12. November 2021

Ex-Essener kehrt an die Hafenstraße zurück

Timo Brauer als einer von nur sieben Spielern der letzten Saison für die Sportfreunde Lotte am Ball.

Sportfreunde Lotte-Kapitän Timo Brauer im Zweikampf mit RWE-Mittelfeldmann Cedric Harenbrock.



Auswärts ein Heimspiel: Lotte-Kapitän Timo Brauer spielte nicht nur jahrelang für RWE, sondern geht auch regelmäßig als Essener-Chancen-Botschafter im Winter auf Herzenswünsche-Tour. (Fotos: Endberg)

So richtig kommen die Sportfreunde Lotte in dieser Saison in der Regionalliga West noch nicht in Schwung. Immer wieder kommt der Motor der Tecklenburger, die im Rahmen des 16. Spieltages bei Rot-Weiss Essen an der Hafenstraße zu Gast sind (Tageskassen öffnen), ins Stocken. Vor allem die Auswärtsbilanz der Blau-Weißen lässt so einige Fans erschaudern. Die ersten sieben Versuche aus der Fremde etwas Zählbares mitzunehmen, sind allesamt gescheitert. Die ernüchternde Bilanz vor dem Gastspiel an der Hafenstraße: Sieben Auswärtsspiele, sieben Niederlagen, 2:18 Tore. Unter der Woche hagelte es dann noch eine 0:2-Niederlage im Nachholspiel gegen Wiedenbrück, bei dem zu allem Überfluss Verteidiger Luis Allmeroth noch den roten Karton sah.

Allerdings hatte Lotte auch stark mit dem Coronavirus zu kämpfen. Zunächst musste sich schon während der Vorbereitung ein Großteil der Mannschaften wegen mehrerer Infektionen in Quarantäne begeben. Im September erwischte es die Sportfreunde Lotte dann sogar noch einmal. Gleich drei Ligaspiele mussten deshalb verschoben werden. Im ersten Pflichtspiel nach der erneuten unfreiwilligen Pause gab es für die Sportfreunde Lotte im Westfalenpokal eine bittere 0:2-Auswärtsniederlage beim Ligakonkurrenten Rot Weiss Ahlen, so dass der Traum von der erneuten Qualifikation für den DFB-Pokal schon frühzeitig geplatzt war.

Durch den missglückten Saisonstart müssen die Sportfreunden Lotte in dieser Saison gegen den ersten Abstieg in die fünfthöchste Spielklasse seit dem Aufstieg in die damals noch viertklassige Oberliga Westfalen in der Saison 2003/2004 kämpfen. Seitdem etablierte sich Lotte nicht nur in der 4. Liga, sondern wurde auch zweimal Meister der Regionalliga West und schaffte im zweiten Anlauf den Sprung in den Profibereich. Zwischen 2016 und 2019 kickten die Blau-Weißen in der eingleisigen 3. Liga, zogen 2017 außerdem im DFB-Pokal sensationell in das Viertelfinale ein und waren bundesweit in den Schlagzeilen. Erst Borussia Dortmund konnte das Team unter der damaligen Übungsleitung Ismail Atalan mit einem 0:3 stoppen.

Ex-Essener kehrt an die Hafenstraße zurück – Rot-Weiss Essen
Schon in der Vor-Saison mussten sich die Sportfreunde zweimal gegen Rot-Weiss geschlagen geben, hier beim Essener Gastspiel am Lotter Kreuz im Dezember.

Nach der Saison 2018/2019, als die Westfalen mit 40 Punkten den Abstieg aus der 3. Liga nicht vermeiden konnten, gelang es dem Klub an der Grenze zu Niedersachsen in der West-Staffel nicht mehr wirklich, an vorherige Erfolge anknüpfen. Nach dem zehnten Platz in der ersten Saison folgte in der vergangenen Spielzeit unter Corona-Bedingungen der 15. Rang. Weil sich aber die westdeutschen Fußballverbände dazu entschieden hatten, die Spielzeiten unterhalb der Regionalliga zu annullieren und daher den Aufstieg auszusetzen, war der Klassenverbleib der Sportfreunde recht früh in trockenen Tüchern.

Diesmal könnte es enger werden. Um für eine weitere Saison in der Regionalliga West planen zu können, müssen die Lotter mindestens einen Gang zulegen. Mit dem 4:1-Heimerfolg am 15. Spieltag gegen den direkten Konkurrenten Rot Weiss Ahlen schöpfte die Mannschaft aus dem nördlichen Nordrhein-Westfalen neue Hoffnung. Es war der vierte Dreier im eigenen Stadion. Nur dort konnten die Sportfreunde Lotte bislang punkten.

Eine weitere Begründung, warum es für die Sportfreunde Lotte derzeit noch nicht rund läuft, findet sich womöglich auch im größeren Umbruch während des Sommers. Insgesamt 15 Spieler hatten den Verein verlassen, nur sieben Akteure blieben dem Verein erhalten, darunter Kapitän Timo Brauer. Mit dem langjährigen RWE-Spieler, der auch schon an der Hafenstraße die Spielführerbinde getragen hatte, gibt es ein Wiedersehen.

Ex-Essener kehrt an die Hafenstraße zurück – Rot-Weiss Essen
Zeit läuft für Coach Andy Steinmann und Team davon: Knapp die Hälfte des Fußballjahres ist gespielt, die Sportfreunde befinden sich auf einem Abstiegsrang.

Aufgefangen wurden die zahlreichen Abgänge mit 18 Zugängen. Noch recht frisch (zurück) in Lotte ist beispielsweise David Buchholz. Der 37-jährige Schlussmann, der seit dem Sommer nach dem Abstieg mit dem VfL Osnabrück aus der 2. Bundesliga vereinslos war, unterschrieb bei Grenzklub Sportfreunde Lotte einen Ein-Jahres-Vertrag bis Sommer 2022. In Lotte ist der Routinier, der die Erfahrung von 16 Drittliga-Partien mitbringt, kein Unbekannter. Bereits zwischen 2012 und 2014 und erneut von 2016 bis 2018 stand er bei den Sportfreunden zwischen den Pfosten. Jetzt folgt also sein drittes Engagement.

Notwendig wurde dieser Transfer, weil die beiden Torhüter Michael Luyambula und Jhonny Peitzmeier zwischenzeitlich verletzungsbedingt nicht zur Verfügung standen. Allerdings zog sich zuletzt auch Buchholz nach drei Einsätzen für die Sportfreunde eine Verletzung am Oberarm zu und musste ebenfalls pausieren. Zuletzt stand deshalb wieder Peitzmeier zwischen den Pfosten. Auf der Bank saß Benjamin Paesler aus der „Zweiten“.