18. September 2022

„Aktivität, Aggressivität, Mut und Zielstrebigkeit“

RWE-Cheftrainer Christoph Dabrowski vor Duell mit dem 1. FC Saarbrücken. 

Rot-Weiss Essen Trainer Christoph Dabrowski vor dem Saarbrücken-Spiel.
Blickt nach vorne: RWE-Cheftrainer Christoph Dabrowski. (Foto: Endberg)

Erstmals seit September 2020 leuchten wieder an einem Montagabend die Flutlichter im Stadion an der Hafenstraße. Fast auf den Tag genau 24 Monate nach dem 1:0-Triumph in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den damaligen Bundesliga-Aufsteiger Arminia Bielefeld durch den entscheidenden Treffer von Simon Engelmann empfängt die Mannschaft von RWE-Trainer Christoph Dabrowski diesmal zum Abschluss des 9. Spieltages in der 3. Liga den noch unbesiegten 1. FC Saarbrücken, der bislang in dieser Saison seiner Rolle als Aufstiegsaspirant mit vier Siegen und vier Unentschieden aus acht Begegnungen durchaus gerecht wird. Nach den guten Leistungen in den letzten Heimspielen gegen den FC Ingolstadt 04 (2:2) und den FC Erzgebirge Aue (2:1) wollen die Rot-Weissen aber auch gegen die Saarländer die Punkte in Essen behalten. Vor dem Anpfiff stand Christoph Dabrowski Rede und Antwort. 

Hallo Dabro! Rot-Weiss Essens Positivserie mit einem Sieg und zwei Unentschieden endete mit dem 0:1 beim VfL Osnabrück. Mit einigen Tagen Abstand: Wie fällt Dein Fazit nach der Partie an der Bremer Brücke aus? 
Die Niederlage war aus meiner Sicht maximal ärgerlich, weil sie vermeidbar war. Beide Teams, die zuvor tabellarisch auf Augenhöhe waren, haben in diesem Spiel keine Glanzlichter gesetzt. Es gab auf beiden Seiten nur wenige Möglichkeiten. Am Ende hat eine einzige Aktion das Spiel entschieden, weil uns die Durchschlagskraft in der Offensive auch in der von uns überlegen geführten zweiten Halbzeit gefehlt hat. 

Nach seinem Siegtreffer gegen den FC Erzgebirge Aue hatte Innenverteidiger José-Enrique Rios Alonso auch in Osnabrück direkt in der Anfangsphase die große Chance, RWE in Führung zu bringen! 
Das stimmt. Und es war vor allem deshalb bitter, weil uns das Führungstor zu diesem Zeitpunkt genau in die Karten gespielt hätte. Schließlich strotzte der VfL Osnabrück nach zuvor sechs Partien ohne Sieg nicht gerade vor Selbstvertrauen. 

In der ersten Halbzeit hattest Du auf dieselbe Formation wie beim 2:1-Heimsieg gegen Aue gesetzt, zur Pause dann in der Abwehr von einer Fünfer- auf eine Viererkette umgestellt. Warum konnte sich RWE dennoch nicht entscheidend in Szene setzen? 
Vor allem in der ersten Halbzeit waren wir viel zu passiv. Dadurch hatten wir im Mittelfeld zu wenig Zugriff. Nach der Pause haben wir es dann zwar besser gemacht, konnten uns aber auch in dieser Phase nicht entscheidend durchsetzen und sind deshalb als Verlierer vom Platz gegangen. Grundsätzlich hat das aber nichts mit der jeweiligen Grundordnung oder dem Spielsystem zu tun. Vielmehr geht es um Aktivität, Aggressivität, Mut und Zielstrebigkeit. Wenn wir da – wie vor allem während der ersten Halbzeit – etwas vermissen lassen, dann bekommen wir Probleme – unabhängig von der Formation. Das muss jeder Einzelne verinnerlichen. 

Ron Berlinski hatte nach seiner Einwechslung einige vielversprechende Aktionen. Es fehlte aber die letzte Konsequenz. Oder täuscht der Eindruck? 
Ron zeigt immer, dass er alles investieren und der Mannschaft helfen will. Es ist allerdings richtig, dass seine Aktionen ein wenig unruhig und unsauber waren. Dadurch fehlte der letzte Tick, um in gefährliche Abschlusssituationen zu kommen. Da muss er ruhiger und abgeklärter sein. Damit auch er wieder mehr Selbstvertrauen sammeln konnte, haben wir in den letzten Tagen – wegen der langen Woche bis zum Saarbrücken-Spiel – neben der Pokalpartie gegen den 1. FC Wülfrath auch noch das Testspiel gegen den holländischen Ehrendivisionär Go Ahead Eagles Deventer bestritten. Dadurch konnten wir allen Spielern des Kaders wichtige Wettkampfpraxis vermitteln. 

Der neue Rechtsverteidiger Andreas Wiegel musste kurz nach der Pause verletzungsbedingt behandelt werden und verließ wenig später den Platz. Steht er wieder zur Verfügung? 
Dass Andreas leicht angeschlagen war, hat nicht zu seiner Auswechslung geführt. Er hatte vielmehr schon die Gelbe Karte gesehen und danach noch den einen oder anderen härteren Zweikampf geführt. Da wollte ich nicht riskieren, dass wir in Unterzahl weiterspielen müssen. 

Mit der anstehenden Partie gegen den 1. FC Saarbrücken endet in etwa das erste Viertel der Saison. Wie bewertest Du das bisherige Abschneiden insgesamt? 
Fakt ist, dass wir für unseren betriebenen Aufwand zu wenig Ertrag herausgeholt haben. Wenn ich speziell an die Partien in Dortmund, Bayreuth und Osnabrück sowie gegen den FC Ingolstadt 04 denke, dann fehlen uns mindestens vier bis fünf Punkte, die für uns möglich waren. Daraus müssen wir lernen. Wir alle wussten, dass auf uns in der 3. Liga ein harter Weg wartet. Den wollen wir gehen und uns künftig noch besser behaupten. 

Der 1. FC Saarbrücken hat als einziges Team noch kein Spiel verloren. Wie schätzt Du den Gegner ein? 
Die bisherige Bilanz kommt definitiv nicht von ungefähr. Wir treffen auf eine sehr stabile und vor allem körperlich robuste Mannschaft mit hoher Qualität. Wir haben aber schon gezeigt, dass wir auch gegen Spitzenteams der Liga bestehen und auch jeden Gegner besiegen können. Das wollen wir auch gegen Saarbrücken beweisen. 

Erstmals seit längerer Zeit bestreitet RWE ein Ligaspiel am Montagabend, der allgemein bei den Fans als Spieltermin nicht gerade beliebt ist. Was bedeutet die Ansetzung für die sportliche Vorbereitung? 
Was die Vorbereitung angeht, ist der Termin nicht einfach, weil man gefühlt das gesamte Wochenende mit den Hufen scharrt, um endlich spielen zu können. Da sind mir Freitagspiele schon wesentlich lieber. Auf der anderen Seite werden wir auch gegen Saarbrücken bei Flutlichtatmosphäre an der Hafenstraße antreten. Abendspiele sind hier immer etwas besonders – auch am Montag. 

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