12. August 2022

Kräftemessen unter Reviernachbarn

Duellcheck: Gegen BVB im Bundesliga-Tempel.

Simon Engelmann und die Rot-Weissen treffen am Samstag auf den BVB
Torjäger Simon Engelmann möchte mit seinen Rot-Weissen gegen den BVB endlich einen Dreier einfahren. (Foto: Höft / Frontalvision)

Es war ein hauchdünnes Rennen um die Regionalliga-West-Tabellenspitze, was Borussia Dortmund erst am letzten Spieltag der Saison 2020/21 für sich entschied. Drei Punkte waren am 05. Juni 2021 für den Drittliga-Aufstieg ausschlaggebend. Zur Halbzeit des „Fernduell Furiosos“ sah sich sogar RWE im Profifußball, weil Dortmund gegen den Wuppertaler SV zurücklag und das Hafenstraßen-Team zeitgleich im Beecker Waldstadion 2:0 führte. Der Rest der Geschichte ist bekannt: Schwarzgelb drehte die Partie, somit harrte Essen ein weiteres Jahr als Viertligist aus. Am Samstag, den 13. August, 14.00 Uhr, kommt es etwas mehr als ein Jahr nach diesem packenden Aufstiegsrennen am „Sehnsuchtsort 3. Liga“ zum Wiedersehen. Im Bundesliga-Tempel SIGNAL IDUNA PARK geht es am 4. Spieltag für beide noch sieglosen Teams darum, den Fehlstart abzuwenden. Der Duellcheck zum Ruhrpott-Derby zwischen Rot-Weiss Essen und der BVB U23:

Die Ausgangslage:

Nein, so war das sicherlich nicht gedacht! Mit dem klaren Matchplan, den ersten Drittliga-Dreier einzufahren, musste Rot-Weiss Essen einen herben Dämpfer am Dienstagabend hinnehmen. Vor heimischer Kulisse unterlag RWE Viktoria Köln mit 1:4. Dabei sah es zu Beginn der Partie so aus, als könnte Christoph Dabrowskis Team an die zweite Halbzeit aus dem furiosen 2:2-Remis gegen den MSV Duisburg am vorangegangenen Freitag anknüpfen. Dem stimmt auch der 44-jährige Fußball-Lehrer zu: „Wir haben druckvoll gespielt – da hat die Mannschaft gezeigt, wie es funktionieren kann.

Am Ende stand allerdings die deutliche Niederlage. „Ich habe das Gefühl, dass wir aktuell sehr viel Lehrgeld bezahlen“, so Dabrowski weiter, der die Marschroute für den Pott-Zweikampf gegen Borussia vorgibt, um die Abstiegszone zu verlassen: „Es gibt keinen Grund, nicht mutig Fußball zu spielen und an den Weg zu glauben!“

Kräftemessen unter Reviernachbarn – Rot-Weiss Essen
Hinfallen, aufstehen, Krone richten: Christoph Dabrowski und seine Schützlinge Ron Berlinski (l.) wie Moritz Römling (r.) glauben weiter an den eingeschlagenen Weg. (Foto: Endberg)

Der Fußballnachmittag wird für einige Rot-Weisse ein Wiedersehen. Gleich sechs Essener haben eine Dortmunder Vergangenheit. Zwischen 2013 und 2015 sowie 2016 und 2017 absolvierte Oguzhan Kefkir 76 Partien (7 Tore, 13 Vorlagen) für die „Amateure“. Thomas Eisfeld verbrachte siebeneinhalb Jugendjahre in schwarzgelb, bevor er 2012 zu Arsenal London wechselte. Der heute 29-jährige Mittelfeldspezialist erzielte 31 Treffer für A- und B-Junioren, trainierte gar unter Jürgen Klopp bei den Profis mit. Auch Felix Bastians blickt auf Borussen-Jahre zurück: Zwischen 2002 und 2004 war der Abwehrspieler vor seinem Wechsel zu Nottingham Forest für die Junioren-BVBler am Ball.

Zudem kickten Sandro Plechaty (2007 – 2014) und Mustafa Kourouma (2018 – 2020) im Leistungszentrum des Vizemeisters. Nicht zu vergessen bleibt Co-Trainer Carsten „Erle“ Wolters, der 1996 mit Dortmund Deutscher Meister wurde und Teil des legendären Kaders war, der 1997 die Champions-League gewann.

Kräftemessen unter Reviernachbarn – Rot-Weiss Essen
Oguzhan Kefkir spielte einst in schwarzgelb. (Foto: Endberg)

Bester Essener Torschütze nach drei Drittliga-Spieltagen ist Simon Engelmann. Der 33-Jährige war jeweils gegen Viktoria und Duisburg erfolgreich und kommt somit auf zwei Treffer.

Nach der Partie gegen den BVB stehen für Rot-Weiss Essen drei weitere August-Partien an. In der Liga trifft das Dabrowski-Team auf den FC Ingolstadt (Heim, Sa. 20. August, 14.00 Uhr) und die SpVgg Bayreuth (Auswärts, 27. August, 14.00 Uhr). Im Niederrheinpokal geht es im Rahmen der 1. Runde am Dienstag, den 23. August um 19.00 Uhr zum SV Burgaltendorf.

Der Gegner:

Als eine von zwei „Reservemannschaften“ der 3. Liga, ist die Dortmunder Elf mit einem Durchschnittsalter von 21 Jahren eins der jüngsten Drittliga-Teams. Trainer Christian Preußer ist mit Talenten erfahren. Über fünf Jahre betreute der Berliner die 2. Mannschaft des SC Freiburgs. Die Breisgauer führte Preußer 2021 sogar in die Drittklassigkeit. Nach einem kurzen anschließenden Intermezzo bei Zweitligist Fortuna Düsseldorf, kehrte der 38-Jährige schließlich als Nachfolger von FC-Augsburg-Trainer Enrico Maaßen (2020 – 2022 beim BVB) im Sommer im Westfalenstadion ein.

Kräftemessen unter Reviernachbarn – Rot-Weiss Essen
Die BVB-U23-Mannschaft der Saison 2022/23. (Foto: BVB)

In Petto hat Preußer durchaus talentierte Spieler. Das Tor wird am Samstag Marcel Lotka hüten. Der 21-jährige Pole hat mit zwei Seumannstraßen-Jahren eine rot-weisse Vergangenheit (2015-2017) und absolvierte im vergangenen Jahr zehn Bundesliga-Partien für Hertha BSC. Der Borussia hatte sich Lotka schon vor dem Gros seiner Erstliga-Einsätzen beim Hauptstadtklub versprochen, was zu einem Wechsel-Wirrwarr führte.

Zu weiteren Youngsters wie dem 17-jährigen Abdoulaye Kamara (kam 2021 von Paris St. Germain nach Dortmund) oder dem 19-jährigen Schweizer Bradley Fink, die langfristig auch für den Bundesliga-Kader interessant werden könnten, kommen bei den BVB-Amateuren erfahrene Kicker. In Kapitän Franz Pfanne verfügt der BVB über einen Mittelfeldspieler mit weitaus mehr als 250 Senioren-Einsätzen.

Mit Angreifer Michael Eberwein, der bereits zwischen 2015 und 2018 das Dortmund-Dress trug, kehrte die Spielerfahrung aus 110 Drittliga-Partien und 84 West-Regionalliga-Spielen in das Ruhrgebiet zurück. Auch der 26-jährige Marco Hober war schon 123-mal für Borussia Dortmund am Ball.

Kräftemessen unter Reviernachbarn – Rot-Weiss Essen
Franz Pfanne (r.), hier im Zweikamp mit Isaiah Young, ist derzeit Kapitän der Ruhrgebiets-Städter. (Foto: Endberg)

Gebracht haben alle Erfahrung und Talent in dieser Saison noch nichts. Die U23, dessen Profiteam am Vorabend in Freiburg spielt, muss sich wie Rot-Weiss Essen mit nur einem Zähler begnügen. Gegen den SV Wehen-Wiesbaden stand ein 1:1 am 1. Spieltag, der FC Ingolstadt schlug das Preußer-Team daheim am letzten Sonntag 0:4.

Das Stadion:

Der SIGNAL IDUNA PARK ist mit einem Fassungsvermögen von 81.365 Zuschauern das größte Fußballstadion Deutschlands. Wo sonst Champions-League Mannschaften wie Real Madrid oder der FC Bayern München auf der Ersatzbank Platz nehmen, ist am Samstag RWE beheimatet. Die Umbauarbeiten an der direkt neben dem SIGNAL IDUNA PARK gelegenen Heimspielstätte, „Rote Erde“ verzögern sich schließlich weiter.

Kräftemessen unter Reviernachbarn – Rot-Weiss Essen
Am Samstag gastiert Rot-Weiss Essen im SIGNAL IDUNA PARK. (Foto: Borussia Dortmund)

Das sechstgrößte Vereinsstadion Europas wurde am 02. April 1971 eröffnet. Im Bundesliga-Tempel wurden auch schon Spiel der Fußball-Weltmeisterschaft (1974 und 2006) ausgetragen. Schauplatz internationalen Fußballs wird das Stadion auch bei der Europameisterschaft 2024.

Mit auf den Weg in die rund 40 Kilometer entfernte Ruhrpott-Stadt machen sich mindestens 4.300 RWE-Fans. So viele Tickets waren am Mittwochmittag vergriffen. Der Webshop ist noch bis Samstag, kurz vor dem Spiel geöffnet.

Vorherige Duelle:

Das Duell mit der U23 des BVB gab es bisher ausschließlich in der Regionalliga West. Am Samstag kommt es somit zum ersten Spiel beider Teams in der 3. Liga.

Zuletzt spielten die Teams in der BVB-Aufstiegssaison 2020/21 gegeneinander – dort trennten sich schwarzgelb und rot-weiss jeweils 1:1.

Insgesamt kam es zu insgesamt 14 Remis bei 26 Aufeinandertreffen. Auch wenn Rot-Weiss Essen doppelt so oft gewinnen konnte (achtmal), spiegelt sich die ausgeglichene Bilanz auch bei den Toren wider. 28 Tore auf Seiten der Schwarz-Gelben stehen 29 Hütten auf Seiten von RWE entgegen.

Das Wetter:

Der Wetterdienst erwartet heiße und sonnige 30 Grad.

Übertragung:

MAGENTA Sport überträgt die Partie live mit den Vorberichten ab 13.45 Uhr. Basti Schwele ist als Kommentator eingesetzt, die Moderation übernimmt Tobias Schäfer.