8. August 2022

„Ständigen Lernprozess auf dem Platz beweisen!“

RWE-Cheftrainer Christoph Dabrowski vor Duell mit FC Viktoria Köln an der Hafenstraße. 

Rot-Weiss-Essen-Cheftrainer Christoph Dabrowski im Interview.
RWE-Cheftrainer Christoph Dabrowski will mit seiner Mannschaft im Heimspiel gegen Viktoria Köln nachlegen. (Foto: Endberg)

Die ersten beiden Ligaspiele als neuer Cheftrainer von Rot-Weiss Essen hielten für Christoph Dabrowski (44) ein Wechselbad der Gefühle bereit. Auf den gründlich missglückten Saisonstart gegen Mitaufsteiger SV 07 Elversberg (1:5) folgte eine eindrucksvolle Aufholjagd im Derby beim MSV Duisburg. Aus einem 0:2-Rückstand machten die Rot-Weissen vor 28.200 Fans in der ausverkauften Arena ein 2:2 – und hatten in der Nachspielzeit sogar noch die große Chance zum Siegtreffer. Den ersten Dreier der Vereinsgeschichte in der eingleisigen 3. Liga wollen die Rot-Weissen jetzt im heimischen Stadion an der Hafenstraße gegen den FC Viktoria Köln einfahren. Christoph Dabrowski stand davor auf der RWE-Homepage ausführlich Rede und Antwort. 

Hallo Dabro! War der Punktgewinn in Duisburg wie ein gefühlter Sieg? 
Christoph Dabrowski: Das kann man schon so sagen, denn für den Gegner hat es sich nach der zwischenzeitlichen 2:0-Führung auch wie eine Niederlage angefühlt. Kurz vor Schluss hatten wir beim Kopfball von Felix Bastians ja sogar noch die Chance, die Partie komplett zu drehen. Vielleicht – so ehrlich müssen wir sein – wäre das aber nach dem Spielverlauf auch ein wenig zu viel des Guten gewesen. Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass es eine sehr gute Reaktion des Teams auf unser missglücktes Auftaktspiel und den erneuten Rückstand war. 

„Ich weiß ganz genau, dass zu jedem Zeitpunkt immer alles möglich ist!“

Mal Hand aufs Herz: Hast Du nach dem 0:2 noch an die Wende geglaubt? 
Christoph Dabrowski: Ich habe im Fußball schon einiges erlebt und weiß ganz genau, dass zu jedem Zeitpunkt immer alles möglich ist. Die Mentalität und der Glaube des Teams waren in der zweiten Halbzeit überragend. Ich bin mir sicher, dass uns dieses Erlebnis bei unseren nächsten Aufgaben helfen wird. 

Mit deinen Einwechslungen zur Pause und während der zweiten Halbzeit hast du aber auch entscheidend dazu beigetragen, dass die Partie gekippt ist! 
Christoph Dabrowski: Es kommt schon mal vor, dass der Trainer die eine oder andere richtige Entscheidung trifft. (lacht) Aber im Ernst: Im Endeffekt liegt es an den Spielern, wie sie es auf dem Platz umsetzen und wie sie die Partie mit ihrer Leistung beeinflussen. Wenn das nicht gelingt, dann nützt auch die beste Idee des Trainers nichts. 

Auf jeden Fall haben die Wechsel funktioniert. Ist das auch ein Beleg dafür, dass RWE auch in der 3. Liga durch seinen breiten Kader in der Lage ist, von der Bank aus noch einiges bewegen zu können?
Christoph Dabrowski: Absolut. Der Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft ist da. Wenn sich die Spieler gegenseitig zu besseren Leistungen anspornen, dann hilft uns das auch als Team. 

Beim Anpfiff stand in Duisburg allerdings dieselbe Startformation auf dem Platz wie zuvor schon beim 1:5 gegen die SV 07 Elversberg. Warum hast du dich dafür entschieden? 
Christoph Dabrowski: Ich habe diesen Ansatz gewählt, weil ich den Jungs ein Stück weit Vertrauen und die Chance geben wollte, es diesmal besser zu machen. Das heißt aber nicht, dass das jetzt immer so sein muss. Die Tür in die Mannschaft ist für jeden offen. 

Die in Duisburg eingewechselten Spieler haben sich auch durchaus für weitere Einsätze durchaus empfohlen, oder? 
Christoph Dabrowski: Das stimmt. Es ist für uns als Trainerteam aber auch eine sehr angenehme Situation, vor jedem Spiel die Qual der Wahl zu haben und harte Entscheidungen treffen zu müssen. 

Es läuft die erste englische Woche der Saison. Bist Du grundsätzlich ein Freund davon, bei einer engen zeitlichen Abfolge der Spiele wegen der Belastungssteuerung innerhalb des Teams zu rotieren? Oder änderst Du lieber nichts, wenn es gut läuft? 
Christoph Dabrowski: Das kommt immer auf die jeweilige Situation und den Spielrhythmus an. Die Frage lässt sich deshalb nicht pauschal beantworten. Mal können Anpassungen aus verschiedenen Gründen sinnvoll sein, mal nicht. Selbstverständlich achten wir gerade in englischen Wochen darauf, in welcher körperlicher Verfassung sich die einzelnen Spieler befinden. 

„Einen zweiten Stürmer zu bringen, hat uns in Duisburg zweifellos gut getan.

In Duisburg kamen die beiden Angreifer Ron Berlinski und Simon Engelmann erstmals über einen längeren Zeitraum gemeinsam auf dem Platz. Ron legte „Engel“ den wichtigen Anschlusstreffer zum 1:2 auf. Könnten die beiden gegen die Viktoria erstmals auch von Beginn an eine Doppelspitze bilden? 
Christoph Dabrowski: Einen zweiten Stürmer zu bringen, hat uns in Duisburg zweifellos gutgetan. Von daher ist es selbstverständlich möglich, auch mit beiden zu beginnen. Man muss dabei allerdings berücksichtigen, dass uns bei einer Umstellung auf zwei Angreifer eine Anspielstation im Mittelfeld fehlt. Das kann gegen den einen Gegner gut, gegen einen anderen aber auch weniger gut funktionieren. Ich bin zuversichtlich, dass wir für das Heimspiel gegen den FC Viktoria Köln die richtige Lösung finden werden. 

Die Fans hoffen auf den ersten Sieg in der 3. Liga. Was erwartest du vom Aufeinandertreffen mit der Viktoria? 
Christoph Dabrowski: Es versteht sich doch von selbst, dass es auch unser Ziel ist, die Partie zu gewinnen. Wir müssen aber aus unserem ersten Heimspiel lernen, wollen kontrollierter und vor allem geschlossener an die Aufgabe herangehen. Gegen Elversberg waren wir in zahlreichen Situationen zu naiv. Das ist ein ständiger Lernprozess, in dem ich uns auf einem guten Weg sehe. Das wollen wir auf dem Platz beweisen. 

Die Transferperiode läuft noch bis zum 1. September. Wird es bis dahin noch Veränderungen am Kader geben? 
Christoph Dabrowski: Jörn Nowak und ich sind im täglichen Austausch und diskutieren immer, wie wir uns noch verbessern können. Wir sind jetzt zunächst einmal so verblieben, dass wir den Verlauf der englischen Woche genau beobachten werden. Selbstverständlich halten wir Augen und Ohren offen, von daher würde ich nichts ausschließen. Ich muss aber auch sagen, dass unser Kader nach wie vor sehr groß ist. Von daher ist es sicherlich auch möglich, dass uns eventuell noch der eine oder andere Spieler verlassen könnte. 

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