8. Juli 2022
3. Liga-Gegnercheck: Premiere in neuer Spielklasse
Rot-Weiss Essen stellt im „3. Liga-Gegnercheck“ auf der Homepage in den kommenden Wochen bis zum Saisonstart alle aktuellen Drittligisten vor. Heute wird der Aufsteiger SpVgg Bayreuth vorgestellt.
Für den in der 74.000 Einwohner-Stadt beheimateten Fußballverein SpVgg Bayreuth steht in der kommenden Saison ebenfalls eine Premiere an. Genau wie Rot-Weiss Essen war der Klub bisher noch nicht Teilnehmer an der eingleisigen 3. Liga. Das erste Aufeinandertreffen zwischen den beiden neuen Protagonisten steigt Ende August am 6. Spieltag in Oberfranken.
Bayreuther „Festspiele“ in der 3. Liga?
Bei zahlreichen Theater- und Opern-Liebhabern stehen nicht die Opernhäuser von Sydney und New York ganz oben auf der Wunschliste. Sie wollen vielmehr einmal in Bayreuth dabei sein, wenn die weltberühmten Bayreuther Festspiele (auch Richard-Wagner-Festspiele) über die Bühne gehen. In diesem Jahr beginnen die Festspiele am 25. Juli und enden am 1. September. Das Duell mit Rot-Weiss Essen fällt also genau in den Zeitraum der „Festspiel-Wochen“.
Eine ganze Reihe von „Festspielen“ erlebte die SpVgg in der abgelaufenen Saison in der Regionalliga Bayern. Aus 38 Begegnungen holte die Mannschaft unter dem damaligen Cheftrainer und Ex-Profi Timo Rost nicht weniger als 93 von 114 möglichen Punkten. Der Vorsprung auf den Tabellenzweiten, immerhin die zweite Mannschaft des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München unter der Regie von Martin Demichelis (Vize-Weltmeister 2014 mit Argentinien), betrug sieben Zähler. Timo Rost ging trotz des Erfolges nicht mit der SpVgg in die 3. Liga. Er wechselte zum Zweitliga-Absteiger FC Erzgebirge Aue. Neuer Trainer in Bayreuth ist Thomas Kleine, zuvor Co-Trainer bei Fortuna Düsseldorf.
Einer, der das „Aufstiegs-Märchen“ der SpVgg Bayreuth gewissermaßen in der ersten Reihe miterlebte, ist der Ex-Essener Felix Weber. Der 27-jährige Innenverteidiger war erst im letzten Sommer von RWE nach Bayreuth gewechselt. Mit vier Treffern bei 28 Einsätzen leistete der in Oberbayern geborene Abwehrspieler seinen Anteil am Erfolg.
Noch nicht geboren war Felix Weber bei einem der bisher größten Erfolge in der Vereinsgeschichte der SpVgg Bayreuth. Im Jahr 1979 schlossen die Oberfranken die damals noch zweigeteilte 2. Bundesliga (Staffel Süd) als Vizemeister ab. In den Aufstiegsspielen zur Bundesliga scheiterten die Süddeutschen aber an Bayer 05 Uerdingen (1:1 und 1:2). Nach einigen Höhen und Tiefen verabschiedete sich Bayreuth 1990 aus der 2. Liga und damit für lange Zeit aus dem deutschen Profifußball. In der dritthöchsten deutschen Spielklasse (damals noch Regionalliga Süd) war der Klub zuletzt in der Saison 2005/2006 am Ball.
Der jetzt wieder aufstrebende Traditionsklub setzt alles daran, auch die Strukturen an den Profibereich anzupassen. Dafür holte die SpVgg Verstärkung aus dem Westen. Nachfolger des bisherigen Sport-Geschäftsführers Marcel Rozgonyi ist seit dem 1. Juli Michael Born. Er verantwortet die Bereiche Sport und Finanzen. Zukünftig zeichnet Jörg Schmalfuß in der Geschäftsführung für die Bereiche Marketing, Vertrieb und Organisation verantwortlich. Wolfgang Gruber bleibt dem Verein erhalten und wird Sprecher der Geschäftsführung.
Der im nordrhein-westfälischen Bad Berleburg geborene Michael Born war im Rahmen seines Sportstudiums 1996 zum Fußball gekommen. Nach einem Praktikum beim 1. FC Kaiserslautern landete er beim damaligen TuS Paderborn-Neuhaus. Dort leitete er anfangs ehrenamtlich die Nachwuchsabteilung, später die Geschäftsstelle. Nach der Umbenennung zum SC Paderborn 07 wurde er Geschäftsführer, später auch Sportlicher Leiter bei den Ostwestfalen. „Für mich ist es ein bisschen auch back to the roots“, sagt Born über sein Engagement bei der „Altstadt“ (so nennt sich Bayreuth selbst). „In Paderborn habe ich in meiner Anfangszeit eigentlich ganz ähnliche Voraussetzungen vorgefunden.“
Nach seinem ersten Engagement in Paderborn hatte Born 2009 beim FC Carl Zeiss Jena angeheuert, in seiner nur dreivierteljährlichen Amtszeit rettete er die Thüringer vor dem finanziellen Kollaps. Ein Jahr später folgte seine zweite Amtszeit in Paderborn, wo er als Geschäftsführer Sport und Sportlicher Leiter fungierte und drei Jahre später seine bisherige Krönung als Sportfunktionär erlebte: Mit dem kleinen Verein feierte er 2014 den Aufstieg ins Oberhaus. Der direkte Wiederabstieg und eine sportliche Krise forderten dort aber Tribut, nach fünf Jahren endete seine Tätigkeit dort.
Nur kurze Zeit später heuerte der 54-Jährige 2016 bei der SG Dynamo Dresden an. Als kaufmännischer Geschäftsführer führte er den Traditionsverein in finanziell ruhigeres Fahrwasser – und war gemeinsam mit Ralf Minge für den Bau eines zukunftsträchtigen Trainingszentrums verantwortlich. Nach vier Jahren trennten sich die Gelb-Schwarzen aufgrund einer strategischen Neuausrichtung von Michael Born, der jetzt in Bayreuth auch im traditionsreichen Hans-Walter-Wild-Stadion so manches „Festspiel“ erleben möchte.