8. November 2022

„Zahlen Geduld der Fans zurück!“

RWE-Mittelfeldspieler Björn Rother im Interview.

Björn Rother im Spiel gegen den Waldhof Mannheim
Gestandener Drittliga-Kicker: die Spielzeit 2022/23 ist Rother sechste Saison in der Spielklasse. (Foto: Höft / Frontalvision)

40 Spiele in der 2. Bundesliga und 141 Begegnungen in der 3. Liga: Das sind die Profieinsätze von Björn Rother, der seit dem Sommer das Trikot von Rot-Weiss Essen trägt. Mit dem 1. FC Magdeburg und dem FC Hansa Rostock schaffte der ehemalige Nachwuchsspieler des SV Werder Bremen gleich zweimal den Aufstieg in die zweithöchste deutsche Spielklasse. Vor der Partie gegen den SV Meppen (Mi., 19.00 Uhr, Stadion an der Hafenstraße) stand der 26-jährige Mittelfeldspieler für ein Interview bereit.

Hallo Björn! Ihr seid mit dem 5:3-Auswärtssieg beim VfB Oldenburg erfolgreich in die letzte Englische Woche des Jahres gestartet. Wie verlief die Partie aus deiner Sicht? 
Björn Rother: Wir sind schlecht ins Spiel reingekommen. Diese Phase haben wir leider auch nicht unbeschadet überstanden. Danach war unsere Leistung gut. Wir haben Angriff um Angriff gestartet und uns mit der Führung belohnt. Beim Stand von 3:1 haben wir jedoch nicht mehr ganz so konsequent verteidigt und wurden dafür durch den zwischenzeitlichen 3:3-Ausgleich bestraft. Nach unserer erneuten Führung haben wir dann aber die Partie clever runtergespielt. Durch unsere zurückliegenden Ergebnisse sind wir stabil genug, um uns auch von Rückschlägen nicht umwerfen zu lassen. 

Hast Du schon häufiger ähnlich abwechslungsreiche Spiele erlebt? 
Björn Rother: Die Partie in Oldenburg hat wegen der Anzahl der Tore auf jeden Fall einen Platz weit oben in der Rangliste sicher. Spontan kann ich mich sonst noch daran erinnern, dass es mal bei einem Spiel mit dem 1. FC Magdeburg bei Eintracht Braunschweig insgesamt drei Platzverweise gab. Trotz eines Spielers weniger war uns noch der Ausgleich zum 2:2-Endstand gelungen. 

"Zahlen Geduld der Fans zurück!" – Rot-Weiss Essen
Neues Zuhause gefunden: Björn Rother ist seit Sommer Rot-Weisser. (Foto: RWE)

Schon im Alter von 19 Jahren hast Du für die U23 des SV Werder Bremen Deinen ersten Einsatz in der 3. Liga absolviert. Welche Erinnerungen hast Du daran? 
Björn Rother: Das damalige Spiel in Münster ist in meinem Gedächtnis noch sehr präsent, weil ich auch gleich von Beginn an spielen durfte. Leider war die Partie für mich verletzungsbedingt schon kurz vor der Pause wieder beendet. Ich bin froh, dass ich mich schon so früh auf diesem Niveau beweisen und meine Erfahrungen sammeln durfte. Ich hatte ein wenig das Glück, dass die U23 des SV Werder gerade in die 3. Liga aufgestiegen war.

Das war für meine Entwicklung sehr wertvoll. Über die Regionalliga schaffen meistens nur die Top-Talente den Sprung nach oben. Ich habe mich mit viel Einsatz reingekämpft. 

Wie hat sich die Spielklasse Deiner Meinung nach seitdem entwickelt? 
Björn Rother: Ich habe in der 3. Liga zum Beispiel noch gegen Rot-Weiß Erfurt, den FC Carl Zeiss Jena oder die Stuttgarter Kickers gespielt. In dieser Saison ist die SV 07 Elversberg zurück in der 3. Liga, der VfB Oldenburg ist komplett neu dabei. Das zeigt, wie umkämpft die Spielklasse ist und wie schwer es ist, sich hier einen Platz zu sichern. Jeder will sich auf diesem Niveau beweisen. Die 3. Liga ist die vielleicht komplizierteste Liga überhaupt. Jeder Gegner wird schon früh unter Druck gesetzt. Die Willensleistung und der Kampf spielen eine sehr große Rolle. Die Spielweise in der 2. Bundesliga ist mehr von der Taktik geprägt. 

Du bist in Deiner Karriere schon zweimal in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Waren es die Höhepunkte Deiner bisherigen Karriere? 
Björn Rother: Schon meine beiden ersten Spielzeiten in der 3. Liga sind mir deutlich in Erinnerung geblieben. Mit der U23 von Werder Bremen konnten wir uns jeweils erst am letzten Spieltag den Klassenverbleib sichern. Bei den Aufstiegen in die 2. Bundesliga mit Magdeburg und Rostock war die Freude noch etwas größer. Es ist etwas Besonderes, Teil der Aufstiegsmannschaften gewesen zu sein. Das werde ich nie vergessen. 

"Zahlen Geduld der Fans zurück!" – Rot-Weiss Essen
Auch auf den Tribünen beliebt: Rother gibt Autogramme nach dem Remis gegen Dynamo Dresden. (Foto: Endberg)

Zu Deinen Trainern in Bremen gehörten unter anderem Alexander Nouri und Florian Kohfeldt, die anschließend auch in der Bundesliga tätig waren. Was hast Du aus dieser Zeit mitgenommen? 
Björn Rother: Ich bin sehr dankbar, von vielen tollen Trainern gelernt zu haben. Alexander Nouri war mit den jungen Spielern sehr geduldig und hat den Talenten die nötige Zeit gegeben. Florian Kohfeldt habe ich als sehr kommunikativen Trainer kennengelernt, mit dem man über alles reden konnte und der auch für Späße zu haben war.

Mit Jens Härtel habe ich beim 1. FC Magdeburg und beim FC Hansa Rostock zusammengearbeitet. Unabhängig davon, wie es für mich sportlich lief, haben wir uns menschlich gut verstanden. Wenn es die Zeit zulässt, haben wir auch weiterhin Kontakt. 

Gab es für Dich auch die Möglichkeit, bei den Profis von Werder reinzuschnuppern? 
Björn Rother: Während der Vorbereitung habe ich für eine Woche mittrainiert. Für den dauerhaften Sprung hat aber ein wenig gefehlt. Mit Maximilian Eggestein oder Florian Grillitsch war die Konkurrenz im Mittelfeld aber auch ausgesprochen groß. Ich bin nicht enttäuscht darüber, dass es mit dem Sprung zu den Profis nicht geklappt hat, sondern stattdessen stolz auf meinen bisherigen Weg. 

In der vergangenen Saison warst Du ebenfalls noch in der 2. Bundesliga am Ball. Warum hast Du Dich dann für den Wechsel an die Hafenstraße entschieden? 
Björn Rother: Dafür gab es viele Argumente. Die Gespräche mit Sportdirektor Jörn Nowak waren toll. Außerdem bin ich nun nach vielen Jahren wieder näher bei meiner Familie, die in der Nähe von Aachen wohnt. Wie zuvor in Magdeburg und Rostock spiele ich auch bei RWE bei einem Traditionsverein. Der Rückhalt der Fans ist enorm. Auswärts wird kein Drittliga-Klub zahlreicher von seinen Anhängern unterstützt. Auch zu Saisonbeginn, als es für uns noch nicht so rund lief, standen die Fans zu uns. Aktuell zahlen wir die Geduld zurück. 

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Wie siehst Du Deine Rolle innerhalb der Mannschaft? 
Björn Rother: Ich bin ein Spieler, der viel vor der Abwehr wegräumt, Lücken schließt und Bälle erläuft. Meine Spielweise ist eher unauffällig. Daher komme ich auch nicht allzu oft bei der Zusammenfassung in der Sportschau vor. (lacht) Viel wichtiger ist aber ohnehin, dass ich dem Team helfe und unsere Verteidigung unterstützen kann. 

Was wird Deiner Ansicht nach im letzten Heimspiel des Jahres gegen den SV Meppen wichtig sein? 
Björn Rother: Wir sind mitten in einer Englischen Woche. Daher mussten wir uns schnell regenerieren, um unsere Frische zu finden. Die ist für unsere Spielweise enorm wichtig, um ein hohes Tempo gehen zu können und den Gegner früh zu stören. Im Vergleich zum Spiel in Oldenburg müssen wir wieder kompakter agieren. Da haben wir im Saisonverlauf aber insgesamt schon deutliche Fortschritte gemacht. Offensiv sind wir mit unseren schnellen Spielern immer in der Lage, gefährliche Nadelstiche zu setzen und Tore zu erzielen. 

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