22. Juli 2022

„Angezündetes Feuer soll weiter brennen!“

Neuer RWE-Cheftrainer Christoph Dabrowski vor Saisonstart gegen SV 07 Elversberg.

Chef-Trainer Christoph Dabrowski in Aktion
RWE-Chefcoach Christoph Dabrowski: „Es ist unser Ziel, eine Heimmacht zu werden.“ (Foto: Endberg)

Rot-Weiss Essens neuer Cheftrainer Christoph Dabrowski (44) schaut in seiner Profi-Karriere auf mehr als 750 Pflichtspiele als Spieler und als Trainer zurück. Zuletzt war der Fußball-Lehrer von Dezember 2021 bis Mai 2022 für das Zweitliga-Team von Hannover 96 verantwortlich. Am Maschsee arbeitete er zuvor seit 2013 als Trainer der U17, U19 und der U23 sowie als Assistent der ersten Mannschaft. Während seiner aktiven Zeit spielte der 1,95 Meter große Dabrowski für den SV Werder Bremen, Arminia Bielefeld, Hannover und den VfL Bochum, wo er am längsten Station machte. An der Castroper Straße kam er zwischen 2006 und 2013 unter anderem als Mannschaftskapitän 224 Mal zum Einsatz. An diesem Samstag erlebt der erfahrene Ex-Profi jedoch etwas Neues. Erstmals nimmt „Dabro“, der mit seiner Familie seit vielen Jahren in Dortmund lebt, bei einem Spiel der 3. Liga auf der Trainerbank Platz und hofft im Aufsteigerduell mit der SV 07 Elversberg auf einen gelungenen Einstand – für RWE in der 3. Liga und für sich selbst als Cheftrainer an der Hafenstraße. Vor dem mit Spannung erwarteten Saisonstart stand Christoph Dabrowski ausführlich Rede und Antwort.

Hallo Dabro, auch von uns ein herzliches Willkommen an der Hafenstraße! Wie gut ist das Team auf die 3. Liga vorbereitet?
Christoph Dabrowski: Ich denke, dass wir gut vorbereitet sind. Wir haben während der Vorbereitung verschiedene Reize gesetzt, das Team hat das sehr gut umgesetzt. Jetzt gilt es, diese Form auch in der Liga auf den Platz zu bringen und von Beginn an eine stabile Rolle zu spielen. Die Euphorie, die rund um den Verein herrscht, habe ich vom ersten Tag an gespürt. Diese Stimmung wollen wir als Faustpfand mitnehmen und schnell in der Liga ankommen. Ich kann auf ein homogenes Team zurückgreifen, das über die Jahre gewachsen ist. Da haben die RWE-Verantwortlichen sehr gute Arbeit geleistet.

Der Großteil des Kaders blieb zusammen, die Anzahl der Neuzugänge ist nicht allzu groß. Ist die Mannschaft gut genug aufgestellt, um in der 3. Liga bestehen zu können?
Christoph Dabrowski: Der schon zuvor gut besetzte Kader wurde auf einigen Positionen punktuell verstärkt. Ich bin mir sicher, dass wir gut aufgestellt und sportlich in der 3. Liga konkurrenzfähig sind. Die Jungs, die mit RWE aufgestiegen sind, haben es sich redlich verdient, sich jetzt auch eine Liga höher beweisen zu dürfen. Dennoch kann es natürlich Situationen geben, in denen man noch einmal reagieren muss. Da würde ich jetzt nichts ausschließen. Aktuell ist das aber nicht geplant.

Im letzten Testspiel vor dem Start sprang ein 3:1-Auswärtserfolg bei Alemannia Aachen heraus. Wie fällt Dein Fazit aus?
Christoph Dabrowski: Es war ein ordentlicher Auftritt, wir haben gegen einen Regionalligisten verdient gewonnen. Vor allem in der ersten Halbzeit waren wir dominant, vielleicht hat in der einen oder anderen Situation die nötige Spritzigkeit gefehlt. Unter dem Strich sehe ich uns gut gerüstet. Wir wissen aber auch, dass noch in vielen Bereichen Luft nach oben ist.

Wird die Startaufstellung, die in Aachen begonnen hat, auch im ersten Saisonspiel gegen die SV 07 Elversberg zunächst auf dem Platz stehen?
Christoph Dabrowski: Das war bis zum Abschlusstraining völlig offen. Der Konkurrenzkampf im Kader ist groß, auf einigen Positionen geht es zwischen den einzelnen Kandidaten nur um Nuancen. Jeder hat in jedem Training die Chance, sich anzubieten. Oft wird es auch von den verschiedenen Situationen oder von der Spielweise des Gegners anhängen, wer von Beginn an aufläuft. Ich hoffe, dass ich mit meinem Bauchgefühl richtig liege.

In Aachen traf Ron Berlinski doppelt, Simon Engelmann war als „Joker“ einmal erfolgreich. Wie schwer fällt es, sich für einen Stürmer zu entscheiden?
Christoph Dabrowski: Erst einmal bin ich sehr froh, dass mir zwei so hervorragende Angreifer zur Verfügung stehen. Simon hat über viele Jahre in der Regionalliga eine herausragende Rolle gespielt und ist ehrgeizig genug, um beweisen zu wollen, dass er auch in der 3. Liga viele Tore erzielen kann. Ron passt mit seiner Aggressivität, Leidenschaft und Hingabe sehr gut zur Hafenstraße. Er hat im Endspurt der letzten Saison beim SC Verl schon seine Torgefährlichkeit in der 3. Liga nachgewiesen. Beide sind für mich sehr gute Optionen. Da sie außerdem verschiedene Stürmertypen darstellen, ist es mit Sicherheit auch gut möglich, dass sie zusammen auf dem Platz stehen.

Nach vielen Jahren im Nachwuchsbereich und zuletzt als Cheftrainer bei Hannover 96 in der 2. Bundesliga bist Du jetzt erstmals in der 3. Liga tätig. Wie gut kennst Du die Spielklasse schon?
Christoph Dabrowski: Obwohl ich selbst in der 3. Liga noch nicht tätig war, habe ich die Entwicklung der Spielklasse sehr genau verfolgt. Da der TSV Havelse in der abgelaufenen Saison seine Heimspiele in Hannover ausgetragen hat, konnte ich die Liga auch vor der eigenen Haustür verfolgen. Es ist eine herausfordernde Spielklasse, in der es sehr eng zugeht und in der ein aggressiver, köperbetonter Fußball gespielt wird. Wir haben hart gearbeitet, um dafür gerüstet zu sein. Grundsätzlich ist die 3. Liga für uns hochattraktiv, vor allem die zahlreichen Duelle mit anderen Traditionsvereinen.

Worauf hast Du während der Vorbereitung die Schwerpunkte gesetzt?
Christoph Dabrowski: Mir ist ein aktives und intensives Spiel sehr wichtig – mit und gegen den Ball. Wir wollen aktiv und mutig sein. Das setzt eine hohe Bereitschaft aller Beteiligten voraus. Die Eindrücke, die ich bislang sammeln konnte, stimmen mich sehr positiv.

Die Mannschaft wird weiterhin von Daniel Heber als Kapitän angeführt. Dem Mannschaftsrat gehören außerdem Felix Bastians, Cedric Harenbrock, Felix Herzenbruch, Björn Rother und Niklas Tarnat an. Was hat den Ausschlag gegeben?
Christoph Dabrowski: Ich habe nach den ersten gemeinsamen Wochen und unserem Trainingslager die Mannschaft nun kennengelernt und ein gutes Gespür für sie bekommen. Der jetzt feststehende Mannschaftsrat hat sich dabei für uns herauskristallisiert, ein Meinungsbild aus dem gesamten Team hat den Eindruck dann bestätigt. Mit Daniel Heber hat die Truppe einen von allen geschätzten und respektierten Kapitän. Daher haben wir auch keinen Anlass gesehen, daran etwas zu ändern.

"Angezündetes Feuer soll weiter brennen!" – Rot-Weiss Essen
Daniel Heber feierte als Mannschaftskapitän den RWE-Drittliga-Aufstieg. Dem Team bleibt er als Kapitän erhalten. (Foto: Endberg)

Zum Auftakt kommt es im Stadion an der Hafenstraße gegen die SV 07 Elversberg zu einem Aufsteigerduell. Wie findest Du das?
Christoph Dabrowski: Es ist grundsätzlich eine tolle Sache, dass wir mit einem Heimspiel beginnen. Wir werden nahezu vor vollem Haus antreten, die Unterstützung unserer phantastischen Fans soll uns helfen und möglichst auch durch die gesamte Saison tragen. Es ist unser Ziel, eine Heimmacht zu werden. Da würden uns drei Punkte im ersten Spiel schon gut zu Gesicht stehen. Wir wissen aber auch, dass es in vielen Spiele in der 3. Liga sehr eng zugeht. Ich gehe davon aus, dass das auch gegen Elversberg der Fall sein wird.

Wie stark schätzt Du den Gegner ein?
Christoph Dabrowski: Wir treffen auf eine spielstarke Mannschaft, die einen gepflegten Ball spielt. Da sind sich beide Teams schon vergleichbar, zumal sich auch der Elversberger Kader nach dem Aufstieg nicht allzu sehr verändert hat. Es wird mit Sicherheit ein interessantes Duell.

Wie wichtig wäre es mit Blick auf den weiteren Saisonverlauf, mit einem Erfolgserlebnis zu starten?
Christoph Dabrowski: Zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison weiß niemand genau, wo er steht. Umso mehr wünscht sich jeder ein Erfolgserlebnis zum Start, zumal es bei der Weiterentwicklung des Teams hilft. Da bilden wir keine Ausnahme. Allerdings warten nach dem Auftaktspiel noch weitere 37 schwierige Partien auf uns, so dass sich die Aussagekraft doch in Grenzen hält. Ein Auftaktsieg ist keine Garantie für einen positiven Saisonverlauf.

Wie würdest Du die Zielsetzung für die erste Saison nach dem Aufstieg formulieren?
Christoph Dabrowski: Wie schon gesagt: In Essen freuen sich alle auf die 3. Liga. Das Feuer, das die Mannschaft mit dem Aufstieg angezündet hat, soll weiter brennen. Wir wollen uns in der Liga stabilisieren und etablieren.

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