Zeit … Für mich ist es ebenso vorstellbar, in einer ganz anderen Branche zu arbeiten.

"Fußball und Studium sind vereinbar" – Rot-Weiss Essen
Nicht nur Übersicht auf dem Platz: Yannick Langesberg hat sein Studium bereits abgeschlossen. (Foto: Endberg)

In der U19 hast du für Borussia Dortmund gespielt. Ist dort nicht der Gedanke präsent, den Bildungsweg zu beenden und stattdessen nur für die eigene Fußballkarriere zu arbeiten?
Bis zur U19 habe ich immer in der Landes- und Westfalenliga gespielt, während meiner Abiturzeit habe ich dann beim BVB in der Nachwuchs-Bundesliga spielen können, wo ich mich zum Stammspieler entwickelt habe. Ich hatte in der Schule nie Probleme, sodass das vereinbar war.

Was viele gar nicht wissen, in dieser Zeit hast Du das neue „Stadion Essen“ an der Hafenstraße auch in gewisser Weise eingeweiht …
Ich war mit dem BVB-Nachwuchs 2012 beim Eröffnungsspiel des Stadions dabei. Wir hatten um 11 Uhr gegen die rot-weisse U19 Anstoß und waren im Prinzip ein Punkt im Vorprogramm vor dem Spiel der Seniorenmannschaft (Anm. d. Red.: 3:2-Sieg der RWE-A-Junioren) gegen die Frauen der SGS Essen.

Du hast in deinem Studium viel gelernt. Nützen dir manche Dinge vielleicht auch auf dem Fußballplatz?
In Personalmanagement habe ich Strukturen in Gruppen zu verstehen gelernt, die in manchen Mannschaften genauso funktionieren. Natürlich hilft es auch, Präsentationen zu halten und bei Gruppenarbeiten in Interaktion mit den Gruppenmitgliedern zu treten. Das hat meinen Charakter geformt. Umgekehrt hat mir der Fußball auch insofern im Studium geholfen, dass ich anfangs keine großen Hemmungen hatte, in neuen Gruppen produktiv zu arbeiten – ich bin da immer offen herangegangen. Wenn du in eine neue Mannschaft kommst, ist es immer förderlicher, sich für seine Mitspieler zu interessieren.

Stichwort Offenheit. Im Team bei Rot-Weiss habt ihr viele junge Spieler und du bist grundsätzlich auch ein kommunikativer Typ auf dem Platz. Ist es dir wichtig, den heranwachsenden Fußballern aus eurer Truppe vielleicht Tipps zu geben?
Auf jeden Fall. Die neue Generation agiert nicht immer so, wie es Routiniers wie Dennis Grote oder Zlatko Janjic tun würden. Trotzdem sind manche Regeln natürlich nicht verkehrt, die einen selbstständiger machen. Wenn man sich mit jüngeren Spielern unterhält, ist übrigens auch die Ausbildung ein Thema. Neulich hat mich jemand gefragt, ob ich auch studieren möchte. Ich habe dann gesagt: ‚Ich habe meinen Master.‘ Da sind die Augen erstmal groß geworden (lacht).

Überhaupt sind ja einige neue Gesichter, darunter auch deins, im Sommer zur Mannschaft gestoßen. Der Trainingsauftakt ist über drei Monate her. Wie sind deine Eindrücke nach der ersten gemeinsamen Zeit?
Uns ist es gelungen als Mannschaft zusammenfinden. Ich fühle mich sehr wohl und komme mit meinen Teammitgliedern sehr gut klar. Das ist die Grundlage, um im weiteren Saisonverlauf erfolgreich miteinander zu arbeiten.

"Fußball und Studium sind vereinbar" – Rot-Weiss Essen
Gut eingefunden(v.l.n.r.): Der Abwehrmann nach dem Münster-Sieg mit Cedric Harenbrock, José Enrique Ríos Alonso, Jakob Golz und Sascha Voelcke. (Foto: Endberg)

Abschließend gefragt: Vor euch liegt noch ein recht voller Oktober, in dem noch mit den Partien gegen Köln, Düsseldorf und Aachen drei Liga-Spiele anstehen. Wie möchtet ihr diesen Monat abschließen?
Wir haben jetzt gegen einige Mannschaften Punkte gesammelt, die den Anspruch haben, am Ende in der Tabelle oben zu stehen. Im weiteren Verlauf des Oktobers gilt es, diesen Eindruck zu bestätigen und die Tabellenführung weiter zu festigen.

Über Yannick langesberg

Geburtsdatum: 31. März 1994
Nationalität: deutsch
Im Verein seit: 2021
Größe: 1,92 Meter
Bisherige Vereine: RW Ahlen, SV Lippstadt, SC Verl